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AutorenbildWalter Gasperi

Ab heute sind wir ehrlich - L'ora legale


Laut ist der Ruf in einer sizilianischen Kleinstadt nach Veränderung, groß die Freude, als sich bei der Wahl des Bürgermeisters der Reformkandidat durchsetzt. Als dieser aber beginnt seine Wahlversprechen auch umzusetzen, stellt sich die Bevölkerung in Salvo Ficarras und Valentino Picones rasanter, aber auch klamaukiger Satire bald gegen ihn.

Malerisch liegt das fiktive sizilianische Städtchen Pietraammare an der Küste. Während aber der Bürgermeister (Tony Sperandeo), der unübersehbar eine Berlusconi-Karikatur ist, in einer Wahlkampfsendung im Radio seine Leistungen preist, zeigen die Bilder das Gegenteil: Die Straßen sind in desolatem Zustand, Staus an der Tagesordnung, eine petrochemische Fabrik verpestet Luft und Wasser und überall stapelt sich der Müll.


Begeisterung entfacht so beim Volk der Lehrer Pierpaolo Natoli (Vincenzo Amato), der als Gegenkandidat Veränderung verspricht. An Barack Obamas Ruf nach „Change“ und den Slogan „Yes We Can“ erinnert der Wahlkampf und direkt zitiert Natolis Schwager auch einmal den ehemaligen US-Präsidenten.


Tatsächlich muss der alteingesessene Bürgermeister zurücktreten, als die Finanzpolizei wegen Amtsmissbrauch und Korruption zu ermitteln beginnt. Begeistert begrüßt das Volk Natoli auf dem Rathausplatz als neuen Bürgermeister, doch bald schlägt die Stimmung um. Denn dieser grundehrliche, aber politisch unerfahrene Lehrer beginnt seine Wahlversprechen auch wirklich umzusetzen, aus dem Stadtzentrum eine Fußgängerzone zu machen, die Fabrik zu schließen, auch wenn dies zu einer Massenentlassung führt, Faulenzen bei Beamten und Polizisten nicht mehr zu dulden, Vergehen gegen Mülltrennung und die Verkehrsordnung sowie illegale Bautätigkeit rigoros zu ahnden.


Auch mit der Begünstigung von Freunden und Verwandten hat es sich aufgehört. Nicht bewilligt wird der Bau eines Pavillons fürs Café von Natolis Schwager Valentino (Valentino Picone) und Salvo (Salvo Ficcara), der kurz zuvor noch den alten Bürgermeister unterstützte, nach dem Sieg seines Verwandten aber blitzschnell die Seite wechselte.


Der besonnene Valentino und der an Roberto Benigni erinnernde hyperaktive Salvo, die von dem Komiker-Duo Salvo Ficarra und Valentino Picone, die auch Regie führten, gespielt werden, stehen im Zentrum der Handlung. Besonders an ihnen wird der Widerspruch zwischen Eigeninteressen und dem Blick des Bürgermeisters aufs öffentliche Wohl herausgearbeitet. Dass speziell der egoistische und opportunistische Salvo dabei gegen seinen Schwager aktiv werden wird, als seine Interessen gestört werden, ist vorhersehbar.


Sukzessive steigert sich so der Protest, eine nicht unwesentliche Rolle spielt dabei auch der Priester, der nicht verstehen will, dass auch er für sein Bed & Breakfast Steuern zahlen soll. In der Kirche versammeln sich so die erbosten Bürger zu Beratungen, immer lauter wird der Ruf nach Rücktritt oder Absetzung des Bürgermeisters und fiese Intrigen werden geschmiedet, um das Stadtoberhaupt zu Fall zu bringen.


Was als rasante und mit Detailreichtum punktende Abrechnung mit korrupten Politikern beginnt, wandelt sich so zunehmend zur scharfen Kritik an einer Bevölkerung, die in Wirklichkeit gar keine Veränderung will, sondern einzig an der Wahrung der eigenen Interessen und Privilegien interessiert ist. Abgefedert wird der Biss dabei aber nicht nur durch das spürbare Verständnis von Ficarra und Picone für das allzu menschliche Verhalten, sondern auch durch den leichten Erzählton.


Statt bohrend die Missstände auszuloten, darf hier der Klamauk nicht zu kurz kommen und statt plastische Charaktere werden plakative Typen gezeichnet. Das raubt „Ab heute sind wir ehrlich“, dessen Originaltitel „L´ora legale“ auf die Zeitumstellung im Sommer und den damit verbundenen Anbruch einer neuen Ära anspielt, viel von seiner Wirkung, sorgte aber zweifellos auch dafür, dass sich die Komödie in Italien mit 1,8 Millionen Eintritten zu einem der erfolgreichsten Film des Jahres 2017 entwickelte: Der Hintergrund ist zwar real und hat nicht nur für Italien, sondern wohl für die ganze Welt Gültigkeit, aber wirklich weh will das Regieduo niemandem tun. Die Nachwirkung bleibt so gering, aber dank zahlreicher Pointen und hohem Erzähltempo kommen über die 90 Minuten keine Längen auf.


läuft ab 25. Oktober in den österreichischen Kinos - TaSKino Feldkirch im Kino Rio vom 25.10. bis 31.10. (ital. O.m.U.)


Trailer zu "Ab heute sind wir ehrlich - L´ora legale"



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