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AutorenbildWalter Gasperi

Zwei ritten zusammen

Aktualisiert: 31. März 2021


Ein Marshal und ein Lieutenant sollen zwei Weiße, die vor Jahren von Comanchen verschleppt wurden, zurückholen. Im gewaltigen Oeuvre John Fords ist dieser 1961 entstandene Western, der bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) auf Blu-ray erschienen ist, ein Nebenwerk, doch das lustvolle Zusammenspiel von James Stewart und Richard Widmark sowie der bittere Blick auf die Welt bieten doch einiges.


Der Hauptplot mit der Suche nach mehreren, vor Jahren von Comanchen verschleppten Kindern ist eine Variation von Fords Meisterwerk "The Searchers". Bitterer ist hier aber der Blick auf die weiße Zivilisation. Mag die erste Einstellung des in einem Schaukelstuhl auf einer Veranda sitzenden Marshals Guthrie McCabe (James Stewart) noch den Eindruck eines ruhigen Westernstädtchens evozieren, so zeigt sich bald, wie korrupt dieser Gesetzeshüter ist, den Ford zudem gegen den Strich mit dem auf Saubermänner abonnierten James Stewart besetzte.


Weil die Armee nicht ins Indianergebiet darf, beauftragt Major Frazer (John McIntire) den Zivilisten McCabe mit der Suche und lässt ihn von Lieutenant Gary (Richard Widmark), der als Deserteur ausgegeben wird, begleiten. Nur gegen entsprechende Bezahlung lässt sich McCabe für diesen Auftrag gewinnen, glaubt aber auch von Anfang an, dass dies nichts bringt, denn seiner Meinung nach sind die entführten Kinder längst zu strammen Indianern erzogen worden.


Tatsächlich zeichnet Ford die Indigenen dann auch als Wilde. Obwohl "Zwei ritten zusammen" aus dem Jahre 1961 stammt, ist noch nichts von einer Revision des indianerfeindlichen Bildes zu sehen, doch zunehmend schlechter kommen in diesem Western auch die Weißen und ihre angebliche Zivilisation weg. Ohne mit der Wimper zu zucken - und offensichtlich mit stillschweigender Duldung durch die Armee - verkauft McCabe zum Beispiel dem Häuptling der Comanchen Gewehre, die dieser wohl nicht nur für interne Kämpfe verwenden wird.


Andererseits gibt es für die Verschleppten tatsächlich kein Zurück mehr in die Gemeinschaft der Weißen: Der junge Running Wolf fühlt sich längst als Comanche. Er hasst die Weißen und will nicht zurück, doch McCabe, der auf die Belohnung verzichten will, schleppt ihn mit sich. Als er im Fort ins Gefängnis gesteckt wird, begafft ihn die neugierige Menge wie ein seltenes Raubtier, später wird er Opfer eines lynchwütigen Mobs.


Im Gegensatz zu Running Wolf folgt die junge Mexikanerin Elena, die bei den Comanchen die Frau des Häuptlings ist, McCabe freiwillig, erfährt aber von den weißen Frauen nur Verachtung. Zwei der verschleppten Frauen ahnen dies schon und ziehen es vor bei den Indianern zu bleiben.


Auf allen Ebenen geht es hier ums Geschäft, auf der Strecke bleiben Menschlichkeit und Empathie. Wie McCabe aus purem Egoismus handelt, so sieht der Häuptling in den Verschleppten wertvolle Handelsware und die Bordellbesitzerin sieht in der Mexikanerin, die McCabe zurückbringt, nur eine Möglichkeit den Wert ihres Etablissements zu steigern. Entkommen kann man dieser verdorbenen Welt scheinbar nur durch Flucht ins vielleicht noch unzivilisierte Kalifornien.


Das positive Bild des Aufbaus einer neuen Zivilisation ist "Zwei ritten zusammen" gänzlich ausgetrieben. Statt prächtigen Totalen einer weiten Landschaft wie des Monument Valley dominieren folglich auch dunkle Bilder und enge Räume, aber insgesamt fehlt es diesem Western, den Ford angeblich nur aus Gefälligkeit gegenüber dem Columbia-Boss Harry Cohn drehte, doch an Fokussierung und Inbrunst.


Unentschlossen pendelt Ford immer wieder zwischen komödiantischem Geplänkel zwischen James Stewart und Richard Widmark und ernsten Szenen. Nicht nur dies raubt diesem Spätwerk seine Durchschlagskraft, sondern auch die wenig glaubwürdigen Liebesgeschichten dieses Duos, die gegen Ende eingeflochten werden.


Mit den zahlreichen großen Meisterwerken, die Ford im Laufe seiner 50 Jahre und rund 140 Filme umspannenden Karriere gedreht hat, kann "Two Rode Together" so kaum mithalten, aber die blendend harmonierenden Hauptdarsteller und der schon erwähnte bittere Blick auf die Zivilisation sorgen doch für 110 interessante Minuten.


An Sprachversionen bietet die bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) erschienene Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras beschränken sich auf den amerikanischen und den deutschen Kinotrailer sowie zwei Bildergalerien.


Trailer zu "Zwei ritten zusammen"



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