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  • AutorenbildWalter Gasperi

Unter dem Sand - Sous le sable


Beim Urlaub am Atlantik verschwindet ein Mann spurlos. Die Ungewissheit, was mit ihm passiert ist, lässt seine Frau das Verschwinden einfach negieren. François Ozons von einer großartigen Charlotte Rampling getragenes, subtiles Drama ist bei Pidax Film auf DVD erschienen.


Immer wieder kreisen die Filme von François Ozon um Verlust und Trauer. Zuletzt erzählte er meisterhaft davon in dem während des Ersten Weltkriegs spielenden "Frantz" (2016), doch schon zwischen 2000 und 2009 drehte er mit "Unter dem Sand"(2000) , "Die Zeit, die bleibt" (2005) und "Rückkehr ans Meer" (2009) eine Trilogie zu diesen Themen.


Ozon zögert nicht lange. Mit einem Schwenk von der Seine zu einer Pariser Ausfallstraße lässt er schon in der ersten Einstellung die etwa fünfzigjährigen Marie (Charlotte Rampling) und ihren Mannes Jean (Bruno Crémer) zu ihrem Sommerurlaub zum Ferienhaus am Atlantik aufbrechen. In knappen Szenen fasst Ozon nicht nur diese Fahrt zusammen, sondern vermittelt dabei gleichzeitig die Vertrautheit und Harmonie des Paares.


Am nächsten Tag gehen sie an den Strand. Während Jean schwimmen will, will Marie sich zunächst noch sonnen. Ob Jean wirklich ins Wasser geht, sieht man nicht, jedenfalls kehrt er nicht zurück. Beunruhigt kontaktiert Marie zunächst andere Badegäste, dann Rettungsschwimmer und schließlich die Polizei, doch die Suche bleibt erfolglos.


Mit einem Schnitt wechselt der Film nach Paris, wo Marie, die an der Universität Literatur unterrichtet, scheinbar wieder ein normales Leben führt. Im Gegensatz zu ihren Freunden spricht sie von ihrem Mann aber immer noch in der Gegenwart, sieht ihn auch in ihrer gemeinsamen Wohnung und spricht mit ihm. Da man keine Leiche gefunden hat, ignoriert sie ganz offensichtlich dessen Verschwinden. Sie beginnt zwar eine Affäre mit dem Verleger Vincent (Jacques Nolot), doch auch damit kommt sie nicht über den Verlust hinweg.


Ganz aus der Perspektive der von Charlotte Rampling großartig gespielten Marie erzählt Ozon, der durch eine persönliche Erfahrung in der Kindheit zu diesem Film angeregt wurde. In jeder Szene ist die Britin präsent. Ebenso unaufdringlich wie differenziert vermittelt sie die Befindlichkeit Maries. Perfekt passt zu diesem zurückhaltenden Spiel die unspektakuläre, aber sehr präzise, ganz auf Marie fokussierte Inszenierung.


Eindrücklich wird durch dieses Zusammenspiel von Schauspiel und Regie erfahrbar, wie schwer es ist, mit einem Verlust umzugehen, wenn unklar ist, was mit dem anderen passiert ist. Sukzessive nimmt ihre Verunsicherung zu, die durch die Musik und das leitmotivisch wiederkehrende Wasser, das auch auf die Labilität und das Fließende der menschlichen Befindlichkeit verweist, verstärkt wird.


Dominiert in diesem gerade durch die ruhige und leise Inszenierung intensiven Drama zunächst der Schmerz, erkennt Marie bald auch, dass ihr Mann an Depressionen litt, und wird schließlich auch damit konfrontiert, dass er vielleicht einfach abgehauen ist, um ein neues Leben – eventuell an der Seite einer anderen Frau – zu beginnen. Auch als eine Leiche geborgen wird, hält sie aber am Glauben, dass Jean noch lebt fest und lässt die Illusion über die Realität siegen.


An Sprachversionen bietet die bei Pidax Film erschienene DVD die französische Original- und die deutsche Synchronfassung, sowie deutsche Untertitel. Die Extras umfassen neben einer Trailershow den Nachdruck eines vierseitigen Programmhefts zum Film.


Trailer zu "Unter dem Sand - Sous le sable"





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