Ein französischer Starkoch bricht nach Japan auf, um der geheimnisvollen Geschmacksrichtung Umami auf die Spur zu kommen. - Slony Sows Dramödie bietet Gérard Depardieu zwar eine Paraderolle, doch die richtige Würze fehlt dem Film, der sich in Nebenhandlungen verzettelt.
Wenn es in Filmen ums Kochen geht, dann steht das Essen meist auch für Lebensfreude und Lebensglück. Nicht anders ist es in Slony Sows zweitem langem Kinofilm. Denn mag Gabriel Carvin (Gérard Depardieu) auch ein noch so erfolgreicher Starkoch sein, der soeben wieder ausgezeichnet wurde, so läuft doch sein Leben alles andere als rund.
Immer hat er seine Arbeit über die Familie gestellt, jetzt bekommt er die Rechnung präsentiert: Seine Gattin (Sandrine Bonnaire) hat eine Affäre mit dem Restaurantkritiker, der ihn gerade ausgezeichnet hat, seinen Sohn macht er immer wieder nieder, weil er seiner Meinung nach nicht kochen kann.
Auch bei der Arbeit ist er missmutig, bis er einen Herzinfarkt erleidet. Klar ist für ihn, dass sich nach seiner Rekonvaleszenz etwas ändern muss und auf Rat seines Freundes (Pierre Richard) bricht er nach Japan auf, um einen Kollegen zu besuchen, der ihn vor mehr als 40 Jahren bei einem Kochwettbewerb besiegt hat.
Mit seiner Körperfülle und seiner bekannten Vorliebe für gutes Essen und Wein ist diese Rolle Gérard Depardieu auf den Leib geschrieben. Nicht viel spielen muss er hier, allein mit seiner Präsenz dominiert er den Film, blass bleiben daneben die Nebenfiguren.
In gewohnter Manier wird die Reise ins fremde Land dabei zu einer Reise zu sich selbst. Die neben süß, sauer, salzig und bitter geheimnisvolle Geschmacksrichtung Umami wird dabei zum Symbol für die richtige Würze des Lebens, die Ausgewogenheit und das Glück. Über Begegnungen, delikate Speisen und den Besuch abgelegener und auch seltsamer Orte findet der Starkoch so wieder zum Leben zurück und erkennt natürlich auch den Wert der Familie.
Leider entwickelt "Umami - Der Geschmack der kleinen Dinge" aber nie richtig Drive und Witz, sondern verzettelt sich einerseits in Nebenhandlungen und arbeitet andererseits mit alten Klischees. Der Kontrast zwischen dem im mittelalterlichen französischen Kloster gelegenen Nobelrestaurant und einer Nudelbude in Japan mag ja noch originell sein, doch die kleinen japanischen Schlafkojen sind doch ein ebenso abgedroschenes und kaum mehr witziges Bild wie die grenzenlose japanische Freundlichkeit.
Hauptproblem ist aber, dass sich Sow in Neben- und Parallelhandlungen verzettelt, die nicht wirklich entwickelt werden, sondern vielmehr die Haupthandlung stören. Das beginnt schon einmal damit, dass der japanische Koch mit Voice-over als Erzähler fungiert. Seine Traumatisierung durch den Verlust seiner Frau wird aber so wenig weiter entwickelt wie die Suizidgefährdung seiner Enkelin.
Dazu kommt, dass parallel zur Reise des Protagonisten sich in Frankreich sein älterer Sohn als Koch beweisen muss, da eine bedeutende Bloggerin das Restaurant besucht, während der jüngere Sohn nach Japan aufbricht, um den Vater zu suchen. Doch nie gewinnen diese Nebenfiguren Profil, selbst Sandrine Bonnaire als Ehefrau des Starkochs hat einzig die Aufgabe Depardieu zuzuspielen.
Wenn die Montage die getrennt spielenden Erzählstränge verbindet, dann soll das wohl auch darauf verweisen, dass im Leben alles verbunden ist. Wie in Umami die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen die perfekte Ausgewogenheit finden, so lösen sich auch hier sowohl der Culture Clash zwischen japanischer und französischer Kultur und Küche als auch die Spannungen innerhalb der Familie auf.
Alles andere als neu ist diese Geschichte einer inneren Befreiung, dennoch könnte man sie immer noch spannend oder auch witzig erzählen. Sows Film bleibt aber ein fades Gericht, das trotz der leckeren Speisen, die zubereitet und gegessen werden, nicht einmal große kulinarische Lust wecken kann.
Derzeit in den Kinos, z.B. im Cinema Dornbirn und im Kinok St. Gallen
LeinwandLounge in der Remise Bludenz: Mi 14.6., 19 Uhr
Trailer zu "Umami - Der Geschmack der kleinen Dinge"
Comentarios