Silverado

"Silverado": Alle Western-Motive in einem Film

Vier Männer im Kampf gegen einen korrupten Sheriff und dessen Bande. – Bei Plaion Pictures ist Lawrence Kasdans bildmächtiger Western aus dem Jahr 1985 in einem limitierten Steelbook auf 4K Ultra HD und Blu-ray erschienen.

Immer wieder wurde der Western für tot erklärt, Anfang der 1980er Jahre beispielsweise nach dem kommerziellen Desaster von Michael Ciminos "Heaven´s Gate". Wenige Jahre später strebte Lawrence Kasdan mit "Silverado" (1985) aber schon wieder ein Revival an. Mit seiner Mitarbeit an den Drehbüchern von George Lucas´ "Star Wars" und Steven Spielbergs "Jäger des verlorenen Schatzes" sowie seinem Regiedebüt mit dem Film noir "Body Heat" (1981) hatte er schon seine tiefe Verwurzelung im und Liebe zum klassischen Hollywood-Genrekino bewiesen.

Gemeinsam mit seinem Bruder Mark schrieb Kasdan auch das Drehbuch für "Silverado". Furios ist der Auftakt mit einem langsamen Kameraschwenk durch eine dunkle Hütte, in der ein Mann schläft. Abrupt gehen Ruhe und Stille in eine Explosion der Gewalt über, als der Schlafende von mehreren Männern durch die Wände der Hütte beschossen wird. Doch der Angegriffene setzt sich gegen seine Angreifer durch, erschießt sie bzw. vertreibt sie, und wenn er durch die Tür der Hütte ins Freie tritt, öffnet sich der Blick auf die weite braune Sandsteinlandschaft von New Mexico.

In klassischer Westernmanier folgt ein Ritt durch diese Landschaft, bei der Emmett (Scott Glenn) auf den fast verdursteten Paden (Kevin Kline) trifft, den er aufnimmt. Gemeinsam kommen sie in eine Stadt, in der sich Paden sogleich an einem Pferdedieb rächt. Aber auch der Afroamerikaner Malachi „Mal“ Johnson (Danny Glover), der ein begnadeter Gewehrschütze ist, taucht auf, doch Saloonbesitzer und Sheriff zwingen ihn zum Verlassen der Stadt.

Paden wiederum landet nach einem Duell im Gefängnis, wo er auf Emmetts Bruder Jake (Kevin Costner) trifft. Bald brechen sie aber aus, fliehen mit Emmett und werden unterwegs durch Mal vor den Verfolgern gerettet. Als das Quartett auf einen Treck trifft, bringen sie diesem mittels einer List die von Gangstern gestohlene Kasse zurück.

Schließlich kommt das Quartett an sein Ziel Silverado, wo Emmett und Jake sowie Mal erkennen müssen, dass ihre Familien vom korrupten Sheriff Cobb (Brian Dennehy) und dessen Bande terrorisiert werden. Paden dagegen nimmt einen Job in Cobbs Saloon an, muss aber im sich zuspitzenden Konflikt zwischen Cobbs gewalttätiger Bande und den kleinen Farmern schließlich Farbe bekennen.

Außer den Native Americans, die hier außen vor bleiben, packen Lawrence und Mark Kasdan alle Figuren und Motive hinein, die es in klassischen Western gibt. Der Bogen spannt sich von der sich entwickelnden Freundschaft von vier Männern über einen machtgierigen Sheriff und Gangsterbanden bis zu Prostituierten, einfachen Farmern und einem Treck.

An Schauplätzen werden die endlos weite Landschaft, das im Entstehen begriffene Städtchen und abgelegene Farmen geboten. Machtgier und Gewalt stehen dem Familienleben und dem Wunsch nach einem sicheren Leben gegenüber und eine dunkle Vergangenheit spielt ebenso herein wie Loyalitätskonflikte und das Einstehen für Freunde.

Nicht fehlen darf eine mächtige Rinderherde, die sich in rasendem Tempo der Farm nähert, ein Fest auf dem Stadtplatz, eine Salonschlägerei, die beinahe Ermordung der Helden, die sich von diesem Rückschlag erholen müssen, ehe es zum doppelten Showdown kommt, bei dem auf einen bleihaltigen Kampf gegen die gesamte Bande ein klassisches Duell der beiden Hauptkontrahenten auf der Stadtstraße folgt.

Revival des klassischer Western und postmodernes Spiel mit dem Genre gehen Hand in Hand, wenn Kasdan vor allem am Beginn mit Padens Auftritt in der Stadt im Schlafanzug oder bei der Salonschlägerei die Szenen immer wieder ins Humoristische kippen lässt. Andererseits wecken die großartigen Landschaftsaufnahmen von Kameramann John Bailey ebenso klassisches Westernfeeling wie die an die Soundtracks von Elmer Bernstein erinnernde Musik von Bruce Broughton.

Über den klassischen Western geht "Silverado" aber nur in der Thematisierung des Rassismus gegenüber dem Afroamerikaner Mal hinaus sowie im größeren Gewicht, das mit der kleinwüchsigen Salonbetreiberin Estella (Linda Hunt) und Mals als Prostituierter arbeitenden Schwester Frauen gegeben wird.

Großzügiges und leichthändig inszeniertes Kino wird so geboten, doch auch das lustvolle Spiel des großen Starensembles um Kevin Kline, Kevin Costner, Scott Glen, Danny Glover und Linda Hunt kann nicht über das Gefühl hinwegtäuschen, dass hier nur mit Versatzstücken gespielt wird und die Handlung sowie die Figuren nur wenig eigenes Leben entwickeln.

An Sprachversionen bieten die bei Plaion Pictures in einem limitierten Steelbook erschienene 4K Ultra HD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche und französische Synchronfassung sowie Untertitel nicht nur in Deutsch und Englisch, sondern auch in zahlreichen weiteren Sprachen. Als Extras gibt es unter dem Titel "Along the Silverado Trail: A Western Historical Commentary" einen sehr ausführlichen und informativen, deutsch untertitelten Audiokommentar des Filmhistorikers Frank Thompson und der Historiker Steve Aron und Paul Hutton.

Dazu kommen unter dem Titel "A Return to Silverado with Kevin Costner" ein rund 20-minütiges, deutsch untertiteltes Interview mit Kevin Costner, das durch Filmausschnitte unterstützt wird, sowie ein 37-minütiges, deutsch untertiteltes Making of mit Interviews mit den Kasdan-Brüdern ebenso wie mit Kameramann John Bailey, Editorin Carol Littleton sowie mehreren Schauspieler:innen. Auch dieses Feature wird durch Filmausschnitte, Fotos und Szenen von den Dreharbeiten unterstützt.

Trailer zu "Silverado"