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  • AutorenbildWalter Gasperi

She Dies Tomorrow


Zuerst glaubt nur Amy, dass sie morgen sterben werde, bald überträgt sich das Gefühl aber auch auf andere. Bei Koch Films ist Amy Seimetz atmosphärischer Thriller, der intensiv um das Gefühl der Vergänglichkeit und des Sterbens kreist, in einem Mediabook auf DVD und Blu-ray erschienen.


Eben hat Amy (Kate Lyn Sheil), die sicher nicht zufällig den gleichen Vornamen wie die Regisseurin trägt, ein neues Haus bezogen, doch glücklich wirkt sie nicht, sondern tiefe Traurigkeit erfüllt sie. Sie legt Mozarts „Requiem“ auf ihrem Plattenspieler auf, lehnt sich lange an die glatte Wand, als ob sie jemanden umarmen möchte, legt sich auf den Boden und sinniert darüber, dass das Holz einst lebendig war und nun tot ist. Abrupt brechen Erinnerungsfetzen in die Gegenwart herein, glückliche Momente mit zwei verschiedenen Männern. Ob hier Beziehungen zerbrochen sind, lässt Amy Seimetz offen. Eine tiefe Traurigkeit scheint aber in den Rückblenden auch einen dieser Männer zu erfassen.


Eine schwere persönliche Krise scheint Amy durchzumachen. Sie, die in den Rückblenden keinen Alkohol trinkt, lässt sich nun volllaufen und erklärt ihrer Freundin Jane (Jane Adams), dass sie morgen sterben werde. Jane nimmt sie nicht ernst, lacht, verlässt Amy, macht sich dann aber doch Sorgen und kehrt zurück, findet ihre Freundin aber nicht mehr vor. Dafür erfasst auch Jane dieses Gefühl bald sterben zu werden und über sie scheint sich dieses Gefühl bei einer Party auf ihren Bruder, dessen Frau und zwei Gäste zu übertragen.


Ganz im Alltäglichen bleibt Seimetz im Grunde, minimalistisch und unspektakulär ist die äußere Handlung. Die 40-jährige Amerikanerin beschränkt sich in ihrem nach dem Thriller "Sun Don`t Shine" (2013) zweiten langen Spielfilm fast ausschließlich auf die Evokation dieses Gefühls der Vergänglichkeit und des nahen Todes, den man in unserer Welt so gerne verdrängt. Einziges irreales Moment sind grelle rote und blaue Lichtblitze, die dieses Gefühl auszulösen scheinen. Subtil wird dagegen mit schleichendem Licht- und Farbwechsel danach die sich zunehmend verstärkende Traurigkeit evoziert.


Dass Seimetz, die für den Film ihre eigenen Erfahrungen mit Panikattacken verarbeitete, auf Erklärungen für die Ursachen dieses Gefühls verzichtet, macht „She Dies Tomorrow“ noch beunruhigender. Weil man dieses vage, aber dicht vermittelte Todesgefühl hier nicht mit Depressionen oder einer anderen Krankheit erklären kann, gewinnt Seimetz´ atmosphärisch dichter Mix aus Mysterythriller und Drama existentielle Dimension und gibt die Frage nach Vergänglichkeit und Sterben direkt ans Publikum weiter. Bestens passt dieser Film mit diesem sich schleichend ausbreitenden Gefühl der Endlichkeit in die Zeiten der Pandemie.


An Sprachversionen bieten die bei Koch Films erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie deutsche Untertitel. Die Extras umfassen neben dem Trailer ein etwa 20-minütiges Making of, in dem Regisseurin Amy Seimetz und Kameramann Jay Keitel vor allem ausführlich über die Farb- und Lichtdramaturgie sprechen.


Trailer zu "She Dies Tomorrow"

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