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AutorenbildWalter Gasperi

Shadow of Violence

Der Schläger eines irischen Gangster-Clans muss eine wegweisende Entscheidung treffen: Nick Rowlands atmosphärisch dichtes und stark gespieltes Krimidrama aus dem Jahr 2019 ist bei Plaion Pictures auf DVD und Blu-ray erschienen.


Bevor die Bilder einsetzen, ist schon dem Voice-over von Douglas "Arm" Armstrong (Cosmo Jarvis) die Gewalt eingeschrieben, wenn er von seiner Aggression und vor allem seiner Autoaggression in der Kindheit erzählt. Nun ist er um die 30 und arbeitet nach Ende seiner Karriere als Boxer in einer westirischen Kleinstadt als Schläger für eine Familie von Drogendealern, die ihm zur Ersatzfamilie geworden ist.


Wie hart und rücksichtslos er vorgeht, zeigt schon sein erster Einsatz, bei dem er, begleitet von seinem Kumpel Dympna Devers (Barry Keoghan), einen älteren Mann in seiner Wohnung brutal zusammenschlägt und auf ihn auch noch eintritt, als dieser am Boden liegt. Auch wenn Nick Rowland diese Szene in einer distanzierten Totalen filmt, vermittelt sie doch eindrücklich die Brutalität und Schonungslosigkeit dieses Milieus.


Doch für Douglas gibt es auch noch eine andere Welt, hat er mit seiner Ex-Freundin Ursula (Niamh Algar) mit Jack doch einen fünfjährigen Sohn. Mit dessen Autismus kann er aber nicht umgehen, sodass es immer wieder zu Konflikten kommt. Zum Nachdenken bringt ihn, als Ursula in einem sanften jungen Psychotherapeuten einen neuen Freund findet und mit Jack ans andere Ende der Insel ziehen will, wo der Junge eine spezielle Schule besuchen soll.


Man spürt in dieser Verfilmung der Kurzgeschichte "Ruhig mit den Pferden" des irischen Schriftstellers Colin Barrett, wie es in Douglas brodelt, wenn er in einem Pub Ursulas neuem Freund vorgestellt wird. Mit in rot getauchter Detailaufnahme der Augenpartie und Zurücknahme des Tons versetzt Rowland die Zuschauer:innen hier ebenso in die Wahrnehmung des Protagonisten wie bei einer von Dympna vom Zaun gebrochenen Schlägerei, bei der ebenfalls der Ton zurückgenommen und die Bilder mit Zeitlupe akzentuiert werden.


Vor eine Entscheidung wird Douglas schließlich gestellt, als er für den Boss der Drogendealer-Familie einen Mord begehen soll: Soll er den Auftrag erfüllen, wurde doch schon zuvor von der hohen Bedeutung der Loyalität innerhalb der Familie gesprochen, oder soll er sich widersetzen, Menschlichkeit zeigen und damit den Zorn des Bosses auf sich ziehen?


In der atmosphärisch stimmigen, ungeschminkten und rauen Inszenierung vermittelt Rowland in seinem Spielfilmdebüt dicht das Klima der Gewalt, das in diesem Milieu herrscht. Treffender Kontrast dazu sind nicht nur Ursula und der kleine Jack, sondern auch die Totalen der großartigen irischen Landschaft, in die "Shadow of Violence" eingebettet ist, sowie eine Pferdefarm, auf der auch Douglas für kurze Zeit Ruhe findet.


Intensiv lotet dieses Crime-Drama die Beziehungen zwischen den Figuren aus, macht erfahrbar, wie tief verwurzelt Douglas in diesem Milieu ist und wie schwer es ist, daraus zu entkommen. So unsympathisch der vom britischen Schauspieler und Singer-Songwriter Cosmo Jarvis großartig verkörperte Douglas mit seinem ersten brutalen Auftritt auch ist, so wird er doch immer mehr zu einem zerrissenen und nach einem Ausweg aus dieser Welt suchenden jungen Mann, dessen Schicksal berührt.


Verpackt in zupackendes Genrekino erzählt Rowland nämlich auch vom Aufeinanderprallen von Gewalt und Mitgefühl und von einer Sehnsucht nach Befreiung und Erlösung, für die vielleicht auch das eigene Leben geopfert werden muss.


An Sprachversionen bieten die bei Plaion Pictures erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie deutsche Untertitel. Die Extras beschränken sich neben dem Trailer zum Film sowie einer Trailershow zu weiteren Filmen dieses Labels auf kurze, deutsch untertitelte Interviews (insgesamt 27 Minuten) mit dem Regisseur, dem Produzenten Daniel Emmerson und mehreren Darsteller:innen.


Trailer zu "Shadow of Violence"



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