Saturday Night
- Walter Gasperi
- 30. Apr.
- 3 Min. Lesezeit

Seit 50 Jahren wird von NBC jede Samstagnacht die Comedyshow Saturday Night Live (SNL) ausgestrahlt: Jason Reitman zeichnet in seinem Spielfilm, der bei Plaion Pictures auf DVD und Blu-ray erschienen ist, mit einem großartigen Ensemble in Echtzeit die Hektik und das Chaos unmittelbar vor der ersten Ausstrahlung am 11. Oktober 1975 nach.
Die Comedyshow "Saturday Night Live" ist in den USA eine Institution. Seit 50 Jahren wird sie jeden Samstag immer um 23.30 Uhr aus dem Studio 8H des NBC Hauptgebäudes in New York übertragen. Legendäre Komiker wie Chevy Chase, Dan Aykroyd und John Belushi schafften mit den Auftritten in den ersten Shows ebenso ihren Durchbruch wie später Bill Murray, Billy Crystal, Robert Downey Jr. oder Adam Sandler.
Jason Reitman ("Juno", "Up in the Air") nahm das 50-Jahr-Jubiläum zum Anlass, um einen Spielfilm über die Genese der ersten Show zu drehen. Ähnlich wie zuletzt Ido Fluk bei "Köln ´75" nur die Vorbereitung des legendären Keith Jarrett-Konzerts 1975 in Köln nachzeichnete, nicht aber das Konzert selbst zeigte, fokussiert auch Reitman auf den Vorbereitungen, lässt den Film aber mit Beginn der Show und dem einleitenden Satz "Live from New York, it's Saturday Night!" enden.
Vom Vorplatz des Studios, auf dem Flyer verteilt werden, um zum Besuch der Live-Show zu motivieren, taucht die dynamische Kamera von Eric Steelberg ins Studio ein, in dem hektische Betriebsamkeit herrscht.
An einer Pinnwand hat Produzent Lorne Michaels (Gabriel LaBelle) zwar mit Zetteln die einzelnen Programmpunkte fixiert, doch John Belushi (Matt Wood) will seinen Vertrag nicht unterschreiben, Muppet-Erfinder Jim Henson (Nicholas Brown) klagt über die mangelnde Akzeptanz seiner Puppen bei Erwachsenen und auch technische Pannen bleiben mit einem herunterfallenden Scheinwerfer nicht aus.
Andere wollen oder können wiederum ihre Nummern nicht auf die vorgesehene Zeit kürzen und der TV-Boss (Willem Dafoe) drängt zu einer Verschiebung der Live-Show um eine Woche und Ausstrahlung der Generalprobe. Dazwischen steht Lorne Michaels, der dem Nervenzusammenbruch nahe ist, aber mit seiner Frau Rosie Schuster, die auch die Autorin der Show ist, die Live-Sendung unbedingt durchziehen möchte.
Wiederkehrende Zeitinserts vermitteln im Stil eines Countdowns das Näherrücken des Beginns der Sendung, aber für Michael ist fix – wie schon ein einleitendes Insert ankündigte: "Die Show beginnt nicht, wenn sie fertig ist, sondern wenn es 23.30 Uhr ist".
Reitman erzählt in Echtzeit, konzentriert sich weitgehend auf das Studio und evoziert mit Frisuren und Kostümen, aber auch mit dem Dreh auf 16-mm-Film dicht die Atmosphäre der Zeit und die Stimmung der Filme der 1970er Jahre. Mit der beweglichen Kamera von Eric Steelberg, die den Figuren immer wieder in langen Fahrten durch die Gänge folgt, und einem schnellen Schnitt erzeugt Reitman enormen Drive, macht es mit den zahlreichen Protagonist:innen und rasanten Szenenwechseln und Parallelhandlungen speziell Zuschauer:innen, die mit der Show und den verschiedenen realen Figuren nicht vertraut sind aber auch nicht gerade leicht, in den Film hineinzufinden.
Denn keine plastischen Charaktere mit persönlicher Backstory werden hier gezeichnet, sondern ganz auf die Show konzentriert sich "Saturday Night". Wirklich nah kommt man so den Figuren auch aufgrund ihrer großen Zahl kaum, aber wie Reitman die Hektik und das Chaos vor der ersten Ausstrahlung vermittelt sowie das leidenschaftliche Spiel der großteils jungen und noch unbekannten Schauspieler:innen und ihr fantastisches Zusammenspiel sorgen doch dafür, dass dieser Ensemblefilm par excellence vor allem gegen Ende hin mitreißt.
An Sprachversionen bieten die bei Plaion Pictures erschienene DVD und Blu-ray neben der englischen Original- und der deutsche Synchronfassung zahlreiche weitere Sprachen sowie Untertitel in Deutsch und weiteren Sprachen. Als Extras gibt es neben einem deutsch untertitelten, 15-minütigen Making-of mit Interviews mit Reitman und seinen Mitarbeiter:innen, kurze ein- bis zweiminütige Featurettes über den Look des Films, die Filmmusik von Jon Batiste und eine Kurzvorstellung der Protagonist:innen sowie Super-8-Privataufnamen vom Set.
Dazu kommt ein ebenfalls deutsch untertitelter sehr ausführlicher und informativer Audiokommentar, in dem Jason Reitman und Mitglieder seines Teams wie Kameramann Eric Steelberg unter anderem über die Entstehung des Films, den Dreh auf 16mm und den 1970er Jahre-Look sowie die Herausforderungen des Drehs in Echtzeit und an einem Ort sprechen.
Trailer zu "Saturday Night"
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