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  • AutorenbildWalter Gasperi

Prey (2022)

Der fünfte Film des "Predator"-Franchise führt in die Welt des frühen 18. Jahrhunderts und erzählt, verpackt in den Kampf gegen ein außerirdisches Wesen, von Coming-of-Age und Selbstbehauptung einer jungen Comanchin. Bei Disney ist der bildmächtige und kompakt inszenierte Mix aus Action und Science-Fiction auf DVD und Blu-ray erschienen und kann bei Disney+ auch gestreamt werden.


1987 begann das "Predator"-Franchise mit dem Angriff eines außerirdischen Wesens auf eine US-Söldnertruppe im Dschungel Mittelamerikas. Drei Jahre später folgte mit "Predator 2" (1990) das erste Sequel, und 20 bzw. 28 Jahre später kamen dann "Predators" (2010) und "Predator – Upgrade" (2018) dazu. Spielten diese Filme in der Gegenwart und zumeist im Dschungel Mittel- oder Südamerikas, so entführt "Prey" in die amerikanischen Great Plains des frühen 18. Jahrhunderts.


Schon die erste Einstellung der weiten Prärie mit Fluss und Bergen im Hintergrund stimmt auf ein bildmächtiges Filmerlebnis ein, das freilich nur auf der großen Kinoleinwand seine ganze Wirkung entfalten kann. Durchgängig betten Regisseur Dan Trachtenberg und Kameramann Jeff Cutter den in der kanadischen Provinz Alberta gedrehten Film in die unberührte Naturlandschaft ein, erzählen vor allem in Bildern, während der Dialog nur eine marginale Rolle spielt.


Als Protagonistin führt Trachtenberg sogleich die junge Comanchin Naru (Amber Midthunder) ein, die in den Wäldern ihre Künste mit dem Tomahawk perfektioniert und bei der Jagd auf einen Elch ihre Schnelligkeit demonstriert. Irritation löst bei diesem Auftakt, bei dem trotz Unterstützung durch ihren Hund die Beute entkommt, aber schon eine seltsame Himmelserscheinung und das Geräusch eines Flugzeugs aus.


Geschickt spart Trachtenberg Erklärungen aber zunächst aus, erzeugt Spannung durch Ungewissheit. Prägnant bietet er dafür Einblick in die Rollenaufteilung bei den Comanchen, bei denen die Frauen für das Sammeln von Kräutern und Früchten sowie für medizinische Aufgaben zuständig sind, die Männer dagegen als Jäger auftreten.


Wie Naru agiert, mag historisch nicht korrekt sein, passt aber zum heutigen Frauenbild, wenn sie sich nicht in die traditionelle Rolle pressen lässt, sondern mit den jungen Männern auf die Jagd gehen und mit ihnen auch einen Comanchen, der von einem Puma angefallen wurde, suchen will. Auch hier deutet Trachtenberg den außerirdischen Jäger, der bald für heftige Kämpfe und beträchtlichen Blutzoll sorgen wird, nur an, wenn aus dem Nichts heraus eine Klapperschlange getötet und gehäutet wird.


Wenn Naru verletzt und von den Männern ins indigene Dorf zurückgebracht wird, scheinen zunächst die klassischen Rollenbilder bestätigt zu werden. Doch bald bricht sie nochmals auf, da sie überzeugt ist, dass es in der Wildnis noch ein ungleich gefährlicheres Wesen, als den Puma gibt.


Für Spannung sorgen dabei zunächst natürliche Gefahren, bis der scheinbar übermächtige Jäger, der nicht nur über spezielle Waffen verfügt, sondern sich auch unsichtbar machen kann, ins Zentrum rückt. Aber mit einem Trupp französischer Trapper stellt sich auch ein weiterer gefährlicher Gegner ein, der nicht nur für weitere Wendungen sorgt, sondern auch eine Abrechnung mit dem brutalen Auftreten der Europäer im amerikanischen Westen bringt.


Als störend kann man den Mix von Science-Fiction-Elementen mit dem historischen Setting empfinden. Wenn man diese Prämisse aber akzeptiert, erlebt man einen ebenso kompakten wie spannenden Actionfilm, der in dichten 90 Minuten stringent die Entwicklungsgeschichte einer jungen Frau zur schließlich vom Stamm gefeierten und akzeptierten Jägerin erzählt.


Eine weibliche Gegenposition zum männlichen Actionkino bringt dabei die selbst dem Stamm der Fort Peck Sioux angehörende Hauptdarstellerin Amber Midthunder allein schon durch ihre Statur ins Spiel. Sie ist nämlich keine muskelbepackte Kämpferin, sondern eher eine schmächtige junge Frau, die den Sieg folglich auch weniger durch Muskelkraft als vielmehr durch Taktik, Geschicklichkeit und Einfallsreichtum davonträgt.


Stark wirkt diese entschlossene Indigene aber auch dadurch, dass Trachtenberg konsequent aus ihrer Perspektive erzählt, sie das Zentrum und der Motor des Films ist, ihre Stammesmitglieder dagegen kaum Profil gewinnen und sie durch diese Erzählperspektive auch den außerirdischen Aggressor in gewissem Maße dominiert.


Nicht zimperlich ist der 42-jährige US-Regisseur dabei freilich in den Kampfszenen, in denen auch Köpfe rollen oder Gliedmaßen abgetrennt werden. Etwas mehr Zurückhaltung wäre hier durchaus möglich gewesen, doch insgesamt stehen die Kämpfe immer im Dienst der Story, werden knapp gehalten und nicht breit ausgewalzt.


An Sprachversionen verfügen die bei Disney erschienene DVD und Blu-ray über die englische Original- sowie die deutsche und französische Synchronfassung sowie eine Fassung in der Sprache der Comanchen, denen der Film auch gewidmet ist, und eine englische Fassung mit Audiodeskription. An Untertiteln werden neben deutschen, französischen und englischen auch englische Untertitel für Hörgeschädigte angeboten. Extras gibt es keine. Bei Disney+ kann der Film auch gestreamt werden.



Trailer zu "Prey"




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