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  • AutorenbildWalter Gasperi

Mörder hinter der Tür


Anthony Perkins und Charles Bronson liefern sich im Kammerspiel des Schweizers Nicolas Gessner ein intensives schauspielerisches Psychoduell. – Bei Plaion Pictures ist der 1971 entstandene Thriller in einem Mediabook auf DVD und Blu-ray erschienen.


Ganz unterschiedliche Schauspieler sind "Psycho"-Star Anthony Perkins und Charles Bronson. Während Perkins als Sohn eines Schauspielers in der Filmwelt aufwuchs und somit auch selbst früh zum Film kam, arbeitete Bronson zunächst in unterschiedlichsten Berufen wie Bau- und Minenarbeiter. Während Perkins auf den schüchternen und zarten Mann, in dem Abgründe schlummern, festgelegt wurde, machte Bronson als Mann der Tat Karriere.


Dieser Gegensatz bestimmt auch Nicolas Gessners Thriller "Mörder hinter der Tür" und ist dessen Triebfeder: Perkins spielt einen ganz auf seinen Verstand vertrauenden, intriganten und sich überlegen fühlenden Neurochirurgen, Bronson dagegen ein hilfloses und leicht manipulierbares Opfer, das immer wieder zu Wutausbrüchen tendiert.


Im Vorspann treffen zum Klang eines Herzschlags Bilder von Geräten in einer Klinik und von Köpfen von Patienten aufeinander: Der Kopf wird zwar durchleuchtet, aber kann man wirklich ins Gehirn und Denken des Menschen hineinsehen? - Weniger eine reale Tür meint so auch der Titel des Films, als vielmehr ein Blick hinter die Tür des Gehirns.


Ins Zentrum rückt nach diesem Einstieg der Gehirnchirurg Laurence Jeffries (Anthony Perkins), der in der Aufnahme der Klinik auf einen an Gedächtnisverlust leidenden Mann (Charles Bronson) trifft. Nach kurzer Befragung beschließt der Arzt den namenlos bleibenden Fremden zu sich nach Hause zu nehmen, da er sich dort besser um ihn kümmern könne.


Rasch wird aber klar, dass Jeffries sein eigenes Spiel mit dem Mann, der sich an absolut nichts mehr erinnern kann, treiben und dessen Gedächtnisverlust für einen perfiden Plan ausnützen will.


Reichlich konstruiert ist die Handlung, aber Gessner gelingt es doch durch die Konzentration auf das am Meer gelegene Landhaus des Arztes und das Psychoduell von Perkins und Bronson Spannung aufzubauen. Ungewöhnlich ist die Rolle freilich für Bronson, der hier einmal nicht als wortkarger Action-Held brillieren kann, sondern viel Dialog hat.


Bronsons Spiel wirkt hölzern, doch das passt gerade zu dem Fremden, der verzweifelt nach seiner Erinnerung sucht und sich dabei völlig in die Hände des Hirnchirurgen begibt. Starker Gegenpol dazu ist Anthony Perkins als mit eisiger Kälte und kühler Berechnung die Fäden ziehender Arzt.


Wie die weitgehende räumliche Beschränkung auf das Haus einerseits zu konzentrierter Erzählweise führt, so lässt sie den Film andererseits freilich auch statisch und theaterhaft wirken. Auch einige etwas aufgesetzte Montageeinfälle wie eine Aufnahme durch eine Glasplatte oder eine rasche Abfolge von kontrastierenden Großaufnahmen am Schluss können nicht darüber hinwegtäuschen.


Dennoch baut Gessner Spannung nicht nur über die Schauspieler, sondern auch über den geschickten Aufbau des Drehbuchs auf. Da nämlich die Zuschauer:innen immer über einen Wissensvorsprung gegenüber Bronsons Fremdem verfügen, verfolgt man gespannt, wie er auf die Manipulationen Jeffries reagieren wird und welchen psychologischen Trick dieser als nächstes einsetzen wird.


An Sprachversionen bietet das bei Plaion Pictures erschienene Mediabook mit DVD und Blu-ray die englische Originalfassung, die deutsche und die französische Synchronfassung sowie deutsche Untertitel. Die Extras umfassen einen nicht untertitelten englischsprachigen, aber gut verständlichen Audiokommentar von Regisseur Nicolas Gessner, der aber nur punktuell Szenen kommentiert, sowie zwei kurze, schwarzweiße Drehberichte mit kurzen Interviews mit Gessner, Anthony Perkins, Charles Bronson und Jill Ireland.


Weiters gibt es eine siebenminütige deutsch untertitelte Einführung des französischen Filmhistorikers Jean-Baptiste Thoret, den englischen Trailer, einen Radiospot und eine Bildergalerie sowie ein 16-seitiges Booklet mit einem sehr informativen Text von Stefan Jung. Der Filmwissenschaftler beleuchtet darin Parallelen zwischen "Mörder hinter der Tür" und anderen Filmen und arbeitet psychoanalytische Inhalte heraus.


Trailer zu "Möder hinter der Tür"


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