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  • AutorenbildWalter Gasperi

Morituri


Im Zweiten Weltkrieg soll ein Spion ein deutsches Frachtschiff, das Rohgummi von Japan nach Deutschland transportiert, in die Hände der Alliierten führen und eine Sprengung verhindern. Bei explosive media ist Bernhard Wickis dicht gewobener, mit Marlon Brando und Yul Brynner hervorragend besetzter und hochspannender Hollywoodfilm auf DVD und Blu-ray erschienen.


Der lateinische Spruch „Morituri te salutant“ leitet Bernhard Wickis ersten eigenen Hollywoodfilm ein. Als Totgeweihter ist hier wohl der Deutsche Crain (Marlon Brando) anzusehen, der mit falschem Pass als Schweizer in Indien lebt. Seine wahre Identität ist aber aufgeflogen, sodass ein britischer Offizier (Trevor Howard) diesen Sprengstoff-Experten unter Druck setzen kann. Er droht Crain mit Auslieferung an die Deutschen, falls er sich nicht - in Ermangelung professioneller Spione – auf einen deutschen Frachter als SS-Offizier einschleusen lässt, um diesen dann in die Hände der Alliierten zu führen.


Kommando über das Frachtschiff, das eine große Ladung Rohgummi mit sich führt, hat Kapitän Müller (Yul Brynner), der bei der Versenkung seines letzten Schiffes betrunken gewesen sein soll. Dieser Makel, aber auch die Rivalität zum Ersten Offizier Kruse (Martin Benrath), der ein fanatischer Nazi ist und selbst gerne das Kommando bekommen hätte, sorgt von Anfang an für Spannung.


Weitere Spannung baut Wicki mit der Ankunft Crains auf dem Schiff auf, darf sich dieser doch einerseits beim Spiel des SS-Offiziers keine Fehler erlauben und muss gleichzeitig andererseits heimlich auf dem Schiff nach den versteckten Sprengladungen suchen, durch die die Deutschen das Schiff im Fall einer Kaperung sprengen wollen. Klassischen Suspense baut Wicki hier durch den Wissensvorsprung des Zuschauers auf. Nicht genug damit besteht die Besatzung zum Teil auch noch aus Verbrechern und politischen Häftlingen, die von Tokio zurück nach Deutschland gebracht werden sollen.


Nur 15 Minuten benötigt Bernhard Wicki für diese dichte Exposition, die restlichen 100 Minuten werden fast ausschließlich aus dem Frachter spielen. Zu den gegenseitigen Verdächtigungen, denn der Kapitän glaubt, dass der vermeintliche SS-Mann zu seiner Überwachung geschickt wurde, und den heimlichen Recherchen des Spions kommt bald auch noch die Bedrohung durch feindliche Kriegsschiffe. Weiter zugespitzt wird die Situation, als der Frachter aber auch noch Gefangene, die ein deutsches U-Boot nach Versenkung eines Passagierschiffs gemacht hat, aufnehmen muss. Bohrende Fragen des U-Boot-Kapitäns bringen dabei den Spion zusätzlich in Bedrängnis und sein Doppelspiel läuft zunehmend Gefahr aufzufliegen.


Klischeehaft mag die Figurenkonstellation sein, doch das dicht gewobene Feld von Konflikten sowie ständig wechselnde und neue Spannungsmomente lassen leicht über diese Schwäche hinwegsehen. Nicht nur die konzentrierte und schnörkellose Inszenierung, sondern auch die hervorragende Kameraarbeit von Oscar-Preisträger Conrad Hall, der bei diesem Kammerspiel auf hoher See mit seinen Schwarzweißbildern eine dichte Atmosphäre evoziert, und natürlich die Besetzung tragen zur Intensität dieser Mischung aus Spionage- und Kriegsfilm bei.


Souverän spielt Marlon Brando den Spion, der nur aufgrund der Erpressung, aber nicht aus Überzeugung zu agieren scheint, noch stärker aber ist Yul Brynner als Kapitän, der im Grunde kein Freund der Nazis ist, auch große Menschlichkeit gegenüber einer Jüdin zeigt, die aufgenommen werden muss, aber sein Land auch nicht verraten will. Zusammen mit dem von Martin Benrath ebenfalls eindrücklich gespielten 1. Offizier Kruse bilden sie ein Dreigespann, dessen stets in der Schwebe befindliche Beziehung das Kernstück des Films ist. Zum geschlossenen Gesamteindruck tragen aber auch wesentlich die perfekte Besetzung der Nebenrollen wie Hans-Christian Blechs Regimegegner Donkeyman oder Wally Cox Schiffsarzt bei.


Bietet „Morituri“ dabei zunächst lange vor allem vorzügliches Spannungskino, so gewinnen gegen Ende auch ethische Fragen an Gewicht, wenn sich die unterschiedliche Behandlung der Jüdin zeigt, der Spion und die Anhänger, die er bei Gefangenen und der Mannschaft gefunden hat, die Macht auf dem Schiff übernehmen wollen, und sich auch der Kapitän entscheiden muss, ob er einen Hilferuf absetzt. Überraschend offen lässt Wicki den Film nach explosivem Finale dabei enden.


An Sprachversionen bieten die bei explosive media erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras beschränken sich auf den amerikanischen Kino-Trailer und eine Bildergalerie sowie Trailer zu weiteren Filmen dieses Labels.


Trailer zu "Morituri"



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