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  • AutorenbildWalter Gasperi

Indiskret



Norman Krasnas Stück bietet eine ideale Bühne für Cary Grant und Ingrid Bergman und Stanley Donen weiß mit eleganter Regie seine Stars bestens in Szene zu setzen. Die 1958 gedrehte romantische Komödie, die immer noch beste Unterhaltung bietet, ist bei Studiocanal auf DVD und Blu-ray erschienen.


Mit dem Big Ben ist London als Schauplatz vorgestellt und schon taucht die Kamera von Oscar-Preisträger Freddie Young hinein in die Wohnung der berühmten Theaterschauspielerin Anna Kalman (Ingrid Bergman). Eigentlich sollte sie ja in Mallorca auf Urlaub sein, aber diesen hat sie nach einer Woche abgebrochen, weil sich ihre Begleitung als Langeweiler entpuppte.


Lange ist ihre Schwester schon auf der Suche nach einem passenden Mann für sie, aber den scheint es für Anna nicht zu geben. Wie ein Deus ex machina steht da aber der amerikanische Finanzexperte Philip Adams (Cary Grant) in der Tür, den ihr beim Ministerium arbeitender Schwager mitgebracht hat. Wie vom Blitz getroffen ist Anna, man versteht sich blendend, denn Adam sieht nicht nur gut aus und ist smart, sondern scheint auch sonst ohne Makel zu sein, verfügt über Geld und ist auch sportlich.


Doch dann erklärt Adam, dass er verheiratet sei, aber von seiner Frau getrennt lebe, diese aber nicht in eine Scheidung einwillige. Dennoch will Anna die Beziehung fortführen und jeden freien Tag kommt der in Paris arbeitende Philip zu ihr nach London, bis Anna etwas über ihren Geliebten erfährt und selbst die Zügel stärker in die Hand nimmt.


Ein Großteil von „Indiskret“ spielt zwar in Annas Wohnung, doch dass diese romantische Komödie auf einem Theaterstück beruht, merkt man kaum. Einerseits hat Norman Krasna sein eigenes Stück „Kind Sir“ bestens für die Leinwand adaptiert, andererseits sorgt Stanley Donens elegante Regie für großen Erzählfluss und drittens harmonieren Cary Grant und Ingrid Bergman bestens.


Schon zwölf Jahre zuvor haben nicht zuletzt diese beiden Stars Alfred Hitchcocks „Notorious“ Glanz verliehen, hier nun agieren sie noch gelöster und spielen sich wunderbar locker die Bälle zu. Die Dialoge sitzen, die Funken zwischen dem Duo sprühen und jede Menge Romantik entwickelt der Film, wenn sie sich zum Essen treffen, sich unterhalten oder durch das nächtliche London streifen.


Gerade die Zurückhaltung in Liebesszenen ist dabei eine Qualität von "Indiskret" und verleiht dieser romantischen Komödie Charme. Bis es zum ersten Kuss kommt, dauert es lange, wenn Anna Philip zu einem nächtlichen Drink in ihre Wohnung einlädt, bleibt die Kamera vor der Tür und am nächsten Tag telefonieren sie im Bett liegend aus ihren getrennten Wohnungen. Wie sie dabei der Splitscreen einerseits trennt, andererseits aber Körperhaltung und Bewegungen wieder verbindet, ist vielleicht ein kleiner, aber ganz sicher ein hinreißender Regieeinfall.

Reichlich begleitet wird die Handlung freilich von Streicherklängen, doch das stört hier nicht. Auch die Farbgebung ist von der roten und der gelben Rose im Vorspann bis zum gleichen Bild im Abspann überlegt gewählt, nichts ist dem Zufall überlassen und auch eine kurze Slapstickeinlage fehlt mit einem schottischen Tanz Grants nicht.


Das alles hat Geschmack und Esprit, sodass Donens Film trotz seines Alters von 60 Jahren immer noch beste Unterhaltung bietet und kaum angestaubt wirkt. – Von wenigen aktuellen Filmen wird sich das wohl in zehn oder zwanzig Jahren sagen lassen.


An Sprachversionen bieten die bei Studiocanal erschienene DVD und Blu-ray die englische Originalfassung, zu der deutsche Untertitel zugeschaltet werden können, und die deutsche Synchronfassung. Die Extras beschränken sich auf den Trailer sowie Trailer zu weiteren Filmen des Labels.


Tanzszene aus "Indiskret"



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