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  • AutorenbildWalter Gasperi

Hidden Agenda - Geheimprotokoll


Inmitten des Nordirlandkonflikts soll Anfang der 1980er Jahre ein britischer Spezialermittler einen politisch motivierten Mord an einem US-Menschenrechtsanwalt aufklären. – Ken Loachs 1990 entstandener, spannender Politthriller, der auch Fragen der Rechtsstaatlichkeit aufwirft, ist bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) auf DVD und Blu-ray erschienen.

Mit Flugaufnahmen beschwört die Kamera von Clive Tickner die Schönheiten des ländlichen Nordirlands. Doch die Stimmung in der Hauptstadt Belfast ist explosiv. Während auf den Straßen eine Parade des protestantischen Oranier-Ordens stattfindet, lässt sich in einem Haus eine internationale Menschenrechtskommission von Nordiren über brutale Verhöre mit Folter durch die britischen Besatzungsbeamten berichten.


Von Anfang an bezieht Ken Loach entschieden Position für die Nordiren und gegen die britischen Besatzer. Deutlich wird dies auch, wenn er zeigt, wie der brutale Mord an einem US-Menschenrechtsanwalt von den Behörden als Notwehr dargestellt wird. Trotz dokumentarisch-nüchterner Inszenierung weckt "Hidden Agenda" so Wut gegen die britische Herrschaft.


Weil der Mord an dem Anwalt aber einen internationalen Konflikt auslösen könnte, wird von der britischen Regierung aus London der Sonderermittler Peter Kerrigan (Brian Cox) nach Belfast geschickt, um die Hintergründe aufzuklären. Der nordirische Polizeichef versucht Kerrigan zwar einzuschüchtern, doch dieser lässt nicht locker. Unterstützung erhält er von der Freundin des Ermordeten (Frances McDormand), die ebenfalls die Hintergründe aufdecken will.


Loach rechnet im Zuge dieser Ermittlung nicht nur mit der brutalen Herrschaft der Briten in Nordirland, mit Polizeigewalt und Manipulation der Fakten ab, sondern wirft auch grundsätzliche rechtsstaatliche Fragen auf. Kerrigan kommt nämlich hinter eine - in der Realität nicht bewiesene - politische Intrige, mit der die Labour-Partei gezielt geschwächt werden und Margaret Thatcher zum Aufstieg zur starken und eisernen Premierministerin verholfen werden sollte.


Dabei wird nicht zufällig mehrfach auf den Putsch Pinochets in Chile hingewiesen. Deutlich gemacht werden soll damit nämlich, dass eine solche Aushöhlung der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit und eine Machtübernahme durch geschickte Manipulation auch in westlichen Demokratien möglich ist. Scharf prangert Loach skrupellose Politiker und die Geheimdienste an, die im Hintergrund die Fäden ziehen. Der Einzelne kommt gegen dieses Geflecht kaum an, muss bald um sein Leben fürchten oder wird mit erpresserischen Methoden zur Kooperation gezwungen.


Getragen von den beiden ebenso nüchtern wie stark spielenden Brian Cox und Frances McDormand und bis in kleinste Nebenrollen perfekt besetzt, entwickelt Loach einen klassischen Politthriller. Auf die sonst für den britischen Sozialrealisten typische atmosphärisch dichte Milieuschilderung wird weitgehend verzichtet. Trotz Dreh in Irlands wirken die Settings teilweise kulissenhaft, der Fokus liegt ganz auf den Figuren und der Geschichte. Diese sind freilich stark genug, um nicht nur spannende Unterhaltung zu bieten, sondern auch zum Nachdenken und Diskutieren anzuregen.


An Sprachversionen bieten die bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras beschränken sich auf den Kinotrailer und eine Bildergalerie.


Trailer zu "Hidden Agenda - Geheimprotokoll"


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