Lakonisch und cool: Bei Studiocanal ist Jim Jarmuschs kultige Dekonstruktion des Gangsterfilms auf DVD und Blu-ray erschienen. Überragend in der Hauptrolle: Forest Whitaker als wortkarger Auftragskiller, der nach dem Kodex der Samurai lebt.
Mit dem Flug einer Taube erkundet die Kamera das von Industriebrache bestimmte Vorstadt-Ödland, bis der Vogel bei einer Hütte auf einem Hausdach landet. Hier lebt der Ghost Dog genannte Auftragskiller (Forest Whitaker) mit seinen Brieftauben. Sein Leben richtet er nach dem japanischen Samurai-Handbuch Hagakure aus, sein Ende ist mit dem Zitat, dass der Weg des Samurais sich im Tod erfüllt, vorgezeichnet.
Immer wieder sind Zitate aus dem im frühen 18. Jahrhundert entstandenen Samurai-Kodex in den Film eingeschoben. Deren Betonung der stoischen Haltung bestimmt auch den Film. Ruhig und ohne Dramatisierung gleitet die Handlung dahin: Die klassische Spannungsdramaturgie wird mit dem gelassenen Gang des Helden, der emotionslos agiert, gebrochen und das Genre wird dekonstruiert.
Gleichzeitig erweist Jarmusch mit diesem kühlen Auftragskiller freilich Jean-Pierre Melvilles Klassiker "Le samourai" ("Der eiskalte Engel") seine Reverenz. So emotionslos und kühl wie dort Alain Delon agiert hier Forest Whitaker und auch die Bezugnahme auf den Kodex der Samurai verbindet beide Filme.
Pflichtbewusst führt Ghost Dog zwar einen Auftragsmord an einem Mafioso aus, wird dafür aber bald vom Clan verfolgt. Als dessen Handlanger seine Dachhütte zerstören und die Tauben abschlachten, holt er zum Gegenschlag aus. Einzig dem Mafioso Louie fühlt er sich wie ein Samurai seinem Gefolgsmann verpflichtet, da dieser ihm vor vielen Jahren das Leben rettete.
Die klassische Auftragskiller-Geschichte, die von Forest Whitaker mit seinem mächtigen Körper dominiert wird, versetzt Jim Jarmusch freilich mit zahlreichen skurrilen Details, die "Ghost Dog" zu einer Reflexion über unterschiedliche Kulturen, den Wandel der Zeiten und auch über die Kommunikation zwischen Menschen macht.
Denn da stehen der Buchkultur, die durch Ghost Dog und die kleine Pearline vertreten wird, die Zeichentrickfilme im Fernsehen gegenüber, von denen sich die Mafiosi nicht lösen können. Gleichzeitig wird Ghost Dogs einzelgängerisches und von alten japanischen Regeln und Lebensweisheiten bestimmter Charakter von den infantilen Mafiosi kontrastiert.
Wie die Immigranten in Jarmuschs Debüt "Stranger than Paradise", der Italiener Roberto Benigni im Mississippi-Gebiet in "Down by Law" oder die japanischen Touristen in Memphis, Tennessee in "Mystery Train" so sind auch der Ghost Dog mit seinem Faible für Japan und ein Eisverkäufer, der nur Französisch spricht, Fremdkörper und Randfiguren in dieser Welt. Und dennoch bezeichnet der Killer diesen Eisverkäufer, dessen Sprache er nicht versteht, als seinen besten Freund und eine echte Kommunikation entwickelt sich nur zum Mädchen Pearline, mit dem er sich über Bücher unterhalten kann.
Es sind diese kleinen Szenen, zu denen auch die anachronistische Nachrichtenübermittelung per Brieftaube zählt, der lakonische Erzählton und die perfekt besetzten Typen, die dieses Spiel mit dem Genre-Kino zu einem hintersinnigen Vergnügen machen. Gleichzeitig sorgen Kameramann Robby Müllers kühle Bilder eines verfallenden städtischen Randbezirks sowie die Musik der Rap-Formation Wu-Tang-Clan und dessen Chef RZA, die die Coolness und Lakonie des Films steigert, für eine leicht traumartige Atmosphäre. - Auch 24 Jahre nach seiner Uraufführung hat "Ghost Dog" so nichts von seinem Charme verloren und wirkt immer noch so frisch wie einst.
An Sprachversionen bieten die bei Studiocanal erschienene DVD und Blu-ray die englische Originalfassung, zu der deutsche Untertitel zugeschaltet werden können, sowie die deutsche Synchronfassung, zu der es ebenfalls deutsche Untertitel gibt. Die Extras bieten neben dem Trailer und nicht verwendeten Szenen das rund 20-minütige Feature "Ghost Dog – The Odyssee", das mit Interviews und Filmszenen Einblick unter anderem in die Figuren, die Handlung, die Musik des Films und das Wesen des Samurais bietet.
Trailer zu "Ghost Dog - Der Weg des Samurai"
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