top of page
  • AutorenbildWalter Gasperi

Furiosa: A Mad Max Saga

George Miller erzählt die Vorgeschichte von "Fury Road" als Rache- und Entwicklungsgeschichte der Protagonistin: Ein mitreißendes Kinoerlebnis, das mit seinen fantastischen Wüstenbildern und seinen atemberaubenden Action-Szenen unbedingt auf der großen Leinwand gesehen werden sollte.


Neben den Filmen von Peter Weir verschaffte vor allem George Millers kleiner Actionfilm "Mad Max" (1979) dem australischen Filmschaffen Ende der 1970er Jahre internationale Aufmerksamkeit. Zwei Fortsetzungen folgten bald mit "Mad Max II: Der Vollstrecker" (1982) und "Mad Max: Jenseits der Donnerkuppel" (1985).


Wesentlichen Reiz bezogen die Filme durch die intensive Evokation einer postapokalyptischen Wüstenlandschaft, in der jede staatliche Macht außer Kraft gesetzt ist und marodierende Banden vor allem um Treibstoff kämpfen. Auslöser der Handlung war dabei ein brutaler Übergriff auf die Familie des Polizisten Max, der daraufhin zu einem Rachefeldzug ausholt.


30 Jahre nach "Mad Max: Jenseits der Donnerkuppel" belebte George Miller mit "Mad Max: Fury Road" (2015) die Filmreihe neu. Wieder stand der Polizist Max im Zentrum, an seine Seite wurde ihm aber die Lastwagenfahrerin Furiosa gestellt, die versucht ihr heimatliches Günes Land zu erreichen.


"Furiosa" setzt nun etwa 20 Jahre vor "Fury Road" ein und ist ganz auf die Protagonistin fokussiert, von Max ist hier nichts zu sehen. Auf die Beschreibung einer durch Klimakatastrophe und Atomkrieg zerstörten, postapokalyptischen Welt im Voice-over und schemenhaften Bildern folgt die Schilderung eines grünen Paradieses, in dem die etwa sechsjährige Furiosa (Alyla Browne) saftige Früchte pflückt, dabei aber von den Mitgliedern einer Bande gesehen, gefangen und entführt wird.


Furiosas Mutter holt zwar zu einer Verfolgungsjagd aus, bei der sie mehrere der brutalen Männer tötet, wird aber im Lager der Biker-Horde gefasst und vom Warlord Dementus (Chris Hemsworth) vor den Augen von Furiosa grausam gefoltert und getötet.


Um seine Macht auszubauen, nimmt Dementus mit einer List das inmitten der Wüste gelegene Gastown ein, das bei der Treibstoffversorgung eine zentrale Rolle spielt. Durch diesen Coup kann er mit dem Warlord Immortan Joe (Lachy Hulme), der von einer Felsbastion mit dem Namen Zitadelle aus die Region regiert, einen Vertrag aushandeln. Der kleinen Furiosa gelingt es dabei, in der Zitadelle Unterschlupf zu finden und als Junge verkleidet zur Kriegerin (Anya Taylor-Joy) aufzusteigen, doch ihr Lebensziel bleibt die Rache an Dementus.


So erzählt Miller im Kern eine klassische Entwicklungs- und Rachegeschichte, wie sie von "Spiel mir das Lied vom Tod" bis zu "Gladiator" schon zigfach im Kino erzählt wurde. Einen besonderen Touch erhält "Furiosa" dabei aber schon dadurch, dass hier eine Frau im Zentrum steht. Eindrücklich gelingt es Miller mit Großaufnahmen und schnellen Zooms auf das Gesicht der physisch sehr präsenten Anya Taylor-Joy die Entschlossenheit und Tatkraft seiner Protagonistin zu vermitteln.


Dazu kommt die Verankerung der Handlung in dieser postapokalyptischen Wüstenlandschaft. Großes Augenfutter bieten die spektakulären Bilder der endlos weiten Sandlandschaft und die Kamera von Simon Duggan betont diese Weite auch immer wieder durch tief gestellte Kamera und hohen Himmel.


Abgesehen von dem grünen Idyll am Beginn und einigen Leuchtraketen bestimmen so auch Sandfarben den ganzen Film, zu denen der Stahl der Motorräder und Trucks in markantem Kontrast steht. Auch diese Fahrzeuge, vor allem ein mächtiger Tankzug, bieten mit ihrer Vielfalt großen Sehgenuss, auch wenn dieser Kampf um Brennstoff und die immer wieder dröhnenden Motoren in Zeiten der Umstellung auf E-Autos anachronistisch wirkt.


Aber auch bei der Wahl der Schauplätze beweist Miller viel Gespür. Denn mit der von Stahl bestimmten Gastown, der in einem Steinbruch gelegenen Bullet Farm, in der Munition produziert wird, und der Zitadelle, in der Frauen als Gebärmaschinen von War Boys gefangen gehalten werden, hat er drei völlig unterschiedliche Settings geschaffen, die ebenso wie die Vielfalt der Nebenfiguren ständig etwas zum Sehen und Entdecken bieten.


Bruchlos werden dabei auch antike, mittelalterliche und moderne Elemente gemischt. Denn einerseits sind die Bullet Farm und Gastown wie mittelalterliche Städte mit Stadttoren und der Treibstofftruck auch mit Morgensternen gesichert und Dementus rast auf einem von Motorrädern gezogenen römischen Streitwagen durch die Wüste, andererseits treibt der Kampf um Treibstoff die Handlung an.


Doch ein Film lebt ja nicht nur von Schauplätzen und vielfältigen Figuren, sondern ganz zentral auch von der Handlung. Dynamisch treibt Miller diese voran und begeistert immer wieder mit spektakulären und vielfältigen Actionszenen. Das beginnt mit der Verfolgungsjagd der Mutter, die ihre entführte Tochter retten will, geht weiter mit einem atemberaubenden Angriff auf einen Treibstofftransport, bei dem der Truck auch aus der Luft von Kite-Surfern und Flugmaschinen angegriffen wird und setzt sich fort mit einem dramatischen Kampf um die Bullet Farm, ehe sich beim Showdown nur die beiden Protagonist:innen gegenüberstehen.


Im Gegensatz zu vielen anderen Blockbustern geraten die Actionszenen dabei nie zu selbstzweckhaften Materialschlachten, sondern immer bleiben die Figuren im Zentrum. Neben dem dynamischen Schnitt, der furiosen Kamera, die mitten ins Geschehen versetzt, und der treibenden Musik sorgt dabei auch Millers Gespür für Kontraste für Spannung.


So folgt auf den wilden und lauten Angriff auf den Tankzug ein Moment des Stillstands und der völligen Ruhe, Szenen mit Gruppen werden immer wieder von Zweierkonstellationen abgelöst und mit dem Tankwagenfahrer Jack (Tom Burke) kommt zumindest kurz auch Romantik ins Spiel.


So atemberaubend aber auch die Actionszenen sind, so bleibt es doch nicht nur bei spektakulärer Unterhaltung, sondern Miller stellt mit seiner Protagonistin den brutalen und nur an Macht und Profit denkenden Männern auch eine Figur gegenüber, die sich für Gerechtigkeit und Menschlichkeit einsetzt. – So hat dieser grandiose Actionfilm mit seinem Kampf gegen patriarchale Strukturen auch durchaus eine feministische Note.


Furiosa – A Mad Max Saga Australien / USA 2024 Regie: George Miller mit: Chris Hemsworth, Anya Taylor-Joy, Charlee Fraser, Lachy Hulme, Tom Burke, Nathan Jones, Alyla Browne, Angus Sampsons, Josh Helmat Länge: 148 min.


Läuft derzeit in den Kinos


Trailer zu "Furiosa: A Mad Max Saga"

 


bottom of page