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AutorenbildWalter Gasperi

Formicula - Them!

Neun Jahre nach den Atombombentests in der Wüste von New Mexico bedrohen mutierte Riesenameisen die Menschheit. – Gordon Douglas´ 1954 entstandener, klassischer Tierhorror-Film, der auch mit den Ängsten seiner Entstehungszeit spielt, ist bei Plaion Pictures auf DVD und Blu-ray erschienen.


Die Angst vor dem Kommunismus und die Angst vor den Folgen der Atombomben waren die Triebfedern des US-Science-Fiction- und Horrorfilms der 1950er Jahre. Verpackt in klassischen Tierhorror spielt Gordon Douglas in "Formicula", dessen deutscher Titel im Gegensatz zum neutralen "Them!" im Original schon unnötig viel verrät, mit beiden Ängsten.


Douglas schuf damit einen Prototypen. Nur ein Jahr später entstand mit "Tarantula", in dem eine Riesenspinne in der Wüste New Mexicos ihr Unwesen treibt, ein Parallelfilm, auch wenn Regisseur Jack Arnold stets eine Beeinflussung durch "Formicula" bestritt. Aber auch als Vorbild für die zahlreichen Tierhorrorfilme der 1970er Jahre kann dieser Klassiker angesehen werden.


Aufbau und Figurenkonstellation bringen wenig Überraschungen, doch die schnörkellose und stringente Erzählweise, aber auch die subjektive Kamera, die die Zuschauer:innen vor allem am Beginn immer wieder in die Perspektive der Protagonist:innen versetzt, sorgen dennoch für Spannung. Unvermittelt setzt der Film mit einem durch die Wüste irrenden Mädchen ein, das von zwei Polizisten aufgelesen wird. Offensichtlich unter schwerem Schock steht die etwa Sechsjährige, denn sie spricht kein Wort und ihr Blick ist starr.


Bald stoßen die beiden Polizisten auch auf einen verwüsteten Wohnwagen sowie einen zerstörten Gemischtwarenladen, in dem mit dem toten Besitzer die erste Leiche gefunden wird. Unerklärlich bleibt, was hier geschehen ist, dass die Gefahr immer noch präsent ist, wird aber spürbar, als im visuellen Off der eine der beiden Polizisten laut aufschreit und offensichtlich getötet wird.


Bald wird ein FBI-Beamter hinzugezogen und die Einsendung eines am Tatort gefundenen Fußabdrucks führt bald auch einen Biologen des Landwirtschaftsministeriums und seine Tochter, die ebenfalls Expertin für Insekten ist, in den wüstenhaften Südwesten der USA.


Die Schwarzweißbilder und ein immer wieder anschwellendes sirrendes Geräusch sowie ein heftiger Sandsturm erzeugen eine beunruhigende Atmosphäre, doch Gordon Douglas lässt sich rund eine halbe Stunde Zeit, bis er erstmals eine Riesenameise ins Bild rückt. Tricktechnisch einfach gestaltet mögen diese Monster sein, erfreuen aber gerade durch das Unperfekte und Holprige.


Auch in der Folge werden die über zwei Meter großen Rieseninsekten gegenüber den Versuchen der Protagonist:innen die Gefahr zu bannen im Hintergrund bleiben. Nur kurz kommt nämlich Hoffnung auf, mit der Zerstörung des Ameisenbaus den Gegner besiegt zu haben, denn bald wird erkannt, dass zwei Königinnen entkommen und in entfernte Regionen der USA fliegen konnten.


Von der kleinen Polizeieinheit, dem FBI-Mann und den beiden Wissenschaftler:innen weitet sich so das Team zur Bekämpfung der Gefahr auf die Behörden in Washington. Die Bevölkerung soll aber auf keinen Fall informiert werden, um den Ausbruch von Panik zu verhindern.


Mag da auch am Ende nochmals die Zerstörung eines Ameisenbaus stehen, so deutet der Wissenschaftler mit dem Schlusssatz "Welchen Gefahren wir noch ausgesetzt sein werden, kann kein Mensch voraussehen" doch an, dass die Gefahr noch lange nicht besiegt ist. Denn aufgrund der zahlreichen Atombombenversuche ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass bald auch an anderen Orten mutierte Riesenameisen auftauchen werden.


Spannend ist "Formicula – Them!", der freilich auch das Bild von Ameisen als hochintelligenten, aber auch sehr aggressiven Tieren verbreitet, so nicht nur als kompakter kleiner Horrorfilm, sondern auch als Spiegelbild der Zeitstimmung der 1950er Jahre. Denn nicht nur als Warnung vor den Gefahren der Radioaktivität kann man diesen Film lesen, sondern man kann in der unterirdischen und heimlichen Aktivität und der Zersetzung des Staates durch die Ameisen auch eine Metapher für geheime kommunistische Umtriebe sehen.


Klar gezogen sind hier die Grenzen zwischen Gut und Böse, zwischen wir und den anderen. Eindeutig ist auch die Botschaft, bedingungslos Polizei und Militär zu vertrauen und deren Anordnungen Folge zu leisten, da sie sich stets fürs Wohl der Bürger:innen einsetzen und alles zu deren Rettung unternehmen. Verpackt in spannende Unterhaltung wird so einerseits das Publikum zu Autoritätshörigkeit erzogen, andererseits werden Feindbilder propagiert.


An Sprachversionen bieten die bei Plaion Pictures in der Reihe "Creature Feature" erschienene Blu-ray und DVD, die den Film wahlweise in Vollbild oder Breitwand anbieten, die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie englische und deutsche Untertitel. Die Extras beschränken sich auf den englischen und den deutschen Kinotrailer, eine Bildergalerie und einige kurze ausgeschiedene Szenen mit Aufnahmen der Riesenameisen von Kameramann Sid Hickox.



Trailer zu "Formicula - Them!"



 

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