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AutorenbildWalter Gasperi

Filmbuch: Hitchcock – Alle Filme


Knapp und bündig "Hitchcock" titelt das im Delius Klasing Verlag erschienene Buch über den Master of Suspense. Auf 650 reich bebilderten Seiten werden darin nicht nur seine 53 Kinofilme, sondern auch seine Arbeiten fürs Fernsehen vorgestellt und zentrale Mitarbeiter porträtiert.


Über keinen Regisseur gibt es wohl annähernd so viel Literatur wie über Alfred Hitchcock. Die Bandbreite reicht von Francois Truffauts legendärem Interviewbuch "Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?" bis zu "Alfred Hitchcock – Die dunkle Seite des Genies", in dem Donald Spoto auf die abgründigen Obsessionen des Meisterregisseurs fokussierte. Den unterschiedlichsten Aspekten im Werk dieses Meisterregisseurs widmeten sich Autoren schon, seiner Spannungsdramaturgie ebenso wie den Blondinen in seinen Filmen, aber auch den Liebes- und Todesszenen, dem Einsatz der Musik oder seinem Verhältnis zu den Künsten.


Wesentliche neue Erkenntnisse kann ein weiteres Buch über den 1899 in London geborenen Master of Suspense somit kaum bringen. Dennoch ist die schwergewichtige Publikation von Bernard Benoliel, Gilles Esposito, Murielle Joudet und Jean-Francois Rauger dank des kompletten Überblicks über alle Filme, dem stringenten Aufbau und der reichen Bebilderung Hitchcock-Fans ebenso wie Einsteigern zu empfehlen und eignet sich auch vorzüglich als – mit 78 Euro allerdings nicht gerade billiges – Geschenk.


Auf einen knappen Abriss über Kindheit und Einstieg ins Filmgeschäft folgt die chronologische Vorstellung der einzelnen Filme. Am Beginn stehen dabei jeweils ausführliche Credits und Inhaltsangaben, anschließend werden Hintergrundinformationen von der Vorgeschichte des jeweiligen Films über die Mitarbeiter und die Dreharbeiten bis zur jeweiligen Rezeption geboten. Bei fast jedem Film wird eine Szene unter dem Titel "Genau hingeschaut" kurz genauer analysiert, aufgedeckt wird auch jeweils, wo sich Hitchcock selbst im Film versteckt, und unter dem Titel "Für absolute Hitchcock-Fans" werden weitere Hintergrundinformationen geliefert oder auch Querverbindungen zu anderen Filmen aufgezeigt.


Zwischen die Filmbeschreibungen eingestreut sind zweiseitige Porträts von zentralen Mitarbeitern. Ein Beitrag über Hitchcocks Frau Alma Reville, die in den Credits von 20 Hitchcock-Filmen als Drehbuchautorin, Assistentin oder Verantwortliche für die Continuity genannt wird, aber inoffiziell an wohl allen Filmen mitgewirkt hat, darf hier natürlich nicht fehlen. Aber auch der Produzent Michael Bacon, der Hitchcock während seiner englischen Phase (1923 – 1939) förderte, und Albert Whitlock, mit dem Hitchcock sowohl in England als auch in Hollywood zusammenarbeitete, und seine Technik des Matte Painting werden vorgestellt.


Porträtiert werden auch zentrale Schauspieler wie Ingrid Bergman, Cary Grant, Grace Kelly und James Stewart. Dazu kommen Beiträge über den legendären Filmmusikkomponisten Bernard Herrmann, die Kostümbildnerin Edith Head, Kameramann Robert Burks, mit dem Hitchcock zwischen 1950 und 1964 zwölfmal zusammenarbeitete, den Produzenten David O. Selznick sowie Saul Bass, der die Vorspänne von "Vertigo", "Der unsichtbare Dritte" und "Psycho" gestaltete.


Unter dem Schlagwort "Fokus" gibt es Beiträge über den für Hitchcock-Filme typischen MacGuffin, die Mutterfiguren in seinen Filmen, sein Engagement in der Anti-NS-Propaganda während des Zweiten Weltkriegs sowie die Bedeutung von Storyboards.


Wenig bekannte Kurzfilme wie "Bon Voyage" (1944) oder "Aventure malgache" (1944) werden ebenso vorgestellt wie der 1942 von "Life" veröffentlichte Fotoroman "Have You Heard?" oder die Dokumentarfilme "Memory of the Camps" (1945) und "German Concentration Camps Factual Survey" (1945), die an die NS-Konzentrationslager erinnern und bei denen Hitchcock als Berater für Drehbuch und Kommentar mitarbeitete.


Ausführlich werden auch die Filme gewürdigt, die Hitchcock zwischen 1955 bis 1965 im Rahmen der Serie "Alfred Hitchcock Presents" fürs Fernsehen drehte. Aber auch die legendäre Dusch-Szene in "Psycho" wird genauer unter die Lupe genommen sowie die Rolle der Blondinen und auch in die zahlreichen geplanten, aber nicht realisierten Projekte wird Einblick geboten.


Eine wahre Fundgrube ist dieses Buch somit, das man kaum an einem Stück lesen wird, in dem immer wieder nachzuschlagen und nachzulesen aber lohnt. Abgerundet wird die schwergewichtige Publikation durch eine kleine Bibliographie sowie ein Film- und Personenregister.



Bernard Benoliel /Gilles Esposito/ Murielle Joudet /Jean-François Rauger, Hitchcock. Alle Filme, Delius Klasing, Bielefeld 2020, 648 S., 490 Abb., ISBN 978-3-667-11870-7, € 78

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