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  • AutorenbildWalter Gasperi

Filmbuch: Götz Spielmann


Mit seinem auch für den Oscar nominierten leisen Triller "Revanche" (2008) wurde Götz Spielmann auch international bekannt. Letztes Jahr erschien anlässlich des 60. Geburtstags des gebürtigen Oberösterreichers und einer Retrospektive im Filmarchiv Austria ein von Florian Widegger herausgegebenes Buch, das in Essays einen vielschichtigen Einblick in das Schaffen Spielmanns bietet.


Auf einen einleitenden Artikel, in dem Herausgeber Florian Widegger die Entwicklung Spielmanns von seinen ersten Arbeiten am Gymnasium über seine Zeit an der Filmakademie bis zu seinen bislang letzten großen Spielfilmen "Antares" (2004), "Revanche" (2008) und "Oktober November" (2013) nachzeichnet, folgen Gedanken der Schauspielerin Ursula Strauss über ihre Arbeit mit diesem Regisseur.


Andreas Ungerböck fokussiert auf den wiederkehrenden Themen in den Filmen Spielmanns wie bestimmten Figurenkonstellationen und Beziehungen, weist aber auch auf die Vorliebe für die Arbeit mit einem eingespielten Team hin. Während Patrick Holzapfel sich in seinem Essay der Rolle von Stadt und Land, den Nicht-Orten und Zwischenlösungen sowie der Sehnsucht nach Heimat widmet, arbeitet Sylvia Szely ausgehend von den Dokumentarfilmen "Wie ein Reicher bin ich dann" (1983) und "Tag für Tag ein Leben lang" (1982) Spielmanns Technik der inszenierten Realität, die auf genauer Recherche und Kenntnis der Schauplätze und Milieu-Vorstudien beruht, heraus.


Arno Russegger wiederum analysiert die Schnitzler-Verfilmung "Spiel im Morgengrauen" (2001), während Claudia Siefen-Leitich Spielmanns Arbeit mit dem Bildausschnitt und das Spiel mit Sichtbarem und außerhalb des Rahmens Liegendem untersucht.


Interessanten Einblick in die Frauenrollen Spielmanns bietet Alexandra Zawia und Martin Thomson arbeitet aus der Perspektive des Philosophen Emmanuel Levinas die unterschiedlichen Formen von Nacktheit in den Filmen von "romantischer Nacktheit" bis zu "entfremdeter Nacktheit" und "traumatisierender Nacktheit" heraus.


Aufgelockert werden die Essays nicht nur durch reiche Bebilderung, sondern auch durch über die Jahrzehnte entstandene Erinnerungen Spielmanns an seine Kindheit sowie Reflexionen übers Filmemachen im Allgemeinen und Gedanken zu konkreten Projekten.


Herzstück des Buchs ist aber wohl ein ausführliches Interview Wideggers, in dem nicht nur chronologisch Spielmanns Laufbahn aufgearbeitet wird, sondern der Porträtierte auch Einblick in seine Gedanken, den Schreibprozess, seine Motive für die Gründung einer eigenen Produktionsfirma und inszenatorische Entscheidungen bietet.


Abgerundet wird die Publikation, die Lust auf eine erstmalige oder neuerliche Sichtung der Filme des 60-Jährigen macht, durch eine Filmografie, die neben den neun Spielfilmen auch die Arbeiten an der Filmakademie berücksichtigt und neben Credits auch Inhaltsangaben und Pressestimmen zu den Filmen beinhaltet.


Florian Widegger (Hg.), Götz Spielmann. Edition Film Geschichte Österreich 8, verlag filmarchiv austria, Wien 2021, 155 S., € 9,90, ISBN 978-3-902781-83-3

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