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  • AutorenbildWalter Gasperi

Filmbuch: Alles schon mal dagewesen. Was wir aus Pandemie-Filmen für die Corona-Krise lernen können


Denis Newiak arbeitet in seinem schmalen, im Schüren Verlag erschienenen Buch anschaulich heraus, wie Pandemie- und Science-Fiction-Filme die Ereignisse im Zuge der Corona-Krise schon vorwegnahmen und welche Lehren man schon vorher aus diesen Filmen hätte ziehen können und in Zukunft ziehen könnte.


Schlüssig zeigt Denis Newiak auf, dass hinsichtlich des Klimawandels Warnungen in Fachpublikationen und schleichende Veränderungen im Alltag von der breiten Öffentlichkeit kaum beachtet wurden, während Kinofilme wie Roland Emmerichs Katastrophenfilm "The Day After Tomorrow" (2004) oder Davis Guggenheims Dokumentarfilm "Eine unbequeme Wahrheit" (2006) mit ihrer Anschaulichkeit und ihrer emotionalen Wirkung die Massen aufzurütteln und zum Nachdenken anzuregen vermochten.


Gleiches gilt für den Autor auch für die Pandemie-Filme der letzten zwei Jahrzehnte, die in vielem schon die Ereignisse der Corona-Krise vorwegnahmen, aber ebenso unerhört verpufften, wie die Warnungen der Propheten in Terry Gilliams "12 Monkeys" (1995) oder Lars Kraumes "Die kommenden Tage" (2010).


In den zutiefst beunruhigenden Szenarien dieser und anderer Pandemie-Filme wie "Contagion" (Steven Soderbergh, 2012), "I Am Legend" (Francis Lawrence , 2007), "Children of Men" (Alfonso Cuaron, 2006) oder "World War Z" (Marc Forster, 2013), aber auch den Serien "The Walking Dead" (ab 2010), "Fear the Walking Dead" (ab 2015), "The Last Days – 12 Wochen nach der Panik" (2013) oder "Designated Survivor" (2016 – 2019) sieht Newiak eine Chance sich auf zukünftige große Gefahren vorzubereiten.


In präziser Beschreibung der Filme und Serien zeigt er einerseits auf, wie sich das darin geschilderte Verhalten mit den Ereignissen im Zuge der Corona-Krise teils deckt, teilweise aber auch weit beängstigendere Schreckensszenarien entwickelt werden. Unbequeme Querdenker, deren Ideen die Entscheidungsträger in ihre Überlegungen mit einbeziehen sollten, macht Newiak in diesen Filmen ebenso ausfindig, wie skrupellose Profiteure, die Verschwörungstheorien verbreiten und Impfskepsis schüren.


Zentral ist für den Autor in den Pandemiefilmen die Schilderung des Zerfalls einer spätmodernen Welt, die sich am stärksten im Zerfall der Städte, flächendeckendem Stromausfall und Zusammenbruch moderner Kommunikationsmittel und Institutionen äußert. Übersichtlich werden dabei in knappen Randnotizen die Kernaussagen einzelner Absätze zusammengefasst, während in Fettdruck Handlungsoptionen aufgezeigt werden, die sich aus den jeweiligen Filmszenen ergeben könnten.


Der Unwissenheit der Bevölkerung, die nicht nur in diesen Filmen die Ausbreitung der Seuche erleichtert, stellt Newiak am Beispiel des Protagonisten der Serie "Designated Survivor" gegenüber, wie überlegtes und zielführendes Krisenmanagement aussieht. Am Beispiel von "Contagion" werden die Belastungen des medizinischen Personals und die Fürsorge, die diese Gruppe verdient, ebenso anschaulich aufgezeigt, wie der Druck, den die Quarantäne speziell für Jugendliche darstellt.


Warnungen vor Gewalt, Terror und einem Rückfall in eine mittelalterlich-vormoderne Gesellschaft findet Newiak in "Children of Men" und der Serie "The Handmaid´s Tale – Der Report der Magd" (ab 2017), während in Wolfgang Petersens "Outbreak" (1995) und der Serie "Designated Survivors" die Gefahr von genetisch designten Viren ausgeht, die durch allumfassende Kooperation und Regulierung bei Genmaterialien gebannt werden müsse.


Eindrücklich zeigt der Autor aber auch auf, wie sich durch das Subgenre das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, Angst und Einsamkeit nach dem gesellschaftlichen Zerfall zieht, wie sich dadurch familiäre Krisen steigern, aber auch Strategien entwickelt werden, mit denen trotz allem durch gespielte Alltagsroutine ein Weiterleben möglich scheint.


So bietet Newiak auf anregend geschriebenen gut 100 Seiten nicht nur einen vielschichtigen Einblick in die Muster der Pandemie-Filme, sondern regt gerade auch durch die frappanten Parallelen zur Situation während der Coronakrise nachdrücklich an, dass auch die politischen und gesellschaftlichen Entscheidungsträger die Schreckensszenarien der vorgestellten Filme ernst nehmen und schon prophylaktisch Vorkehrungen treffen sollen, um deren Eintreten zu verhindern.

Denis Newiak, Alles schon mal dagewesen. Was wir aus Pandemie-Filmen für die Corona-Krise lernen können, Schüren Verlag, Marburg 2020, 120 S., ISBN 978-3-7410-0117-8, € 15


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