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  • AutorenbildWalter Gasperi

Fünf Gräber bis Kairo

Aktualisiert: 31. März 2021


So nah sind Filme selten an historischen Ereignissen dran: Nur wenige Monate nach Rommels Afrikafeldzug verarbeitete Billy Wilder 1943 diese Ereignisse. Bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) ist der durch kompakte Inszenierung, einen starken Erich von Stroheim als Rommel und trockene Dialoge überzeugende Film auf DVD und Blu-ray erschienen.


1933 unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtergreifung aus Deutschland emigriert, konnte Billy Wilder in Hollywood schnell als Drehbuchautor Fuß fassen, ehe er 1942 mit der Komödie "The Major and the Minor" sein Regiedebüt vorlegte. Wie dieses beruht auch sein zweiter Film auf einem Theaterstück (Autor: Lajos Biros). Die Herkunft von der Bühne ist "Fünf Gräber bis Kairo" in der weitgehenden Beschränkung auf ein Hotel auch anzusehen, andererseits gewinnt der Film durch diese räumliche Einengung auch Dichte.


Am Beginn steht aber eine rein visuelle Szene, die meisterhaft surreal verdichtet die Lage in Nordafrika vermittelt: Nach einem kurzen Insert zum Vordringen der Nazis und den britischen Niederlagen sieht man einen führerlosen britischen Panzer durch die Sandwüste rollen. Die Besatzung scheint tot, doch einer der Soldaten ist noch am Leben. Ihm gelingt es sich an seinen toten Kollegen vorbei ins Freie zu kämpfen, doch dann stürzt er vom Panzer, während dieser weiterfährt. - Eine eindrückliche Metapher für die Ohnmacht der britischen Armee gegenüber dem vordringenden deutschen Generalfeldmarschall Erwin Rommel, aber der Ausbruch des Soldaten lässt nicht ganz hoffnungslos und verzweifelt zurück, sondern beschwört einen Hoffnungsschimmer.


Völlig erschöpft kann sich dieser Soldat (Franchot Tone) in ein Wüstenkaff durchkämpfen, das nur noch aus einem Hotel zu bestehen scheint. Der ägyptische Besitzer (Akim Tamiroff) nimmt ihn auf und versteckt ihn, während das französische Zimmermädchen Mouche (Anne Baxter) dafür ist, ihn den bald anrückenden Nazis auszuliefern.


Nicht nur das Hotel als einziger Schauplatz, sondern natürlich auch wie in diesem Nazis und ihre Gegner aufeinandertreffen, erinnert an den ein Jahr zuvor entstandenen Kultfilm "Casablanca". Wie dort der Auftritt Humphrey Bogarts lange hinausgezögert wird, so hier auch der von Erich von Stroheim als Erwin Rommel.


Im Zentrum steht zuerst Leutnant Schwegler (Peter van Eyck), der seine Soldaten das Hotel durchsuchen und den führenden Offizieren die besten Zimmer zuteilen lässt – erst dann tritt Rommel ein. Nur von hinten sieht man diesen dann lange aus der Perspektive des britischen Soldaten, bis endlich sein Gesicht gezeigt wird. Trocken und hart spielt der große Stummfilmregisseur Erich von Stroheim, der immer wieder deutsche Offiziere spielen durfte oder musste, Rommel, lässt auch seinem Adjutanten Schwegler nichts durchgehen.


Als der britische Soldat doch noch entdeckt wird, gibt er sich als Kellner des Hotels aus und versucht die Pläne Rommels auszuspionieren, während Mouche mit Schwegler anbandelt, damit er sich für ihren Bruder einsetzt, der in Deutschland in einem KZ gefangen gehalten wird.


Statisch wirkt "Fünf Gräber bis Kairo" in der Konzentration aufs Hotel, statt Action, die nur in einer kurzen Verfolgung aufkommt, dominieren Dialoge und Figurenzeichnung. Auch Witz, wenn auch nicht unbedingt passender, fehlt dabei nicht, wenn ein stets Opernarien singender italienischer General von den Deutschen immer wieder in die Schranken gewiesen wird.


Wilders Position ist klar, dennoch zeichnet er Rommel differenziert, an den nationalsozialistischen Terror wird dagegen nur am Rande mit Mouches Erzählung von der Katastrophe von Dünkirchen und der Inhaftierung ihres Bruders erinnert. Dies führt auch zu einer kurzen an Chaplins "Der große Diktator" erinnernden pathetischen Rede des britischen Soldaten, in der er ihr klar macht, dass es nicht um das individuelle Schicksal ihres Bruders geht, sondern um das von Millionen Brüdern.


Ausgehend von der individuellen Geschichte ruft "Fünf Gräber bis Kairo" so zum Kampf gegen das Nazi-Regime auf und verbreitet im Finale mit Inserts und einer kursorischen Montagesequenz vom britischen Gegenangriff und der Rückeroberung Nordafrikas Hoffnung, dass dieser Kampf gewonnen werden kann. Reine Fiktion ist dabei freilich die titelgebende Geschichte von den fünf Gräbern.


An Sprachversionen bieten die bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Media) erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras beschränken sich auf den englischen Kinotrailer und eine Bildergalerie.


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