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  • AutorenbildWalter Gasperi

Ein Froschmann an der Angel


Ein Angler fängt einen Killer und Diamantenschmuggler und bald verfolgt eine Gangsterbande den harmlosen Buchhalter. Lustvoll und mit Einfallsreichtum parodiert Jerry Lewis in der 1967 entstandenen Komödie, die bei Koch Media auf DVD und Blu-ray erschienen ist, nicht nur die Muster des Gangsterfilms, sondern auch die amerikanische Gesellschaft.


Direkt in die Kamera betont ein Erzähler die Wahrhaftigkeit der folgenden Geschichte, doch schon die Kamerarückwärtsfahrt, mit der sich der Blick weitet und man den Mann ins Meer gehen sieht, führt diese Behauptung ad absurdum.


Nicht nur zurück bewegt sich die Kamera zum gesamten Vorspann, sondern steigt auch in die Höhe, verschafft einen Überblick über den Küstenstreifen, um sich dann wieder zu senken und sich dem Angler Gerald (Jerry Lewis) zu nähern. Keinen Fisch zieht dieser allerdings an Land, sondern einen Taucher, der ihm noch mit seinen scheinbar letzten Worten von Diamantenschmuggel und einem Hotel erzählt und eine Karte überreicht.


Nicht nur hier schaltet sich der Erzähler wieder ein und stellt dem Publikum Gerald als pflichtbewussten Buchhalter einer Bank vor. Durchbrochen wird damit immer wieder der Illusionscharakter und die Erzählung wird transparent gemacht.


Weil Gerald dem Taucher zum Verwechseln ähnlich sieht, ist bald eine Gangsterbande hinter ihm her, während er versucht ins Hotel zu kommen, in dem er die Diamanten vermutet. Weil der Empfangschef ihn als Kleinbürger abweist, versucht er in Verkleidung eines reichen Exzentrikers ein Zimmer zu bekommen. Dabei verliebt er sich einerseits in einen Gast, während ihn andererseits nicht nur die Gangsterbande, sondern bald auch der Empfangschef mit mehreren Hoteldetektiven verfolgt und zu ergreifen versucht.


Nicht nur sich realistisch gebende und ernst gemeinte Krimi-, Gangster- und Spionagefilme zieht Jerry Lewis hier durch den Kakao, sondern wie gewohnt auch den amerikanischen Mann. Intelligente Figuren gibt es im Werk des 2017 verstorbenen Komikers kaum. Während die Gangster völlig bescheuert sind und sich immer wieder hinters Licht führen lassen, ist Gerald der naive und tollpatschige Durchschnittsmann. Als normal und vernünftig erscheint hier einzig ein Mann, der sich als FBI-Beamter ausgibt, sich aber rasch als Insasse einer psychiatrischen Klinik entpuppt.


Ganz im Gegensatz zu den meisten US-Filmen wird hier nicht mit Einsatz oder Intelligenz das Problem gelöst, sondern vielmehr durch Zufall und pures Glück. Die Diamanten sind dabei ein reiner McGuffin, um die Handlung am Laufen zu halten. Interessanterweise erfährt man am Ende nichts auch über ihren Verbleib. Das Hotel kann Lewis dagegen auch nutzen, um Witze aus Freizeitaktivitäten wie Segeln und Tennis zu entwickeln.


Slapstick wechselt mit Körperkomik und keine Hemmungen kennt Lewis bei seinen Verkleidungen zu grimassieren. Gerade der Reiche, als der er sich dabei im Hotel ausgibt, erscheint dabei als viel degenerierter und debiler als der zwar nicht gerade kluge, aber doch sympathische Protagonist.


Mit kräftigen Farben, bei denen die Dominanz von Rot auffällt, wird dabei auch die starke Präsenz und Bedeutung von Waren in der US-Gesellschaft vermittelt. Kritik am Konsumverhalten kann man auch darin sehen, dass Geralds Angebetete bei der ersten Begegnung von einer Shopping-Tour kommt und mit Taschen schwer bepackt ist. – Aber wie auch immer man „Ein Froschmann an der Angel“ liest, sehr gut unterhalten wird man trotz seines Alters von 53 Jahren immer noch.


An Sprachversionen verfügt die bei Koch Media erschienene DVD und Blu-ray über die englische Original- und die deutsche Synchronfassung, aber über keine Untertitel. Die Extras umfassen eine 20-minütige englische Super-8-Fassung des Films, Trailer und TV-Spots sowie eine Bildergalerie.


Trailer zu "Ein Froschmann an der Angel"



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