1967 war schon die Zeit des Spätwestern und Italo-Western, doch John Sturges ließ sich dadurch nicht stören und drehte nochmals einen klassischen Western über Wyatt Earp und Doc Holliday. Bei Koch Media ist dieser bestechend fotografierte und wunderbar klare und lakonische Film als 61. Titel der „Edition Western Legenden“ auf DVD und Blu-ray erschienen.
Den Vorspann nützt John Sturges um Tombstone als Schauplatz und die Protagonisten Wyatt Earp, Doc Holliday und Ike Clanton sowie ihre Darsteller James Garner, Jason Robards und Robert Ryan vorzustellen. Wie sich an diesem 26. Oktober 1881 am Rand der Stadt eine Gruppe versammelt, so treten auf der Hauptstraße zu Wyatt Earp (James Garner) bald seine beiden Brüder und Doc Holliday (Jason Robards). Ruhigen, aber entschlossenen Schritts gehen sie in Richtung OK Corral.
Als die Handlanger und Brüder des Ranchers Ike Clanton (Robert Ryan) nicht bereit sind, ihre Waffen niederzulegen, kommt es zum legendären Showdown. Schon 1957 drehte Sturges mit „Gunfight at the OK Corral“ ("Zwei rechnen ab") einen klassischen Western über die Vorgeschichte dieser Schießerei, in „Hour of the Gun“ bildet diese die Exposition und der Fokus liegt auf der weiteren Entwicklung.
Clanton kann zwar mit Hilfe des von ihm gekauften Sheriffs die Verhaftung von Wyatt Earp und Doc Holliday durchsetzen, doch vom Richter werden sie mangels Beweisen freigesprochen. Weil Clanton aber bei der Wahl des nächsten Marschals nicht seinen Kandidaten durchsetzen kann, sondern Wyatt Earps Bruder gewählt wird, lässt er diesen hinterhältig erschießen.
Wyatt Earp nimmt das freilich nicht hin, sondern beschafft sich einen Haftbefehl, mit dem er - unterstützt vom lungenkranken Spieler Doc Holliday und vorübergehend auch von drei weiteren Helfern – die Jagd auf die Handlanger Clantons und schließlich auch auf diesen selbst beginnt. Wenig Interesse zeigt Earp dabei, diese Verbrecher wirklich zu verhaften, legt es vielmehr jeweils auf eine bewaffnete Auseinandersetzung an, bei der er dann die Oberhand behält.
Zu einer Zeit, zu der Sam Peckinpah schon seine Abgesänge auf den Western drehte, selbst John Ford sein Bild vom Wilden Westen, das er über Jahrzehnte geprägt hatte, mit „The Man Who Shot Liberty Valance“ und „Cheyenne Autumn“ revidierte, drehte John Sturges mit „Hour of the Gun“ nochmals einen klassischen, geradlinigen und bestechend klaren Western.
Und doch kennzeichnet auch diesen von Lucien Ballard großartig fotografierten Film ein elegischer Ton. Keine strahlenden Helden sind Wyatt Earp und Doc Holliday, sondern wirken vielmehr müde. Nichts Glorreiches haben die gewonnenen Kämpfe, sondern sind Teil eines eiskalten Rachefeldzugs und bringen letztlich keinen erfüllenden Sieg.
Dass die alte Zeit des Westens, in der noch das Faustrecht galt, vorüber ist, wird sichtbar in zwei langen Gerichtsverhandlungen und den wiederkehrenden Gesprächen über Gesetz und Recht. Kritisch werden letztere in diesem Western, in dem Frauen noch weniger als sonst in dem sowieso schon an Frauen armen Genre eine Rolle spielen, dabei als Heuchelei gesehen, benutzt Earp den amtlichen Haftbefehl doch als Legitimation, um unter dem Deckmantel des Gesetzes seine Gegner zu töten. Gleichzeitig warnt ihn aber auch Doc Holliday davor, sich außerhalb die Gesetze zu stellen, denn daran würde er zugrunde gehen.
An Sprachversionen bieten die bei Koch Media als 61. Titel der „Edition Western Legenden“ erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras umfassen neben Trailer, Bildergalerie und Score-Track mit der Musik von Jerry Goldsmith wie gewohnt bei dieser Reihe ein Booklet.
Trailer zu "Die fünf Geächteten - Hour of the Gun"
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