
Ein besitzergreifender Ehemann versucht mittels eines Versicherungsbetrugs seine Frau an sich zu binden. – Anatol Litvaks atmosphärisch dichter und mit Anthony Perkins und Sophia Loren stark besetzter Thriller aus dem Jahr 1962 ist bei Explosive Media (Vertrieb: Plaion Pictures) auf DVD und Blu-ray erschienen.
Zunächst sieht man nur Schuhe über eine verregnete, nächtliche Straße schreiten. Dann weitet sich mit einer der Person folgenden, langen Kamerafahrt durch die Straßen langsam der Blick auf die Beine, dann auf den Rücken. Doch das Gesicht des Mannes wird erst sichtbar, nachdem er in einen Jazzclub hinabgestiegen ist und nach einem Blick auf ausgelassen auf der Tanzfläche tanzende Menschen auf den auf der Treppe Stehenden geschnitten wird.
Ein starker Auftakt ist dies mit seiner gleitenden Kamerafahrt und die düstere Atmosphäre, die hier mit den Schwarzweißbildern von Henri Alekan aufgebaut wird, bestimmt den ganzen Film. Der besitzergreifende, krankhaft eifersüchtige Charakter Bobs (Anthony Perkins) wird schon sichtbar, wenn er seine Frau Lisa (Sophia Loren) von der Tanzfläche holt und vor dem Lokal ins Gesicht schlägt.
Nicht das erste Mal ist das wohl passiert, doch nun reicht es Lisa. Sie will sich von dem Amerikaner, den sie in ihrer Heimatstadt Neapel während seines dortigen Einsatzes als GI kennengelernt hat, trennen. Mehr erfährt man nicht über das Paar, das jetzt in Paris lebt. Nur ahnen kann man, dass Lisa die Hoffnung, mit ihm aus einem bedrückenden süditalienischen Milieu auszubrechen, in diese Beziehung getrieben hat.
Vor Bobs Abflug zu einer Geschäftsreise teilt sie ihm ihren Entschluss mit, doch dann stürzt das Flugzeug ab und Bob scheint unter den Opfern zu sein. In Wahrheit hat er aber nur leicht verletzt überlebt. So taucht er wenig später wieder in der gemeinsamen Wohnung auf und fordert Lisa auf, sich um die Auszahlung der von ihm abgeschlossenen Lebensversicherung zu kümmern. Er selbst versteckt sich, versucht aber bald auf Lisa durch ihre Involvierung in den Versicherungsbetrug Druck auszuüben.
Zwar mag die Handlung wenig glaubwürdig sein, doch entwickelt Hollywood-Altmeister Anatole Litvak seine Geschichte schnörkellos und konzentriert. Raum für starke schauspielerische Leistungen bietet er so Anthony Perkins und Sophia Loren.
Der Amerikaner variiert in gewissem Sinne die Rolle des Norman Bates, mit der er zwei Jahre zuvor in Alfred Hitchcocks "Psycho" weltberühmt wurde. Wie der psychisch gestörte Bates ist auch Bob ein nach außen hin freundlicher und ängstlicher junger Mann, der scheinbar keiner Fliege etwas zuleide tun kann, hinter dessen Fassade sich aber eine beträchtliche kriminelle Energie verbirgt. Mehr noch als im Versicherungsbetrug zeigt sich diese im eifersüchtig-besitzergreifenden und manipulativen Verhalten gegenüber seiner Ehefrau.
Wieso diese Lisa sich trotz ihrer Trennungsabsichten auf den Versicherungsbetrug einlässt und so erpressbar wird, gehört zu den Unstimmigkeiten des Drehbuchs. Dennoch überzeugt Sophia Loren in der Rolle dieser Frau, die nach Unabhängigkeit strebt, sich dem Zugriff ihres Mannes zu entziehen versucht, dabei aber immer mehr unter Druck gerät und schließlich zu zerbrechen droht. So bildet ihre Schlussszene auch einen starken Kontrapunkt zur Lebensfreude, die sie am Beginn beim ausgelassenen Tanzen im Jazzclub ausstrahlte.
Wesentlichen Beitrag zur Spannung leisten aber auch die Kameraarbeit von Henri Alekan und die jazzige Musik von Mikis Theodorakis, die in den Tanz- und Partyszenen die Stimmung der frühen 1960er Jahre aufleben lässt.
An Sprachversionen bieten die bei Explosive Media (Vertrieb: Plaion Pictures) erschienene Blu-ray und DVD neben der englischen Original- die deutsche und die französische Synchronfassung sowie Untertitel in diesen drei Sprachen. Die Extras beschränken sich auf den Kinotrailer, eine Bildergalerie und eine französische Szene aus dem Film sowie Trailer zu weiteren Filmen dieses Labels.
Trailer zu "Die dritte Dimension"
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