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AutorenbildWalter Gasperi

Die Abenteuer des Robin Hood - König der Vagabunden (1938)


Von der Stummfilmzeit bis heute wurde die Geschichte von Robin Hood immer wieder verfilmt, doch immer noch gilt Michael Curtiz´ und William Keighleys 1938 entstandene Version mit Errol Flynn in der Titelrolle als eine der schönsten Versionen. Bei Pidax Film ist der farbenprächtige Abenteuerfilm, der immer noch beste Unterhaltung bietet, auf DVD und Blu-ray erschienen.


Sagenhaft ist die Figur des Robin Hood, gleichwohl ist dieser Räuber der Inbegriff des Kämpfers für die Schwachen und Unterdrückten und gegen Willkür und Unrecht. Grundlage für seine Geschichte bildet eine Volksballade aus dem 15. Jahrhundert, die schon zahlreiche Motive der späteren Verfilmungen enthält.


Neues gewannen so Michael Curtiz und William Keighley, der nach etwa der Hälfte der Dreharbeiten durch Curtiz ersetzt wurde, 1938 der Geschichte nicht ab, aber ihre Inszenierung ist von einem Schwung und einer Farbenpracht, die auch über 80 Jahre nach der Premiere immer noch mitreißen.


Inserts informieren über den historischen Hintergrund mit dem Kreuzzug von Richard Löwenherz und seiner Gefangennahme in Österreich sowie über die Machtübernahme seines Bruders John (Claude Rains) in England. Mit neuen Steuern wird das einfache Volk ausgebeutet und die Angelsachsen von der normannischen Oberschicht geknechtet. Doch der brillante Bogenschütze Robin Hood (Errol Flynn) erhebt sich mit seinen Getreuen, den "merry men", im Sherwood Forest gegen diese Willkürherrschaft, sagt dem Tyrannen den Kampf an, bestiehlt die reichen Adeligen und Kirchen-Bonzen, um das Lösegeld für Richard Löwenherz aufzubringen, und unterstützt die Armen.


Curtiz / Keighley fackeln nicht lange, sondern lassen sofort bei der unerlaubten Tötung eines Hirschs Robin Hood und Johns Berater Sir Guy von Guisborne (Basil Rathbone) aufeinandertreffen. Gleichzeitig wird hier schon die Beziehung zwischen Robin und Lady Marian (Olivia de Havilland), die diesem Banditen zunächst feindlich gegenübersteht, vorbereitet.


Ein großes Fest im Schloss, bei dem Robin dem König furchtlos seine Meinung sagt, aber mit List und Kampfgeschick entkommen kann, als er verhaftet werden soll, fehlt so wenig, wie ein Bogenschießwettbewerb, mit dem Robin in eine Falle gelockt werden soll. Auch klassische Szenen, wie die erste Begegnung des Helden mit dem hünenhaften Little John oder dem schwer übergewichtigen Bruder Tuck fehlen nicht.


Souverän arbeiten Curtiz / Keighley dabei mit Gegensätzen. Denn wie dem steifen Fest im von kaltem Stein dominierten Schloss eine ausgelassene Feier von Robin Hoods Truppe im Wald gegenübersteht, so mit dem Bischof der geld- und machtgierige hohe Klerus dem einfachen und volksverbundenen niederen Klerus, der durch Bruder Tuck verkörpert wird. Mit der Opposition von Schloss und Wald werden auch der kalten Macht Natur, Ungebundenheit und Lebensfreude gegenübergestellt und die Macht der Herrschenden wird von den Leiden des Volkes, die in einer prägnanten Montagesequenz von Folterungen und Ausbeutung zusammengefasst werden, kontrastiert.


Nicht zu kurz kommen darf aber auch die Liebesgeschichte zwischen Robin und Marian. Weil die Lady damit auch Sir Guy von Guisborne verschmäht, wird die Feindschaft zwischen Robin und Guy auch durch private Motive befeuert. Zusätzliches dramatisches Potential entwickelt der Film aus dieser Beziehung dadurch, dass Marian sich zunehmend auf die Seite der Rebellen stellt und König John und Guy verrät. Eine blasse und etwas tölpelige Figur bleibt dagegen der als feige gezeichnete Sheriff von Nottingham.


Spielerisch leicht verknüpfen Curtiz / Keighley nicht nur die unterschiedlichen Themen, sondern große Leichtigkeit strahlt auch die Inszenierung insgesamt aus. Nie merkt man, dass hier der Regisseur ausgetauscht wurde, ein bruchloses Ganzes ist dieser Film. Weil auch Errol Flynn die Titelrolle mit sichtlichem Vergnügen spielt, wird "Die Abenteuer des Robin Hood" auch nie zu ernst, nimmt sich auch selbst nicht allzu ernst, sondern changiert vielmehr auch beim Bogenschießwettbewerb oder bei den Fechtduellen locker zwischen Witz und Spannung.


Zur fast schon tänzerischen Leichtigkeit eines Musicals kommt auch noch die starke Musik des austroamerikanischen Komponisten Erich Wilhelm Korngold, die rund zwei Dritteln des Films unterlegt ist und die Handlung immer wieder akzentuiert, sowie eine brillante Farbdramaturgie. Wie Robin Hood stets in leuchtendem grünem Gewand erstrahlt so Will Scarlet in knalligem Rot, während Lady Marian mal intensiv blaue, dann wieder gelbe Kleider trägt.


Auch zu politischen Interpretationen hat dieser meisterhafte Abenteuerfilm immer wieder angeregt. Da sah man in Robin Hood ein Vorbild für den Kampf der freien Demokratien gegen die Naziherrschaft ebenso wie im Gegensatz von strengen Hierarchien im Schloss auf der einen Seite und flachen Hierarchien in Robin Hoods Gruppe eine Spiegelung amerikanischer Verhältnisse mit großen Konzernen und einfachem Volk.


An Sprachversionen bieten die DVD und Blu-ray, die bei Pidax Film in einer remasterten Fassung, die die Farben auch richtig leuchten lässt, erschienen ist, die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras umfassen neben dem Originaltrailer und dem Trailer zur Wiederaufführung als Booklet einen Nachdruck der illustrierten Film-Bühne, eine Tonspur nur mit der Filmmusik und das einstige Rahmenprogramm zum Film mit einem Cartoon, einem Wochenschaubericht und der Dokumentation "Freddie Rich und sein Orchester". Highlight der Extras ist aber sicher ein – leider nur englischer – Audiokommentar, in dem der Autor und Filmhistoriker Rudy Behlmer sehr dicht und ausführlich nicht nur über Besetzung und Produktion des Films, sondern auch über den geschichtlichen Hintergrund spricht.


Trailer zu "Die Abenteuer des Robin Hood"





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