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  • AutorenbildWalter Gasperi

Diabolik

In den 1960er Jahren jagt in einem fiktiven Staat ein Inspektor den Superverbrecher Diabolik, der von einer kühlen Blondine unterstützt wird. – Bei Plaion Pictures ist die stilvolle und temporeiche Comic-Verfilmung der Manetti-Brüder auf DVD und Blu-ray erschienen.


Schon 1968 verfilmte Mario Bava unter dem Titel "Gefahr: Diabolik" erstmals eine Geschichte um die 1962 von den Schwestern Angela und Luciani Giussani erfundene Comic-Figur Diabolik. Über 900 Hefte der schwarzweißen Comics um diesen Superschurken, der Spezialist für Juwelendiebstähle ist, und seinen Gegenspieler Inspektor Ginko sind inzwischen erschienen. Insgesamt wurden bislang über 150 Millionen Exemplare verkauft, und immer noch erscheint monatlich ein neues Heft.


Marco und Antonio Manetti lassen ihre 2021 entstandene Neuverfilmung ansatzlos mit einer Flucht von Diabolik (Luca Marinelli) einsetzen. Den vorausgehenden Überfall auf ein Juweliergeschäft sparen sie aus. Aussichtslos scheint seine Lage, denn sein Wagen ist von der Polizei umstellt, als er plötzlich per Knopfdruck aus der Straße sich eine Rampe erheben lässt. Locker überspringt der Superschurke so den vor ihm stehenden Polizeiwagen, versprüht danach Gas, um die ihn weiterhin verfolgenden Wagen abzuschütteln, und plötzlich ist er verschwunden und nur das Autoheck bleibt zurück.


Mit Realismus hat "Diabolik" nichts zu tun, spielt auch in dem Fantasiestaat Clerville und führt später mit "Ghenf" (!) in ein Bankenzentrum, mit dem das Schweizer Genf nur leicht variiert wird. Wie Diaboliks Interesse für wertvolle Diamanten an die Kriminalkomödie "Der rosarote Panther" und seine Fähigkeiten mit Masken stets neue Identitäten anzunehmen an die Louis de Funès-Filme um "Fantomas" erinnern, so orientiert sich die Lust an großzügiger Ausstattung, originellen Gadgets und eleganten Settings unübersehbar an den James Bond-Filmen.


Nicht unbedingt auf Witz zielt "Diabolik" zwar ab, behält aber immer Leichtigkeit, ist mit Augenzwinkern inszeniert, bietet großzügiges und stylisches Unterhaltungs-Kino, das stimmig 1960er Jahre Flair versprüht und auch mit dem damals beliebten Splitscreen arbeitet.


Mit zahlreichen Wendungen, Parallelmontagen und Perspektivenwechsel halten die Manettis Tempo und Spannung hoch, wenn Diabolik sich in unterschiedlichen Masken an die aus Südafrika angereiste Lady Kant (Miriam Leone) heranmacht, um deren wertvollen rosa Diamanten zu stehlen.


Doch statt des Diebstahls entwickelt sich eine Liebesbeziehung und so wird die unnahbare Blondine mit dunkler Vergangenheit rasch zur einzigen und wichtigen Helferin des Verwandlungskünstlers. Immer zunächst Diabolik und dann auch dem Duo auf den Fersen ist aber der stets Pfeife rauchende Inspektor Ginko (Valerio Mastandrea).


Auch die Fokussierung auf dieses treffend besetzte und markant gezeichnete Trio trägt entscheidend zur Spannung bei. Da vermittelt Luca Marinelli einerseits eindrücklich Stil und Raffinesse des einfallsreichen Gentleman-Gauners, erscheint aber auch als eiskalt und skrupellos, wenn er ohne mit der Wimper zu zucken Unbeteiligte beseitigt, die ihm im Weg stehen.


An eine Hitchcock-Blondine erinnert dagegen Lady Kant. Wie diese strahlt Miriam Leone einerseits Kälte aus, begegnet Diabolik mit ihrer Unerschrockenheit und Entschlossenheit aber auch auf Augenhöhe. Mit ihrem Auftreten bringt sie beim zuvor gefühlskalten Schurken etwas in Bewegung und lässt ihn Emotionen über Rationalität stellen, andererseits wird er aber bald auch mehrfach auf ihre Hilfe angewiesen sein. - Diese starke und schillernde Frauenfigur ist das Zentrum von "Diabolik".


Starker Gegenpol zu diesem Verbrecher-Duo ist Valerio Mastandreas Inspektor Ginko, der mit seiner Pfeife an Kommissar Maigret erinnert. Mit seinem messerscharfen Verstand gelingt es ihm mehrfach Diabolik sehr nahe zu kommen und in die Enge zu treiben. Gekonnt arbeiten die Manettis dabei auch immer wieder mit Suspense, wenn sie die Zuschauer:innen mit ihrem Vorwissen mit einer Mischung aus Vergnügen und Spannung die Entwicklung der lustvoll und raffiniert konstruierten Handlung verfolgen lassen.


Spaß auf mehr macht dieser großzügige Unterhaltungsfilm, der gekonnt das Kino der 1960er Jahre wiederbelebt, und diese Lust wird auch befriedigt werden. Denn in den italienischen Kinos schon angelaufen bzw. abgespielt sind inzwischen mit "Diabolik wird gejagt", der demnächst ebenfalls auf DVD/Blu-ray erscheinen wird, und "Diabolik chi sei? ("Diabolik wer bist du?") zwei Sequels.


An Sprachversionen bieten die bei Plaion Pictures erschienene DVD und Blu-ray die italienische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie deutsche Untertitel. Als Extras werden ein Featurette angeboten, in dem gezeigt wird, wie Szenen durch visuelle Effekte in der Postproduktion bearbeitet wurden, der Originaltrailer und kurze Teaser zu den drei Hauptcharakteren sowie ein 47-minütiges Making-of. Die Special Edition bietet zudem erstmals auf Deutsch den 1963 erschienenen 128-seitigen Comic „Die Verhaftung von Diabolik“, der als Vorlage für den Film diente.  


Trailer zu "Diabolik"



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