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  • AutorenbildWalter Gasperi

Das Ding aus einer anderen Welt – The Thing from Another World (1951)


Am Nordpol wird in einem abgestürzten UFO ein außerirdisches Wesen entdeckt, das bald die Mannschaft einer Forschungsstation bedroht: Christian Nybys von Howard Hawks produzierter Science-Fiction-Film aus dem Jahr 1951 ist bei Filmjuwelen auf DVD und Blu-ray erschienen.


Der Editor Christian Nyby wird offiziell als Regisseur dieses Films geführt, doch Einiges weist darauf hin, dass Produzent Howard Hawks dabei auch entscheidend mitmischte. Nicht nur in der schnörkellosen und stringenten Erzählweise ist die Handschrift des Meisterregisseurs spürbar, sondern auch in dem von diesem Regisseur auch in Western wie "Rio Bravo" und "El Dorado" oder im Fliegerfilm "Only Angels Have Wings" verwendeten Motiv einer Gruppe von Männern, die sich in einer Extremsituation bewähren muss. Dazu fehlt auch nicht die für die Filme von Hawks typische unabhängige Frau, die den Männern auf Augenhöhe begegnet.


Knapp ist der Einstieg mit der Ankunft eines Reporters in einer Militärbasis in Alaska. Nach einem Funkspruch geht es von dort bald mit einer Militärmaschine weiter zu einer Forschungsstation am Nordpol, in deren Nähe ein Flugzeug abgestürzt sein soll. Die Untersuchung der Unfallstelle legt aber ein UFO frei. Aus diesem wird in einem Eisblock ein außerirdisches Wesen geborgen und in die Forschungsstation gebracht, wo es sich bald befreit und die Wissenschaftler und Militärs bedroht.


Lange lässt sich Nyby Zeit, bis er das Wesen (James Arness) zeigt, das am ehesten an Boris Karloffs künstlichen Menschen in "Frankenstein" erinnert. Dafür baut er auch trockenes Liebesgeplänkel zwischen Captain Patrick Hendry (Kenneth Tobey) und der Sekretärin (Margaret Sheridan) der Wissenschaftler ein.


Fast mehr noch als die Konfrontation mit dem Monster entwickelt sich aber ein Konflikt zwischen den Militärs und den Wissenschaftlern. Während erstere für die Vernichtung des Wesens eintreten, um die Menschheit vor Bedrohung zu schützen, stellen letztere Forschung und neue Erkenntnis über ihr eigenes Leben. Wenn sich dabei das Militär durchsetzt und dessen Handeln als richtig erscheint, propagiert der Film auch militärische Stärke.


Denn 1951 ließ sich die Bedrohung durch Außerirdische auch wesentlich realer und irdischer lesen. So spiegeln der Geigerzähler und die Strahlung, die vom Wesen ausgeht, die damals neue Angst vor Radioaktivität und Atombombe. Im Außerirdischen wiederum konnte man problemlos die Sowjetunion sehen und im Schlusssatz "Keep Watching the Skies" auch eine Aufforderung ans Publikum ständig auf der Hut vor dem Fremden zu sein.


Gleichzeitig lässt sich der Protagonist Captain Hendry aber doch nicht ganz in die militärische Maschinerie einspannen, sondern bleibt ein für Hawks typischer selbstständig entscheidender Mann, wenn er einen Befehl seines Vorgesetzten übergeht. Und als dritter Player neben Militär und Wissenschaftlern, über deren Weltfremdheit sich Hawks schon in Komödien wie "Bringing up Baby" und "Monkey Business" lustig gemacht hatte, kommt noch ein kauziger Journalist ins Spiel, der für Komik sorgt.


Richtiger Thrill kommt so kaum auf, vielmehr scheinen Nyby und Hawks den Stoff selbst nicht ganz ernst genommen zu haben. Sie benützen den Aggressor, um leichthändig Interaktionen in der geschlossenen Gruppe durchzuspielen und Spannung mit Witz zu mischen. Ironisch wirkt da nicht nur, wie der mit Kerosin bekämpfte Außerirdische brennend in die Eiswüste flüchtet, sondern auch wie er schließlich mit Elektrizität bekämpft wird. – Unterhaltsam ist das aber auch mehr als 70 Jahre nach der Uraufführung immer noch.


An Sprachversionen verfügen die bei Film- und Fernsehjuwelen erschienene DVD und Blu-ray über die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie deutsche Untertitel und englische Untertitel für Hörgeschädigte. Die Extras umfassen eine kolorierte Fassung des Films sowie den originalen und den deutschen Trailer, Pressefotos und Trailer zu weiteren Titeln dieses Labels.


Dazu kommen ein deutsch untertitelter Audiokommentar von John Carpenter, der detailreich Szenen beschreibt und immer wieder auf die Handschrift von Howard Hawks hinweist, sowie ein Audiokommentar von Rolf Giesen, der - wie gewohnt - völlig unabhängig vom Film ausführlich über John W. Campbells 1938 entstandene Kurzgeschichte "Who Goes There?", die als Vorlage diente, sowie die Geschichte des Science-Fiction-Genres von Orson Welles Hörspiel "The War of the Worlds" (1938) bis zu Robert Wises "The Day the Earth Stood Still" (1951) und die Karriere von Howard Hawks und Howard Hughes informiert.


Auch ein Booklet mit einem sehr informativen Text von Roland Mörchen über den Film, die Rolle Christian Nybys und den zeitgeschichtlichen Hintergrund sowie nochmals ein Beitrag von Rolf Giesen zur Geschichte des Science-Fiction-Genres fehlt nicht.


Trailer zu "Das Ding aus einer anderen Welt"



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