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AutorenbildWalter Gasperi

Crossing-Europe-Streaming: La hija de un ladron - A Thief´s Daughter


In Zeiten von Veranstaltungsverboten müssen Filmfestivals neue Wege gehen und bieten Auszüge aus ihrem Programm zum Streaming an. Auch das Linzer Filmfestival Crossing Europe, das auf gesellschaftlich engagiertes, junges europäisches Autorenkino fokussiert geht diesen Weg. Vom 21. April bis zum 20. Mai können auf flimmit.com und vodclub.online zum gleichen Preis zehn Filme aus dem heurigen Programm gestreamt werden. - Ein Beispiel dafür ist Belén Funes´ starkes sozialrealistisches Spielfilmdebüt "La hija de un ladron - A Thief´s Daughter".


Hautnah folgt die Kamera von Neus Ollé der 22-jährigen Sara, wenn sie sich ein Kopftuch anlegt, den Besen packt und mit ihren Kolleginnen eine leerstehende Halle reinigt. Von diesem Job geht es weiter zu einer zweiten Arbeit hinter der Theke einer Bar, denn Sara muss nicht nur für sich sorgen, sondern auch für ihr sechsmonatiges Baby, mit dem sie zusammen in einer staatlichen Wohngemeinschaft lebt, aus der sie aber nach wenigen Monaten wieder ausziehen muss.


Als sie sich beim Arbeitsmarktservice nach weiteren Jobangeboten umschaut, entdeckt sie ihren Vater, der im Gefängnis war, sich aber auch zuvor nie um die Familie gekümmert hat. Interessiert beobachtet sie ihn, rennt aber weg, als er sie sieht und ihr nachruft. Prägnant bringt diese Szene das ambivalente Verhältnis zwischen Sara und ihrem Vater, das in der Folge ausgebreitet wird, auf den Punkt.


Auf der einen Seite sehnt sie sich nach einer normalen Familie und der Nähe des Vaters, muss aber immer wieder erleben, dass dieser sich nie an seine Versprechen hält. Besonderen Reiz gewinnt dieses Zusammenspiel dadurch, dass dieses Duo auch von Vater und Tochter gespielt wird. Mit großer physischer Präsenz verkörpert der in seiner Heimat bekannte Eduard Fernández den Vater, Herz des Films ist aber die von Greta Fernández gespielte Sara. Auf Schritt und Tritt folgt ihr der Film, vermittelt intensiv ihren ebenso trotzigen wie verzweifelten Kampf um ein normales Leben.


Wie die Filme der belgischen Regiebrüder Jean-Pierre und Luc Dardenne ist auch "La hija de un ladron" nah am Leben, verzichtet auf Spektakel und Dramatisierung und gewinnt Intensität durch den präzisen und ungeschönten Blick auf diesen Alltag am Rande der Gesellschaft und die unaufdringliche, aber dichte Einbettung in ein Barcelona abseits aller Touristenattraktionen.


Wie die Dardennes in ihren frühen Filmen verzichtet auch die 36-jährige Belén Funes auf Filmmusik, arbeitet mit einer dynamischen Handkamera, die auch die innere Unruhe und den hektisch-getriebenen Alltag Saras nach außen kehrt, und folgt – ebenfalls eine Parallele zu den Dardennes – seiner Protagonistin immer wieder im Rücken oder erfasst oft vielfach nur Nacken und eine Gesichtshälfte.


Mit dem Vater ihres Kindes trifft Sara sich zwar noch gelegentlich, doch ein Paar sind sie nicht mehr und erhält so auch von ihm nur wenig Unterstützung. Ganz auf sich gestellt ist die junge Frau und erhebt dennoch Anspruch auf das Sorgerecht für ihren siebenjährigen Bruder, der in einem Pflegeheim lebt. Bewegend wird dabei bei der Verhandlung spürbar, dass es ihr nicht so sehr um die Fürsorge um ihren Bruder geht, als vielmehr darum eine Bezugsperson für sich zu gewinnen und so etwas wie eine normale Familie zu schaffen.


Streaming unter flimmit.com und vodclub.online


Trailer zu "La hija de un ladron - A Thief´s Daughter"



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