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  • AutorenbildWalter Gasperi

Cittadini del mondo - In der Ferne liegt das Glück

Aktualisiert: 22. Mai 2022


Drei römische Rentner wollen wegen der hohen Lebenskosten aus Italien auswandern. Doch wohin sollen sie ziehen? – Gianni Di Gregorios Komödie lebt vom warmherzigen Blick, drei großartigen Hauptdarstellern und der Verankerung der Handlung im idyllischen römischen Viertel Trastevere.


Vom blauen Himmel schwenkt die Kamera langsam hinunter zu pittoresken, von Pflanzen leicht verwachsenen Häusern im römischen Viertel Trastevere und zu dem vor einer Bar sitzenden Rentner Gianni (Gianni Di Gregorio), den alle nur "Professor" nennen. Mit einem Gläschen Wein, einer Zeitung und Beobachtung des Geschehens in und um die Bar scheint er den Tag zu verbringen.


Während der "Professor" mit diesem gemütlichen Leben durchaus zufrieden zu sein scheint, klagt sein Freund Giorgetto (Giorgio Colangeli), dass die Rente von Jahr zu Jahr weniger ausreicht: Auswandern müsste man also in ein Land, in dem die Lebenskosten niedriger sind. Der "Professor", der einst Latein und Griechisch unterrichtete, ist zunächst wenig begeistert, lässt sich dann aber doch mehr überreden als überzeugen.


Vom Plan begeistert ist dagegen sofort der am Stadtrand lebende Attilio (Ennio Fantastichini). Gefunden werden muss aber noch ein passender Alterssitz. Unterstützt wird das Trio bei dieser Wahl von einem alten Akademiker, der darauf hinweist, dass dabei nicht die Lebenserhaltungskosten, die am Preis für ein kleines Bier bemessen werden, sondern auch Klima, politische Stabilität, Gefahr von Naturkatastrophen und vieles mehr berücksichtigt werden müsse.


Kristallisieren sich so die Azoren schließlich als ideales Ziel heraus, so sind zuvor doch noch mühsame Behördengänge nötig, muss Geld aufgetrieben und Portugiesisch gelernt werden. Und dann gibt es da auch noch den jungen Abu, der sich in zweijähriger Flucht von Mali nach Italien durchgeschlagen hat. Kein Dach überm Kopf hat dieser Flüchtling, schläft in einem Park und verkauft tagsüber illegal auf dem Ponte d´Angelo Kleinkram. Zum Nachdenken bringt die drei Rentner dieses Schicksal, lässt sie erkennen, dass sie auf hohem Niveau jammern und dass es wichtiger ist hier zu helfen als immer nur an sich selbst zu denken.


Nach "Pranzo di Ferragosto" (2008), "Gianni e le donne" (2011) und "Buoni a nulla" (2014) legt Gianni di Gregorio mit "Cittadini del mondo" eine weitere sanfte und warmherzige Rentnerkomödie vor, in die er spürbar viel von seinen eigenen Erfahrungen und seiner Persönlichkeit einfließen lässt. Wieder führt der 71-Jährige so nicht nur Regie und zeichnet zusammen mit Marco Pettenello für das Drehbuch, das nach Di Gregorios eigener Erzählung "Poracciamente vivere" entstand, verantwortlich, sondern spielt auch selbst den "Professor". Bestens unterstützt wird er dabei von Giorgio Colangeli und Ennio Fantastichini, der kurz nach den Dreharbeiten ganz unerwartet im Alter von 63 Jahren verstarb und dem "Cittadini del mondo" gewidmet ist. Mit sichtlichem Vergnügen und viel Feingefühl verkörpern sie diese drei Rentner und vermitteln großartig deren Befindlichkeit.


Von den Gesprächen dieses Trios und kleinen Szenen lebt der Film. Wie die Protagonisten in ihrem entspannten Alltag die Tage vorüberziehen lassen, mäandert auch diese Komödie ruhig dahin und schlägt immer wieder Haken, lässt Gianni in der Bar eine attraktive Frau beobachten, oder Attilio mit seiner Tochter über seine Pläne reden.


Aber nicht nur der warmherzige Blick und die Menschenfreundlichkeit nehmen für diesen kleinen, aber stimmigen Film ein. Beglückend ist auch wie die Kamera von Gogò Bianchi das Viertel Trastevere einfängt, das mit seinen engen Gassen, Bars und Innenhöfen mit Brunnen, sofern keine Touristenströme durchziehen, immer noch sehr dörflich und idyllisch wirkt.


Gleichzeitig lässt Di Gregorio bei Fahrten durch die Stadt auch beiläufig einen Blick auf Sehenswürdigkeiten wie Kolosseum, Engelsburg, Porta Settimiana und Circus maximus werfen. Weil dabei negative Seiten wie Verkehrschaos und überfüllte Metro ausgeblendet werden, wird "Cittadini del mondo" so auch zur großen Liebeserklärung an die ewige Stadt, weckt Lust auf eine Reise in die italienische Metropole und unvorstellbar scheint angesichts dieses Films, dass Di Gregorio, der selbst in Trastevere lebt, sich vorstellen kann jemals aus Rom wegzuziehen.



Trailer zu "Cittadini del mondo"




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