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  • AutorenbildWalter Gasperi

Cannes 2021: Schaulaufen der Schwergewichte


Nach der Absage im letzten Jahr wurde das Filmfestival von Cannes heur aufgrund der Pandemie von Mai auf Juli verlegt (6.- 17. 7. 2021). Dort allerdings plant man beachtliche 24 Filme im Palmenrennen zu präsentieren. Der Bogen der Regisseure spannt sich von Wes Anderson, Paul Verhoeven und Francois Ozon bis zu Nanni Moretti und Ashgar Farhadi.


Noch mehr als sonst kann der künstlerische Leiter Thierry Frémaux heuer aus dem Vollen schöpfen, denn einige Filme, die schon letztes Jahr in Cannes ihre Premiere feiern sollten, hat man sich für die heurige Ausgabe aufgespart. Das gilt für Paul Verhoevens Historienfilm "Benedetta", der mit einer lesbischen Liebe unter Nonnen für einen Skandal sorgen könnte, ebenso wie für Wes Anderson, dessen schon lange erwarteter "The French Dispatch" nun endlich seine Premiere feiern wird.


Eröffnet wird das Festival aber – wie schon vor einigen Wochen gemeldet – mit Leos Carax´ Musical "Annette". Während Carax mit seinem letzten Film "Holy Motors" vor einigen Jahren für einen Höhepunkt an der Croisette sorgte, kehrt Sean Penn nach seinem fürchterlich zerrissenen "The Last Face" mit "Flag Day" in das Palmenrennen zurück. Auch der Iraner Ashgar Farhadi, der mit "A Hero" eingeladen wurde, gehört inzwischen zu den Stammgästen, ebenso wie der Franzose Bruno Dumont, von dem "France" laufen wird.


Wie gewohnt finden sich auch unter den heurigen Bewerbern wieder mehrere Regisseure, die schon eine Goldene Palme gewonnen haben. Dies gilt sowohl für Nanni Moretti ("Das Zimmer meines Sohnes"), der mit "Tre Piani" eingeladen wurde, wie für den Thai Apichatpong Weerasethakul ("Onkel Boonmee…"), von dem "Memoria" laufen wird, als auch für Jacques Audiard ("Dheepan"), der nach dem Western "The Sisters Brothers" mit "Les Olympiades" nach Paris zurückgekehrt ist.


Wettbewerbserfahrung hat auch der Norweger Joachim Trier, von dem "The Worst Person in the World" eingeladen wurde, und der aus dem Tschad stammende Mahamat-Saleh Haroun, der "Lingui" präsentieren wird. Auch Schnellfilmer Francois Ozon hat mit "Tout sést bien passé" nach "Été 85" schon wieder einen neuen Film parat, aber auch Kirill Serebrennikov, der in seiner russischen Heimat mit Repressalien zu kämpfen hat, kann mit "Petrov´s Flu" einen neuen Film präsentieren.


Auch bekannte Regisseure, die erstmals einen Film ins Palmenrennen schicken dürfen, fehlen mit Sean Baker, nach dessen "Florida Project" man gespannt auf "Red Rocket" sein darf, dem Berlinale-Sieger Nadiv Lapid, der "Ahed´s Knee" zeigt, dem Australier Justin Kurzel, dessen "Nitram" eingeladen wurde, und Mia Hansen-Love mit "Bergman Island" nicht.

Wiederkehrendes Thema ist in Cannes die Präsenz von Regisseurinnen. Neben Hansen-Love finden sich hier immerhin auch die ungarische Berlinale-Siegerin Ildiko Enyedi mit dem schon lange erwarteten "The Story of My Wife", die Newcomerin Julia Ducournau mit "Titane" sowie Catherine Corsini mit "Fracture".


Schwergewichte finden sich mit Tom McCarthys Thriller "Stillwater" und Todd Haynes Dokumentarfilm "The Velvet Underground" auch außerhalb des Wettbewerbs, der insgesamt - abgesehen von den US-Amerikanern - aufgrund der Reisebeschränkungen durch die Pandemie stärker auf Europa fokussiert ist.


Dazu kommt die neu geschaffene Schiene "Cannes Premieres", die mit Kornel Mundruczos "Evolution", Andrea Arnolds "Cow" sowie neuen Filmen von Hon Sang-soo, Mathieu Amalric und Arnaud Desplechin eine solche Fülle an renommierten Regisseur*innen bietet, dass andere Festivals allein damit schon zufrieden wären.


Österreich ist mit zwei Filmen in der Sektion "Un Certain Regard" vertreten, die verstärkt auf junge Filmemacher*innen fokussieren soll. Neben "Moneyboys" von CB Yi wird hier auch mit "Die große Freiheit" auch der neue Film von Sebastian Meise seine Premiere feiern.


Interessant ist immer aber auch, welche zuvor hoch gehandelten Regisseure sich nun doch nicht im Line-up finden. Der Bogen spannt sich hier von Paul Thomas Anderson über Jane Campion und Terence Davies bis zu Ulrich Seidl und Paul Schrader, deren Filme wohl nicht rechtzeitig fertig wurden. – Allerdings sollen die Premiere eines spektakulären Blockbusters – spekuliert wird über den neuen Bond, Denis Villeneuves "Dune" oder Spielbergs "Westside Story" – sowie des Abschlussfilms noch ergänzt werden.

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