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AutorenbildWalter Gasperi

Atlantic City, USA


Vor dem Hintergrund der Ostküstenspielerstadt Atlantic City erzählt Louis Malle von Lebensträumen und unerfüllten Sehnsüchten. – Bei Pidax Film ist der mit Burt Lancaster und Susan Sarandon großartig besetzte Siegerfilm der Filmfestspiele von Venedig 1980 in restaurierter Fassung auf DVD erschienen.


Louis Malle gehört zwar zur Generation der Regisseure der Nouvelle Vague, war aber nie Teil dieser Bewegung. Auf keinen Nenner lassen sich seine Filme bringen, immer wieder probierte Sohn einer reichen Industriellenfamilie etwas Neues. 1976 übersiedelte er in die USA und drehte dort im folgenden Jahrzehnt fünf Spielfilme und zwei Dokumentarfilme, ehe er 1986 wieder in seine Heimat zurückkehrte.


Mit dem Blick auf Sally (Susan Sarandon), die sich zu einer Arie aus Bellinis Oper "Norma" auszieht, Zitronen schneidet und damit ihre Arme reinigt, beginnt "Atlantic City, USA". Die Zuschauer:innen werden hier zum Voyeur, doch mit der Kamerarückwärtsfahrt durchs Fenster in eine benachbarte Wohnung, entpuppt sich der Blick als der voyeuristische Blick des alten Möchtegern-Gangsters Lou (Burt Lancaster).


Das voyeuristische Moment wiederholt sich, wenn in der nächsten Szene ein junger Man beobachtet, wie ein Afroamerikaner in einer Telefonzelle ein Päckchen Drogen versteckt. Sofort schnappt er sich den wertvollen Stoff, während die geplanten Empfänger wenig später leer ausgehen.


Leichthändig führt Louis Malle diesen hippiehaften Drogendieb namens Dave und seine hochschwangere Freundin sowie Sally, die Daves Ex-Mann ist und in einer Austernbar in einem Casino der Spielerstadt arbeitet, und Lou wenig später zusammen. Denn Dave glaubt in Lou, der immer mit seiner angeblich großen Gangstervergangenheit angibt, jemanden gefunden zu haben, der ihm beim Drogenverkauf behilflich sein kann.


Doch während Lou das große Geld macht, machen die betrogenen Mafioso Dave rasch ausfindig und töten ihn. Lou wiederum kann sich mit dem kleinen Vermögen Sally nähern, sie ausführen und ihr Geschenke machen. Doch bald sind die wahren Gangster auch hinter ihnen her.


Dem Traum Sallys von einer Karriere als Croupier in Frankreich steht dabei Lous unerfüllter Traum von einer Gangsterkarriere gegenüber. Sein Status als abgehalfterter Möchtegern-Gangster, der sich als Dienstbote und Hundesitter einer Gangsterwitwe durchschlägt, spiegelt sich im morbiden Charme Atlantic Citys, dessen Untergang sich mit der Sprengung eines Casinos schon am Anfang ankündigt.


Gleichzeitig künden Plakate mit der Aufschrift "You are back on the map, Atlantic City" und Songs auch vom Aufstieg eines neuen Atlantic City, das wiederum mit Lous spätem Aufblühen korrespondiert.


Rund und mit viel Sympathie für die Underdogs hat Louis Malle diesen warmherzigen und irgendwo zwischen Komödie, Gangsterfilm und Charakterstudie changierenden Film inszeniert und gleichzeitig vorzüglich mit einem quasidokumentarischen Blick auf die Spielerstadt und deren Wandel verknüpft. Auch auf extradiegetische Filmmusik verzichtete der Franzose und setzte nur direkt im Film gespielte Musikstücke ein.


Getragen wird "Atlantic City, USA" dabei von den beiden blendend harmonierenden Hauptdarsteller:innen. Burt Lancaster brilliert hier nochmals in einer großen Altersrolle, in der er bewegend mit jedem Blick und jeder Geste die Selbsttäuschungen und Sehnsüchte Lous vermittelt, während Susan Sarandon im Gegensatz zum immer wieder rückwärtsgewandten Blick Lous voll Hoffnung und Kampfeswillen in die Zukunft blickt, in der sie ihre Träume zu verwirklichen hofft.


An Sprachversionen bietet die bei Pidax Film in restaurierter Fassung erschienene DVD die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie deutsche Untertitel. Die Extras beschränken sich auf den originalen Kinotrailer und eine Bildergalerie.


Trailer zu "Atlantic City, USA"


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