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  • AutorenbildWalter Gasperi

Abyzou - Keine Seele ist sicher


Im Haus eines ultraorthodoxen New Yorker Juden versucht eine Dämonin Besitz von den Bewohner:innen zu ergreifen. - Der Geisterfilm, mit dem Oliver Park das Subgenre zwar nicht neu erfindet, aber doch gekonnt Spannung und Grusel erzeugt, ist bei Eurovideo auf DVD und Blu-ray erschienen.


Ein Insert am Beginn informiert über den weit zurückreichenden Mythos der Dämonin Abyzou. Vor allem auf den Raub von Kindern habe sie es abgesehen. – Vorgegeben ist damit schon die Richtung von Oliver Parks Debüt, große inhaltliche Überraschungen darf man sich nicht erwarten.


Eine ebenso dichte wie beunruhigende Atmosphäre verbreitet dafür schon die Auftaktszene, in der ein alter chassidischer Rabbi - ein sogenannter Zaddik - mit einem Ritual Kontakt zu seiner verstorbenen Frau herstellen will, dabei aber von der Dämonin heimgesucht wird. Langsam gleitet die Kamera durch die nur von wenigen Lampen erhellte und ins Halbdunkel getauchte Wohnung. Realität mischt sich mit Imagination, wenn der Rabbi während des Rituals ein kleines Mädchen ebenso wie seine verstorbene Frau sieht.


Nur durch rituellen Selbstmord mit einem speziellen Messer und einem umgehängten Amulett glaubt er die Macht der Dämonin bannen zu können. Passend zu seiner Selbstopferung heißt der Film im Original auch "The Offering" ("Die Darbietung").


Die Leiche landet im Bestattungsunternehmen des ultraorthodoxen chassidischen Juden Saul Feinberg (Allan Corduner). In dessen altes Haus in Brooklyn – gedreht wurde allerdings in der bulgarischen Hauptstadt Sofia - kehrt nach 15 Jahren Abwesenheit aber auch sein Sohn Arthur (Nick Blood) mit seiner hochschwangeren Frau Claire (Emma Wiseman) zurück. Der modernen Welt, aus der der Immobilienmakler Arthur und seine Frau kommen, steht so das von Religion und Riten bestimmte Milieu Sauls gegenüber.


Das Eintauchen in diese fremde Welt, zu der auch ein jüdischer Antiquitätenhändler zählt, der sich mit der Erforschung alter Bräuche und Dämonen beschäftigt, trägt von Anfang an nicht unwesentlich zur Spannung bei. Auch durch die weitgehende Beschränkung auf das meist in Halbdunkel getauchte Bestattungsunternehmen als einzigem Schauplatz und auf wenige Figuren entwickelt "Abyzou – Keine Seele ist sicher" Dichte und Geschlossenheit.


Zum archaisch-unheimlichen Milieu kommt noch ein Vater-Sohn-Konflikt. Bald wird nämlich klar, dass Arthur nicht nur heimgekehrt ist, um sich mit dem Vater zu versöhnen, sondern dass er auch hochverschuldet ist. Wenn sein Vater nicht mit dem Haus für ihn bürgt, ist seine Existenz und die seiner jungen Familie gefährdet.


So versucht Arthur gute Stimmung zu machen und verhält sich gegenüber dem Vater freundlich und entgegenkommend. Wie in früheren Jahren hilft er auch bei der Vorbereitung des toten Rabbis für die Bestattung, setzt dabei aber aus Versehen die Dämonin frei. Bald werden so das Haus und seine BewohnerInnen von diesem Wesen, das Park geschickt immer nur kurz und mehr schemenhaft als ausführlich zeigt, heimgesucht.


Mit den gewohnten Mitteln wie Jump Scares, klappernden Türen, im Wind wehenden Vorhängen und einem starken Sound Design, bei dem der abrupte und übersteigerte Einsatz alltäglicher Geräusche Schockmomente auslöst, hält Park die Spannung hoch und erzeugt wohligen Grusel. Geschickt lässt der 37-jährige Brite auch die Grenzen von Realität und Einbildung verschwimmen, wenn Claire plötzlich aus einem schrecklichen Alptraum erwacht, oder wenn die Dämonin Arthur und seine Frau mit Trugbildern von Verstorbenen verstört und in den Wahnsinn zu treiben scheint.


So revolutioniert Park mit seinem Debüt, bei dem unübersehbar auch Roman Polanskis Klassiker "Rosemarys Baby" als Vorbild diente, den Horrorfilm zwar nicht, erweist sich aber als Regisseur, der in kompakten 93 Minuten stringent eine Geschichte zu erzählen und versiert auf der Klaviatur des Genres zu spielen versteht. – Gespannt sein darf man so auf weitere Filme dieses Regisseurs.


An Sprachversionen bieten die bei Eurovideo erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung, aber keine Untertitel. Die Extras beschränken sich auf den Trailer zum Film sowie drei Trailer zu weiteren, bei diesem Label erschienenen Horrorfilmen.


Trailer zu "Abyzou - Keine Seele ist sicher"


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