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AutorenbildWalter Gasperi

700 Meilen westwärts - Bite the Bullet


Unterschiedlichste Typen versammeln sich 1906 zu einem Pferderennen, das 700 Meilen durch die USA führen soll. - Kein klassischer Western, aber ein bildstarkes, souverän inszeniertes und großartig besetztes Kinostück, das bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) auf Blu-ray erschienen ist.


Der 1912 geborene und 1992 verstorbene Richard Brooks war ein klassischer Hollywood-Professional: Seine Filme sind schnörkellos, oberstes Ziel ist es, stringent und ökonomisch eine Geschichte zu erzählen. Und als Profi präsentiert er sich bei dem 1975 gedreheten "700 Meilen westwärts" schon mit der Exposition, in der er unterschiedlichste Typen in einer Westernstadt zu einem Pferderennen zusammentreffen lässt, das die Zeitung Western Express ausgeschrieben hat.


Inspirieren ließ sich Brooks zu seinem 1906 spielenden Film von einem Rennen, das 1908 von der Denver Post von Wyoming nach Denver ausgeschrieben wurde. Wie Sam Peckinpah in dem 1914 spielenden "The Wild Bunch" oder Don Siegel im 1901 spielenden "The Shootist – Der letzte Scharfschütze" erzählt dabei auch Brooks im Kern von einer Zeitenwende und dem Ende des alten Westen.


Den Pferden steht hier nämlich nicht nur die Eisenbahn gegenüber, sondern am Rande sieht man einmal auch Autos und als Begleitfahrzeug fungiert ein Beiwagen-Motorrad. Doch nicht nur auf der technisch-zivilisatorischen Ebene kündigt sich ein Umbruch an, sondern auch auf der Ebene der Helden. Die alten Männer sind kurz vor dem Abdanken, eine neue Generation kündigt sich – eine Standardfigur auch im klassischen Western - mit einem jungen schießwütigen und rücksichtslosen Großmaul an.


Prägnant zeichnet Brooks in dieser Exposition diese unterschiedlichen Charaktere von den beiden alten von James Coburn und Gene Hackman gespielten Ex-Soldaten und Abenteurern über eine ehemalige Hure (Candice Bergen), einen Mexikaner und den jungen Revolverhelden bis zu einem Briten und dem Reiter der Eisenbahngesellschaft. Gleichzeitig zeichnet er in dynamischem Schnitt und Szenenwechsel auch ein pralles Bild vom Leben in dieser Westernstadt.


Mit dem Streben nach Sieg und Erfolg als oberstes Ziel spielt Brooks auch mit einem klassischen amerikanischen Thema, zeigt sich diesem gegenüber aber durchaus kritisch. Als Konkurrenten mögen die Reiter zwar starten, aber auf dem langen Ritt durch Prärie, Wüste und Canyons müssen sie erkennen, dass sie immer wieder auf gegenseitige Hilfe angewiesen sind, und der Sieg verliert an Bedeutung.


Nicht nur die Pferde feiert – oft auch intensiviert durch Zeitlupe - die Kamera von Harry Stradling jr. immer wieder, sondern das Panavision-Format ermöglicht es ihm auch, bei diesem in Nevada gedrehten und fast ausschließlich in freier Natur spielenden Film ausgiebig die unterschiedlichen amerikanischen Landschaften attraktiv ins Bild zu rücken und zu feiern. Für Spannung sorgen gleichzeitig unterschiedlichste Gefahren von einem Bär über eine Klapperschlange bis zu einem Überfall durch Banditen.


Souverän wechselt Brooks zwischen Reitszenen und nächtlichen Ruhepausen und mit der äußeren Bewegung korrespondiert perfekt die Entwicklung der Charaktere. Da zeigt Hackman in jeder Szene seine Empathie nicht nur für Pferde, sondern auch für Ausgestoßene wie den Mexikaner und die Hure, während letztere schließlich auch eine dunkle Seite offenbart. Und auch der junge Revolverheld macht durch die harten Erfahrungen des Ritts und die Begegnungen eine Wandlung durch.


Auch die Herausarbeitung der unterschiedlichen Motive für die Teilnahme am Rennen besticht. Geht es dem Briten um den sportlichen Aspekt, so will sich Hackmans Figur selbst beweisen und zeigen, dass er trotz seines Alters die Jungen noch schlagen kann. James Coburns Charakter ist dagegen ein echter Spieler, der mit seinem Wetteinsatz reich werden will, ein alter Verlierer (Ben Johnson) will endlich berühmt werden und mit dem Sieg verhindern, dass er bald vergessen wird, der Mexikaner möchte mit der Siegprämie der Armut entkommen und der Eisenbahnboss will mit seinem Luxuspferd wohl in erster Linie beweisen, dass man mit dem entsprechenden Vermögen sich auch so einen Sieg kaufen kann.


Bei aller Spannung kommt bei diesem sanft-melancholischen Post-Western, der auf Schießereien weitgehend verzichtet, – speziell gegen Ende – aber auch der Witz nicht zu kurz und geschickt kritisiert Brooks mit dem knappen Finale das einzelkämpferische amerikanische Konkurrenzdenken.


An Sprachversionen bietet die bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) erschienene Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras beschränken sich auf den originalen amerikanischen Kinotrailer, eine isolierte Musiktonspur und eine Bildergalerie.


Trailer zu "700 Meilen westwärts"



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