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AutorenbildWalter Gasperi

Prison 77 - Flucht in die Freiheit


Der Spanier Alberto Rodriguez verbindet das Genre des Gefängnisfilms mit einer wütenden Anklage menschenunwürdiger Zustände im Spanien der unmittelbaren Post-Franco-Zeit. – Der packende Thriller ist bei Plaion Pictures auf DVD und Blu-ray erschienen.


Alberto Rodriguez zeichnete schon vor neun Jahren im meisterhaften Thriller "La isla minima – Mörderland" (2014) ein dichtes und bedrückendes Bild der Nachwirkungen der Franco-Ära im Spanien des Jahres 1980. "Prison 77", der von wahren Begebenheiten inspiriert ist, setzt nun nur drei Monate nach Francos Tod Anfang 1976 ein und spannt die Handlung bis 1978.


Die Welt des Modelo-Gefängnisses in Barcelona und eines anderen Gefängnisses, in das die beiden Protagonisten vorübergehend verlegt oder verschleppt werden, wird der Film erst ganz am Ende verlassen. Am Beginn steht die Einlieferung des jungen Manuel (Miguel Herrán), der in seiner Firma einen geringen Betrag unterschlagen hat.


Sofort lernt er die Brutalität der Wärter kennen, die nicht nur immer wieder zuschlagen, sondern ihm auch gleich seinen Anzug abnehmen und ihn für zwei Wochen in eine Einzelzelle mit verwanzter Bettdecke stecken. Blicke nach draußen auf eine Neonreklame, die eine glorreiche Zukunft verkündet, oder die Besuche der ihn liebenden Lucia (Catalina Sopelana), die zunehmend buntere Kleider trägt und ihm poppige Zeitschriften bringt, künden zwar von einem Wandel Spaniens von der düsteren Diktatur zur Demokratie, doch im Gefängnis leben die alten Strukturen und Verhältnisse fort.


Weitgehend in schmutziges Beige und Braun sowie in kaltes Licht sind die Bilder getaucht, kräftige Farben gibt es nur in den Blicken auf die Welt jenseits der Gefängnismauern. Doch auch im Gefängnis wird mit der Bildung einer Interessensgemeinschaft der Insassen namens COPEL der Wandel sichtbar. Wichtigste Forderungen der Häftlinge sind Amnestie und Freiheit, denn nicht nur Kriminelle, sondern auch politische Gegner, Homosexuelle und Obdachlose sind hier inhaftiert.


Verhält sich Manuel zunächst zurückhaltend gegenüber dieser Bewegung, schließt er sich ihr bald doch an und wird zum Wortführer. Mit Flugblättern werden zunächst die anderen Häftlinge mobilisiert, mit Androhung von Selbstmord wird dann zwar mediale Berichterstattung und politische Aufmerksamkeit erreicht, doch Amnestie erhalten schließlich nur die politischen Häftlinge. Auch ein Aufstand bringt keinen Erfolg.


Doch Rodriguez zeichnet nicht nur die verschiedenen Methoden eines politischen Kampfes nach, sondern bietet auch Einblick in die Machtstrukturen innerhalb der Häftlinge, bei denen der Kriminelle Marbella (Fernando Tejero) mit seinen Helfern eine dominierende Rolle spielt.


Der alte Pino (Javier Gutiérrez) dagegen, der schon viele Jahre Haft hinter sich hat, scheint mit dem Leben draußen schon abgeschlossen zu haben und führt ein zurückgezogenes Leben in seiner Zelle. Am Kampf gegen die menschenunwürdigen Bedingungen will er sich zunächst nicht beteiligen, schließt sich dann aber doch der Bewegung an, als er sieht, dass diese kleine Erfolge erzielt. Gleichzeitig entwickelt sich mit diesem Engagement auch eine Freundschaft zu Manuel.


Schonungslos zeigt Rodriguez aber auch, wie die Gefängnisleitung diesen politisch-gewerkschaftlichen Kampf der Häftlinge brechen will. Politik und Medien mögen eine Verbesserung der Zustände propagieren, doch die sadistischen Wärter bleiben die gleichen. Die Lösung scheint so letztlich einzig in einem Ausbruch zu liegen.


Souverän verknüpft Rodriguez das Genre des Gefängnisfilms mit Gesellschaftskritik und einem wütenden Appell für Menschenrechte auch in einem Gefängnis. Dichte entwickelt "Prison 77" sowohl durch die Konzentration auf das Gefängnis als einzigen Schauplatz als auch durch die ebenso harte wie realistische Schilderung der menschenunwürdigen Zustände und die starken Schauspieler.


Hoffnung auf Veränderung macht der Film zwar zunächst mit der Solidarität der Häftlinge, doch letztlich kann diese gegen die Macht der Institution nichts ausrichten. Dafür wird dieser packende Thriller auch zu einem eindrücklichen Film über die Kraft der Freundschaft, wenn Manuel und Pino schließlich durch Eigeninitiative etwas erreichen.


An Sprachversionen bieten die bei Plaion Pictures erschienene Blu-ray und DVD die spanische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie deutsche Untertitel. Die Extras beschränken sich auf ein Making of, den originalen und den deutschen Trailer sowie eine Trailershow zu weiteren Filmen dieses Labels.


Trailer zu "Prison 77 - Flucht in die Freiheit"



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