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AutorenbildWalter Gasperi

Nebel


In den frühen 1960er Jahren weckt die Ankunft eines deutschen Ingenieurs in der britischen Küstenstadt Rocksmouth Erinnerungen an ein traumatisches Ereignis während des Zweiten Weltkriegs. Bei Icestorm Entertainment ist Joachim Haslers 1962 in der DDR entstandener, atmosphärisch dichter Krimi mit politischer Botschaft auf DVD erschienen.


Mit einem Blick auf eine vor der Küste treibende Boje eröffnet Joachim Hasler seinen in starkem Schwarzweiß und Cinemascope (Kamera: Joachim Hasler und Helmut Grewald) gedrehten vierten Spielfilm. Mahnmal einer Katastrophe, die sich während des Zweiten Weltkriegs ereignete, ist dieses mehrfach wiederkehrende Seezeichen, das mit seinem Glockenschlag auch akustisch die Bewohner immer wieder an die Vergangenheit erinnert.


Ganz unüblich für einen DEFA-Film führt Hasler den Zuschauer im Folgenden aber in ein Hotel, in dem eine Kapelle jazzige Musik spielt und Twist getanzt wird. Mehr an die westdeutschen Edgar Wallace-Filme als an den sozialistischen Realismus erinnert "Nebel". In die Zukunft blickt in diesem Hotel der junge Taucher Bill Smith (Eberhard Esche), wenn er mit seiner Verlobten über die baldige Hochzeit spricht, doch die Erinnerung an die Vergangenheit bricht mit dem Eintreten des deutschen Ingenieurs Wedel (Helmut Schreiber) massiv herein.


Symbolisch ist der Nebel des Titels zu verstehen, meint den Schleier des Vergessens, den viele lieber über die Kriegsereignisse legen. Auch der alte Dorfpolizist (Johannes Arpe) will die Vergangenheit ruhen lassen, während Smith das nicht kann oder will und sich deshalb zunehmend ein Konflikt zwischen ihm und Wedel entwickelt.


Dieser will das Wrack des vor 20 Jahren gesunkenen Kreuzers "Princess of India" endlich heben lassen, um dadurch die Hafenzufahrt freizulegen und einen großen Hafen und eine Erdölraffinerie anzulegen. Diese Pläne wiederum rufen Grundstückspekulanten auf den Plan, die hier glauben das große Geschäft machen zu können. Doch plötzlich ist Wedel tot und Smith wird als Mordverdächtiger verhaftet.


An die Stelle der differenzierten Auslotung der gesellschaftlichen Verhältnisse und der unterschiedlichen Interessen tritt damit ein klassisches Gerichtsdrama, bei dem Smith lange jede Aussage verweigert, sodass sich sein junger Verteidiger (Günther Simon) schwer tut. Langsam bringen aber die Zeugen doch Licht in die Vergangenheit und damit rückt auch die politische Botschaft, von der dieser atmosphärisch dichte Krimi lange frei zu sein schien, ins Zentrum.


Doppelte Stoßrichtung verfolgt Hasler dabei, denn er bezieht nicht nur gegen eine Politik des Verdrängens und Vertuschens Stellung, sondern stellt die Erinnerung an die Verbrechen des vergangenen Krieges auch als wichtige Grundlage für die Verhinderung neuer Aufrüstung dar. So klar die Botschaft am Ende auch ist, so wirkt diese doch nicht aufgesetzt, sondern wird aus der dicht entwickelten Handlung, bei der Geheimnisse geschickt lange zurückgehalten werden, und den stark gespielten Charakteren heraus entwickelt.


Spartanisch ist die Ausstattung der bei Icestorm Entertainment erschienenen DVD: An Sprachversionen wird die originale deutsche Fassung angeboten, die Extras beschränken sich auf drei Trailer zu anderen Filmen, die bei diesem Label erschienen sind.

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