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  • AutorenbildWalter Gasperi

Hotel New Hampshire


Tony Richardsons 1984 entstandene Verfilmung von John Irvings tragikomischem Roman wirkt wie ein Vorläufer der Filme Wes Andersons. Bei Plaion Pictures ist die an Handlung überbordende Familiengeschichte in einer Special Edition auf DVD und Blu-ray erschienen.


Vieles an Tony Richardsons Verfilmung von John Irvings fünftem Roman erinnert an die Filme von Wes Anderson, vor allem an "The Royal Tenenbaums" und "Grand Budapest Hotel". Auch Richardson, der selbst das Drehbuch schrieb, erzählt eine Familiengeschichte mit einer Fülle von skurrilen Figuren. Wie Anderson blickt auch der Brite, der sich um 1960 durch die Verfilmungen von John Osbornes "Blick zurück im Zorn" und Alan Sillitoes "Die Einsamkeit des Langstreckenläufers" einen Namen machte, voll Liebe auf seine psychisch angeschlagenen Protagonisten, fabuliert lustvoll drauflos und legt mehr Wert auf einfallsreiche Szenen als stringente Handlungsführung.


An "Grand Budapest Hotel" erinnern vor allem die europäischen Elemente von "Hotel New Hampshire" von einem Auftritt Sigmund Freuds bis zu Szenen im Wien der Nachkriegszeit. Dort trifft die Familie Berry nicht nur wiederum auf den Begründer der Psychoanalyse, sondern auch auf die schüchterne Susie (Nastassja Kinski), die sich nur in einem Bärenkostüm unter die Leute traut, und auf eine Gruppe von Revolutionären, die einen Anschlag auf die Wiener Staatsoper plant.


Von den 1950er Jahren springt der Film in die unmittelbare Vorkriegszeit zurück, wenn der Vater erzählt, wie er in einem Hotel in New Hampshire bei einem Ferialjob als Kellner seine Frau kennenlernte. Gleichzeitig machte er dabei seine erste Bekanntschaft mit Freud, der mit einer Beiwagenmaschine mit einem Bären auf dem Beifahrersitz auftauchte.


Im Zentrum stehen aber die Kinder der Berrys von der kleinwüchsigen Lilly, die schriftstellerische Ambitionen hat, über Frank, der von seinen Schulkollegen wegen seiner Homosexualität gemobbt wird, bis zur psychisch fragilen Franny (Jodie Foster) und Johnny, der sich auch immer wieder mal als Erzähler zu Wort meldet. Wenig erfolgreich mag das Hotel laufen, das die Eltern nach dem Zweiten Weltkrieg in New Hampshire eröffnen, aber Johnny macht hier seine ersten sexuellen Erfahrungen.


In Kontrast dazu steht eine brutale Gruppenvergewaltigung Frannys, aber auch der Tod des Großvaters, der sich vor dem ausgestopften Familienhund Kummer zu Tode erschreckt. Immer wieder taucht dieser Hund auf und wird auch anderen Figuren einen mächtigen Schrecken einjagen. Eine Einladung von Freud führt die Familie nach Wien, wo der Vater wiederum ein Hotel eröffnet, ehe es wieder zurück in die Staaten geht.


So spannt sich die Handlung von den späten 1930er Jahren bis in die 1970er Jahre und erzählt im Kern vom Coming-of-Age der Berry-Kinder und der schwierigen Suche nach Orientierung und einem eigenen Lebensweg. Bruchlos gehen dabei witzige Szenen in tragische wie einen Flugzeugabsturz und einen Selbstmord über. Doch im Zentrum der übervollen Handlung steht die Feier des Lebens und der Befreiung aus Zwängen, wenn auch Susie schließlich wagt, ihr Bärenfell abzulegen.


An Sprachversionen bietet die bei Plaion Pictures (ehemals: Koch Films) erschienene Special Edition mit DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras beschränken sich auf den englischen Trailer und eine Bildergalerie.


Trailer zu "Hotel New Hampshire"


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