top of page
  • AutorenbildWalter Gasperi

Die Teuflischen - Les diaboliques


Zwei Frauen wollen sich ihres sadistischen Ehemanns bzw. Geliebten entledigen. – Henri-Georges Clouzots 1955 gedrehter, perfekt besetzter und konzentriert inszenierter Thriller, der problemlos mit den besten Filmen Alfred Hitchcocks mithalten kann, ist bei Pidax Film auf DVD erschienen.


Mit der Fahrt eines Lieferwagens von einem französischen Dorf zu einem abseits in einem großen Park gelegenen Internat für Jungs werden auch die Zuschauer*innen in diesen zentralen Schauplatz eingeführt. Hier führt der sadistische Michel (Paul Meurisse) als Direktor ein hartes Regiment, terrorisiert und schikaniert nicht nur die Schüler, sondern auch seine Frau Christina (Vera Clouzot) und seine Geliebte Nicole (Simone Signoret).


Die herzkranke Christina hat zwar das Geld in die Ehe gebracht, doch ihr Mann bestimmt alles, verhöhnt sie und betrügt sie vor ihren Augen. Lösen kann sich die psychisch angeschlagene Frau von Michel dennoch nicht. Nicole lässt sich dagegen die Übergriffe ihres Geliebten nicht gefallen und überredet Christine gemeinsam den Sadisten zu töten.


Einen perfekten Plan hat sie sich ausgedacht, doch Christine schreckt immer wieder vor der Tat zurück, bis sie doch ausgeführt wird. Alles scheint nach Plan zu laufen, doch dann verschwindet plötzlich die Leiche und Indizien legen den Verdacht nahe, dass Michel noch lebt.


Kein Zufall ist es, dass die Rückkehr eines Toten an Hitchcocks Meisterwerk "Vertigo" erinnert, denn der drei Jahre zuvor entstandene "Die Teuflischen – Les diaboliques" beruht ebenfalls auf einem Roman von Pierre Boileau und Thomas Narcejac. Wie Hitchcock verzichtet auch Henri-Georges Clouzot weitgehend auf Action und setzt stattdessen auf den Aufbau von Suspense. Mit großer Stringenz und Ökonomie entwickelt er die Handlung. Auf die Vorstellung des Internats, der Charaktere und ihrer Beziehungen zueinander folgt die Ausführung des Mordplanes und im dritten Akt die mysteriöse Rückkehr des Toten.


Entscheidend für den Spannungsaufbau ist die extrem konzentrierte Inszenierung. Clouzot beschränkt sich auf wenige Schauplätze, verzichtet auf Filmmusik und konzentriert sich ganz auf das Dreieck Michel, Christina und Nicole. Wie er ihnen und ihren Handlungen durch Nebenfiguren Profil verleiht, so verankert er die Handlung durch die bestechende Schwarzweißfotografie von Armand Thirand atmosphärisch dicht im Internat und in der Wohnung, in der der Mord verübt wird. Nicht unwesentlich trägt auch die Ruhe der Inszenierung, bei der der französische Thriller-Spezialist nicht mit schnellen Schnitten, sondern mit langen, tiefenscharfen Plansequenzen arbeitet, zur Spannungssteigerung bei.


Perfekt baut Clouzot mit dem Wissensvorsprung des Publikums immer wieder Momente des Suspense auf: Da gibt es die unentschlossene Christina, bei der man nicht weiß, ob sie den Mordplan wirklich durchziehen wird. Immer wieder sieht man auch die präparierte Whiskyflasche und fragt sich, ob und wann Michel daraus trinken wird. Bei der Durchführung des Mords wird Spannung durch Zwischenschnitte zur benachbarten Wohnung, in der die Mieter von den seltsamen Geräuschen irritiert werden, aufgebaut, und selbstverständlich kommt auch beim anschließenden Transport der Leiche mehrmals die Gefahr der Entdeckung auf.


Nach deren Entsorgung entpuppt sich wieder die labile Christina als größte Schwachstelle im vermeintlich perfekten Plan, bis sie Indizien für das Weiterleben Michels sie völlig aus der Bahn werfen.


Bestechende Präzisionsarbeit bietet Clouzot. Schnörkellos treibt er die Handlung voran, perfekt greift ein Rädchen ins andere. Wesentlich trägt aber auch die großartige Besetzung zum ebenso geschlossenen wie düsteren Gesamteindruck bei. Großartig ist Paul Meurisse als eiskalter Sadist Michel, während Simone Signoret als Nicole und Clouzots Ehefrau Vera als Christina großartige Antipoden bilden. Agiert erstere entschlossen, genau berechnend und kühl, zeigt sich Christina immer wieder verunsichert, schwach und zunehmend psychisch angeschlagen. Eine angedeutete lesbische Beziehung kann man in diesem Duo auch sehen, bis zum kühnen finalen Twist, der alles noch einmal auf den Kopf stellt.


An Sprachversionen bietet die bei Pidax Film erschienene DVD die französische Originalfassung, zu der deutsche Untertitel zugeschaltet werden können, und die deutsche Synchronfassung. Die Extras umfassen außer einem Nachdruck der Illustrierten Filmbühne den deutschen Vorspann und den deutschen Kinotrailer sowie eine Bildergalerie.


Trailer zu "Die Teuflischen - Les diaboliques"



bottom of page