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  • AutorenbildWalter Gasperi

Der letzte Tycoon: Francis Ford Coppola

Aktualisiert: 27. Apr. 2019


Francis Ford Coppola (geb. 1939)

Mit der „The Godfather“-Trilogie und „Apocalypse Now“ schuf Francis Ford Coppola zeitlose Meisterwerke. Aber auch herbe Niederschläge fehlten in der Karriere des Amerikaners, der am 7. April seinen 80. Geburtstag feierte, nicht. Das Filmpodium Zürich widmet dem fünffachen Oscar-Preisträger bis Mitte Mai eine Retrospektive.


Den Wahnsinn des Krieges auf die Leinwand bannen wollte der am 7. April 1939 in Detroit als Sohn des Komponisten Carmine Coppola und der italienischen Schauspielerin Italia Pennino geborene Francis Ford Coppola mit „Apocalypse Now“ (1979). Dafür riskierte er alles. Sagenumwoben sind die Dreharbeiten auf den Philippinen, bei denen ein Taifun die Bauten vernichtete, Hauptdarsteller Martin Sheen einen Herzinfarkt erlitt und Marlon Brando schwer übergewichtig ans Set kam.


Nicht fertig werden wollte der Film und das Budget stieg von geplanten 10 Millionen Dollar auf damals enorme 30,5 Millionen. Selbst bei der Premiere in Cannes 1979 präsentierte Coppola noch zwei Fassungen, weil er sich nicht für ein Ende entscheiden konnte. 21 Jahre später brachte er mit „Apocalypse Now Redux“ eine rund 50 Minuten längere Fassung ins Kino.


Umstritten war dieser mit einer wahrhaft wahnsinnigen Inszenierung den Zuschauer überwältigenden Kriegsfilm, bei dem sich Coppola auch an Joseph Conrads Erzählung „Herz der Finsternis“ orientierte, bei seiner Erstaufführung. Kritisiert wurde nicht nur, wie der Zuschauer, zumal im legendären Hubschraubenangriff, in die Täterperspektive versetzt wird, sondern auch das mythisch aufgeladene Finale. Inzwischen gilt „Apocalypse Now“ aber längst fast allen als einer der großen Filme des 20. Jahrhunderts.


Ermöglicht hat dem mehrfachen Oscar-Preisträger diesen Wahnsinnstrip der überragende kommerzielle Erfolg von „The Godfather“ (1972) und „The Godfather II“ (1974), in dem er eine Mafiageschichte zum episch breiten Drama vom Aufstieg und Verfall einer Familie ebenso wie zu einem Film über Amerika weitete. Erst nach den Absagen der renommierten Regisseure Sergio Leone, Richard Brooks, Peter Yates und Constantin Costa-Gavras fiel die Wahl für die Verfilmung von Mario Puzos Bestseller auf den damals 31-jährigen Coppola.


Dieser hatte nach einem Theater- und Dramastudium in New York an der University of California Los Angeles Film studiert und mit kleinen Horror- und Sexfilmen das Interesse des B-Regisseurs Roger Corman, der zahlreiche Talente des späteren New Hollywood förderte, geweckt.


Corman ließ den jungen Coppola mit einem Budget von 20.000 Dollar in Irland in Schwarzweiß den Horrorfilm „Dementia 13“ (1963) drehen. Drei Jahre später folgte die Coming-of-Age-Komödie „You´re a Big Boy Now“ (1966). Bekam dieser Film gute Kritiken, so entwickelte sich das Auftrags-Musical „Finian´s Rainbow“ (1968) zum katastrophalen Flop. – Es sollte in Coppolas Karriere nicht das einzige Mal bleiben, dass auf einen Erfolg ein tiefer Sturz folgt.


Mit dem Road-Movie „The Rain People“ (1969), in dem eine schwangere Frau sich von ihrem Mann trennt und sich auf eine ziellose Reise durch eine Nacht begibt, rehabilitierte er sich wieder, aber erst das Drehbuch zu Franklin J. Schaffers „Patton“ (1970), einem Biopic über den General des Zweiten Weltkriegs, für das Coppola seinen ersten Oscar erhielt, öffnete ihm dem Weg zu „The Godfather“.


Zwischen den beiden „Godfather“-Filmen drehte er mit „The Conversation“ (1974), in dem Gene Hackman einen Abhörspezialisten spielt, der zunehmend befürchten muss, selbst bespitzelt zu werden, einen zentralen Film des New Hollywood, der zwar in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde, aber sich nicht zum Publikumserfolg entwickelte.


Um sich vom Hollywood-System zu lösen und unabhängig arbeiten zu können, hatte Coppola schon 1969 zusammen mit George Lucas das Studio American Zoetrope gegründet. In diesem baute er nach „Apocalypse Now“ auch für die Liebesgeschichte „One from the Heart“ (1982) Las Vegas nach. Wie bei „Apocalypse Now“ führte auch hier Vittorio Storaro die Kamera und Coppola drehte mit modernster Computer-Technik.


Wie schon bei seinem Vietnamfilm explodierte auch für diesen im Grunde kleinen Liebesfilm, der seine Künstlichkeit zelebriert und ausstellt, das Budget, doch der Publikumserfolg stellte sich nicht ein. Während er beim Jugenddrama „The Outsider“ (1983) konventioneller arbeitete, experimentierte er schon beim folgenden „Rumble Fish“ (1983) wieder mit expressionistischer Schwarzweiß-Fotografie und eigenwilliger Musik von Stewart Copeland.


An "The Godfather" knüpfte Coppola mit „Cotton Club“ (1984), der in die späten 1920er Jahre führt und von der Gleichzeitigkeit von Show und Gewalt, Jazz und Mafia erzählt, doch weder mit diesem Film noch mit den folgenden „The Garden of Stone“ (1987) und „Tucker“ (1988) war ihm Erfolg beschieden.


Einige Beachtung fanden „The Godfather III“ (1991) und „Bram Stokers Dracula“ (1992) – aber mehr wegen ihrer produktionstechnischen Qualität, ihrer Ausstattung und Kameraarbeit, als wegen einer inspirierten Regie.


Mehr auf die Produktion von Wein auf seinem kalifornischen Gut als auf die Filmarbeit verlegte sich Coppola in den letzten zwei Jahrzehnten. Nur vereinzelt drehte er Filme wie 1997 die John Grisham-Verfimung „John Grisham´s Rainmaker“, 2007 „Youth without Youth“ oder 2009 den autobiographisch geprägten „Tetro“, in dem er von einer italienischen Einwandererfamilie in Buenos Aires erzählte. – An die Erfolge eines „The Godfather“ oder „Apocalypse Now“ konnte er aber auch damit nicht anknüpfen.

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