Ein junger britischer Boxer wird in Thailand wegen Drogenbesitzes verhaftet und kämpft als einziger Ausländer im Gefängnis ums Überleben. Jean-Stéphane Sauvaires beinharter Gefängnis- und Boxerfilm nach Billy Moores autobiographischen Bestseller ist bei Ascot Elite auf DVD und Blu-ray erschienen.
Ein Blick auf den muskulösen Rücken des von Joe Cole mit enormem Körpereinsatz gespielten Billy Moore steht am Beginn. Von einem jungen Thailänder wird der Brite mit Vaseline eingeschmiert und massiert, und zieht noch eine Droge ein, wohl um entschlossener in den kommenden Kampf zu gehen, aber wohl auch um anstehende Schmerzen besser zu ertragen.
Hautnah ist die Kamera bei dem folgenden Muay-Thai-Kampf dran. Keine Regeln scheint es zu geben. Es wird nicht nur mit Händen und Füßen brutal auf den Gegner eingeschlagen, sondern auch zugebissen. Schwere Treffer muss Billy einstecken und geht schließlich zu Boden, wird aber durch eine Prämie entschädigt. Nach einem Besuch eines Nachtclubs, geht er in sein schäbiges Hotelzimmer, wo er von der Polizei festgenommen wird.
Das Gefängnis wird „A Prayer Before Dawn“ die nächsten gut 90 Minuten nicht mehr verlassen. Entsprechend Moores autobiographischem Bestseller erzählt Sauvaire ganz aus dessen Perspektive. Wie der Protagonist weiß auch der Zuschauer teilweise nicht, was vor sich geht, versteht er doch die Sprache der Einheimischen nicht.
Dicht evoziert Sauvaire aber durch die Nähe der dynamischen Handkamera, die dunklen Farben, den hoffnungslos überfüllten Schlafsaal, die am ganzen Körper tätowierten thailändischen Mithäftlinge und in der Beschreibung der Machtstrukturen und der Gewalt, die einerseits durch die Aufseher, andererseits aber auch innerhalb der Gefangenen ausgeübt wird, eine beklemmende Atmosphäre der Hoffnungs- und Ausweglosigkeit.
Dialoge gibt es hier kaum, auch auf Musik verzichtet Sauvaire weitgehend, intensiviert aber gekonnt spezielle Momente durch deren Einsatz. Mit der Aufnahme ins Boxteam des Gefängnisses verbessert sich die Situation für Moore etwas. Verbissen kämpft er ums Überleben, das ihm freilich nur Siege ermöglichen.
Der Gefängnisfilm und der Boxerfilm sind zwei harte von Männern dominierte Genres des Kinos. Wie die Quadratur des Kreises wirkt deren Verbindung. Hier geht es nicht wie bei „Rocky“ und Co. um Ruhm und Weltmeisterschaft, sondern nur ums nackte Überleben. Andererseits erscheint das Gefängnis durch die Ausschließlichkeit, mit der sich der Film darauf konzentriert, als die ganze Welt. Auch als existentielles Drama über den Überlebenskampf des Menschen in einer Welt, in der er gefangen ist und aus der es für ihn kein Entkommen gibt, kann so „A Prayer Before Dawn“ gelesen werden.
Da mag gegen Ende Billy auch die Flucht aus dem Krankenhaus, in das er eingeliefert wird, gelingen, er wird doch wieder zurückkehren, als er erkennt, dass er auch draußen keine Freiheit finden kann.
Knallhart ist dieser Film zweifellos, beklemmend und in der konzentrierten Inszenierung, in der es – abgesehen von finalen Inserts - kein Vorher und kein Nachher, sondern nur das Hier und Jetzt gibt, ebenso packend wie bedrückend, aber zweifellos ist das auch ein beeindruckend intensives und rohes Kinostück, stark in der visuellen und inhaltlichen Geschlossenheit und großartig im Spiel von Joe Cole.
An Sprachversionen bietet die bei Ascot Elite erschienene DVD und Blu-ray die englische Originalfassung, zu der deutsche Untertitel zugeschaltet werden können, sowie die deutsche Synchronfassung. Die Extras bieten einen „Blick hinter die Kulissen“ sowie den originalen Trailer.
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