Ein einzelgängerischer Whiskyschmuggler gerät im ländlichen Kentucky der 1950er nicht nur in Konflikt mit der Steuerfahndung, sondern auch mit dem organisierten Verbrechen. Arthur Ripleys thematisch ungewöhnlicher Mix aus Film noir und Roadmovie, in dem Robert Mitchum in der Hauptrolle brilliert, ist bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) auf DVD und Blu-ray erschienen.
Ein Herzensprojekt von Robert Mitchum war "Thunder Road": Die Story schrieb er selbst, die Rolle des jüngeren Bruders des Protagonisten besetzte er, nachdem der ursprünglich vorgesehene Elvis Presley abgesagt hatte, mit seinem Sohn James. Auch den Titelsong und einen weiteren Song schrieb er selbst und fungierte auch als Produzent.
Auf den Leib geschrieben hat er sich die Rolle des einzelgängerischen Lucas Doolin, der nach seiner Rückkehr aus dem Koreakrieg im heimatlichen Kentucky und Tennessee beginnt, den schwarz gebrannten Whisky seines Vaters und anderer Bewohner heimlich von den Produzenten zu den Händlern zu liefern. Mit diesen Fahrten auf den kurvigen Bergstraßen, bei denen er der Steuerfahndung ebenso wie den Handlangern eines Gangsterbosses (Jacques Aubuchon) entkommen muss, konnte Mitchum auch seine Leidenschaft für schnelle Autos ins Spiel bringen. Vergeblich sucht man allerdings den "Kilometerstein 375" des deutschen Titels.
Eine klassische amerikanische Geschichte vom Kampf des Individuums gegen scheinbar übermächtige Gegner wird hier erzählt. Durchaus im Recht fühlen sich dabei die Schwarzbrenner, betreiben sie ihr Geschäft doch schon seit Generationen. Wie im Western oft ein Großrancher kleine Farmer verdrängen will, ist es hier ein Gangster, der alle Schwarzbrenner kontrollieren will. So erzählen Regisseur Arthur Ripley und Mitchum ins kriminelle Milieu verschoben auch von der Verdrängung der kleinen Unternehmer, von Monopolisierung und Konzernbildung.
Wie im klassischen Film noir ist die Grundstimmung fatalistisch. Wenig Hoffnung auf eine Zukunft macht sich der von Mitchum gewohnt trocken gespielte Doolin, aber verhindern will er wenigstens, dass sein jüngerer Bruder, der als Automechaniker immer wieder seinen Wagen in Schuss bringt, auch ins Geschäft der Schwarzbrenner abgleitet. Auch die Schwarzweißbilder der Kameramänner David Ettenson und Alan Stensvold erzeugen eine bedrückende Stimmung. Fern jeder Idylle ist dieses ländliche Kentucky.
Spannend ist dieser 1958 entstandene Mix aus Film noir und Roadmovie, dessen Produktion auch von der Alkohol- und Tabak-Steuerfahndung unterstützt wurde, durch den selten genutzten Schauplatz und das ungewöhnliche Thema. Die Geschichte allerdings und die Figuren werden – Mitchums Doolin ausgenommen – insgesamt doch zu wenig ausgearbeitet. Da folgt Verfolgungsjagd durch die Berge auf Konfrontationen mit dem Gangster oder dem Steuerfahnder und auch einige Szenen mit der Nachtclubsängerin Francie (Keely Smith), mit der Doolin liiert ist, dürfen nicht fehlen. Um wirklichen Drive zu entwickeln, fehlt es der Inszenierung aber an Stringenz und kraftvoller Verzahnung der Szenen. – Unterhaltsam anzusehen ist das freilich immer noch, auch wenn man immer das Gefühl hat, dass man aus dem Stoff deutlich mehr hätte machen können.
An Sprachversionen bieten die bei Explosive Media (Vertrieb: Koch Films) erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie Untertitel in diesen beiden Sprachen. Die Extras umfassen neben dem Trailer eine Bildergalerie und eine Aufnahme, bei der Robert Mitchum den Titelsong "Thunder Road" singt.
Trailer zu "Thunder Road - Kilometerstein 375"
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