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  • AutorenbildWalter Gasperi

"Colours of Courage" – 7th HUMAN VISION film festival am Spielboden Dornbirn


Die siebte Ausgabe des 2016 gegründeten HUMAN VISION film festival stellt zwischen 4. und 11. März unter dem Motto "Colours of Courage" Menschen in den Mittelpunkt, die zuversichtlich über ihre Grenzen gehen und beweisen, dass eine bessere und gerechte Gesellschaft möglich ist.


Das Festival startet am Samstag, den 4. März mit zwei Previews im Kinosaal des Spielbodens. Am Nachmittag wird mit dem Stop-Motion-Animationsfilm "Im Himmel ist auch Platz für Mäuse" beste Unterhaltung für die ganze Familie geboten, gleichzeitig wird auch schon auf das Thema "Colours of Courage" eingestimmt. Denn mögen im Zentrum der tschechischen Produktion auch eine Maus und ein Fuchs stehen, so geht es doch um Ängste, Mut und die Überwindung von Vorurteilen. Während die mit viel Liebe zum Detail gestalteten und gestochen scharfen Bilder dabei visuellen Genuss bescheren, sorgen die vielfältigen Erlebnisse der beiden Protagonisten und ihre langsame Annäherung, die freilich auch von Zweifeln und Kontroversen unterbrochen wird, für Spannung.

Am Abend folgt mit "The Earth is Blue as an Orange" ein ukrainischer Dokumentarfilm, der Einblick in die allgegenwärtige Kriegsbedrohung im ostukrainischen Donbass schon vor Beginn des russischen Angriffskriegs 2022 bietet. Regisseurin Iryna Tsilyk, die eine Videobotschaft ans Publikum richten wird, fokussiert dabei auf einer jungen Ukrainerin, die einen Film über das Leben ihrer Familie in der vom Krieg erschütterten Region drehen möchte.

Parallel zu diesem Film gibt es in der Kantine des Spielboden eine Human Rights Edition des beliebten Pub Quiz, bei dem sich die Fragen um das weite Feld der Menschenrechte drehen werden.


VISION Bāzār und iranischer Spielfilm


Am Sonntag, sowie von Dienstag bis Freitag wird jeweils ein Film im großen Saal gezeigt. Bewährt hat sich der Auftakt mit einem Bāzār am Sonntag nachmittag. Schüler:innen der Kunstschule Liechtenstein werden für eine fantasievolle Atmosphäre sorgen, in der persische Delikatessen genossen, Kleider getauscht und der Geschichtenerzählerin Katharina Ritter gelauscht werden kann.

Auf Begrüßungsworte des Festivalteams und der Vorarlberger Plattform für Menschenrechte, die musikalisch vom Spielboden Chor begleitet werden, folgt um 18 Uhr als offizieller Eröffnungsfilm der iranische Spielfilm "Beyond the Wall". Vahid Jalilvand erzählt darin von einem fast erblindeten Mann, der in seinem heruntergekommenen Apartment eine Frau aufnimmt, die von der Polizei gesucht wird. Verpackt in einen Thriller entwickelt Jalilvand so ein "zwischen verschiedenen Zeitebenen changierendes, von iranischer Lyrik inspiriertes, beklemmendes Stimmungsbild aus einer maroden, autoritär geführten Gesellschaft" (filmdienst.de)


Lebensträume und Fluchtgeschichten

Evelyne Faye begleitet dagegen im Dokumentarfilm "Lass mich fliegen" vier junge Österreicher:innen mit Down-Syndrom durch ihren Alltag und bietet Einblick in ihre Lebensziele, deren Realisierung immer wieder behindert wird. Am Weltfrauentag folgt mit Rita Baghdadis Dokumentarfilm "Sirens" das Porträt der ersten weiblichen Heavy-Metal-Band Beiruts. Im kompromisslosen Spiel der jungen Frauen und ihrer Suche nach Identität und kreativer Selbstentfaltung im von Krisen schwer erschütterten Libanon spiegelt sich dabei die Befindlichkeit einer ganzen Generation.

Tomáš Kratochvíl wiederum folgt im Dokumentarfilm "Pongo Calling" dem einst von Tschechien nach Großbritannien ausgewanderten LKW-Fahrer Stefan Pongo, der während seiner langen Fahrten in den sozialen Medien politische Kommentare postet und sich für die Rechte der Rom:nja einsetzt.

"Shadow Game" ist zwar der Titel des Dokumentarfilms von Eefje Blankevoort und Els van Driel, doch mit einem Spiel hat das, was die beiden Niederländerinnen zeigen nichts zu tun. Sie begleiten nämlich in ihrem Film Minderjährige drei Jahre lang auf ihrer Flucht durch Europa mit der Kamera.


Ernährungsfragen und Umweltengagement


Liz Marshall bietet dagegen in "Meat the Future" Einblick in eine Nahrungsmittelrevolution. Über fünf Jahre begleitete die Regisseurin den Kardiologen Uma Valeti und sein Team, die mit dem Start-up-Unternehmen Upside Foods als Wegbereiter einer Fleischproduktion im Labor gelten. Einstimmen kann man sich auf diesen Film, der schon am frühen Samstag nachmittag läuft, bei einem veganen Brunch ab 10.30 Uhr in der Kantine.

Positiv stimmen soll auch Flore Vasseurs Dokumentarfilm "Bigger than Us", der zum Abschluss am Samstag um 17 Uhr gezeigt wird. Die Französin porträtiert darin sechs junge Menschen aus unterschiedlichsten Regionen, die gegen Plastikverschmutzung in Indonesien ebenso kämpfen wie für Bildung für Flüchtlinge im Libanon, für Frauenrechte in Malawi, für Redefreiheit in Brasilien oder gegen den Hunger in Uganda. Abgerundet und abgeschlossen wird die Festivalwoche anschließend mit einem interkulturellen Fest mit Afro-Pop aus Westafrika, Tanz und Kulinarik.


Kooperationspartner und Filmgespräche


Zentral für das HUMAN VISION film festival sind immer auch die Zusammenarbeit mit Kooperationspartner:innen und moderierte Gespräche im Anschluss an die Vorführungen. Die Bandbreite der etwa 50 Organisationen, die heuer als Partner:innen gewonnen werden konnten, spannt sich dabei von der Vorarlberger Plattform für Menschenrechte und Amnesty International über GoWest – Verein für LGBTIQ* und feminisTisch - Flinta* Kollektiv Feldkirch bis zu Fridays for Future Vorarlberg, AG Down Syndrom Vorarlberg, Kinder und Jugendanwaltschaft Vorarlberg und Offene Jugendarbeit Dornbirn.


Bei den Filmgesprächen darf man besonders gespannt sein auf die Diskussion im Anschluss an "Sirens", an der auch die libanesische Protagonistin Lilas Mayassi teilnehmen und über Frauenrechte und die Kriminalisierung der Homosexualität im Libanon berichten wird. Die Regisseurin Evelyne Faye wird sich dagegen im Anschluss an ihren Film "Lass mich fliegen" mit Martina Natter, Obfrau von AG Down-Syndrom und Theresia Böhler in einem Gespräch, das auch in Gebärdensprache übersetzt wird, über das alltägliche Leben mit Down Syndrom unterhalten.


Regisseur Tomáš Kratochvíl wiederum diskutiert nach der Vorführung seines Films "Pongo Calling" per Videoschaltung mit der FH-Dozentin Erika Geser-Engleitner und dem Publikum und dürfte dabei interessante Einblick in seine Arbeit und die Situation der Rom:nja bieten.

Weitere Informationen und den genauen Spielplan finden Sie hier.


(Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift KULTUR, März 2023 erschienen)


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