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  • AutorenbildWalter Gasperi

Binti


Die aus dem Kongo stammende zwölfjährige Binti und ihr Vater leben in ständiger Angst vor einer Abschiebung aus Belgien, doch dann lernt das quirlige Mädchen den elfjährigen Elias und dessen Mutter kennen. – Frederike Migom erzählt von ernsten Themen, doch die temporeiche Erzählweise und die mitreißende junge Hauptdarstellerin verbreiten Lebensfreude und den Glauben an den Sieg der Menschlichkeit.


Eine leidenschaftliche Videobloggerin ist die 12-jährige Binti (Bebel Tshiani Baloji), hat ihren eigenen Kanal, 1000 Follower und träumt von einem Auftritt in der Sendung ihres Idols. Sinn macht es folglich, dass sie sich direkt in die Kamera vorstellt, das Kinopublikum wie das Publikum ihrer Videos anspricht und auf Anhieb mit ihrem Schwung mitreißt. Ein Glücksfall ist die Hauptdarstellerin Bebel Tshiani Baloji für Frederike Migoms Langfilmdebüt, denn sie spielt mit einer Leidenschaft und einer Unbekümmertheit, dass man sie auf Anhieb mögen und an ihrem Schicksal Anteil nehmen muss.


Seit Jahren lebt das quirlige Mädchen schon mit ihrem Vater in Belgien, aber immer noch haben sie keine Papiere. Hals über Kopf flüchten müssen sie deshalb, als die Polizei iim Wohnheim eine Ausweiskontrolle durchführt. Im Wald stößt das Mädchen so auf ein Baumhaus, in dem der introvertierte elfjährige Elias seine Freizeit verbringt. Über die Scheidung seiner Eltern ist der Junge noch nicht hinweggekommen.


Ihr Aufeinandertreffen führt aber auch Bintis Vater Jovial und Elias´ Mutter Christine zusammen, die die beiden Kinder suchen. Nicht nur zum Abendessen werden sie eingeladen, sondern die Mutter von Elias nimmt Binti auch über Nacht auf. Hält sich die Sympathie des Jungen zunächst in Grenzen, so wächst diese, als sich Binti als ausgesprochen kreativ beim Entwickeln von Ideen zur Rettung der Okapis erweist, für die sich Elias einsetzt.


Auch Jovial und Christine kommen sich über ihre Kinder näher. Ein Dorn im Auge ist das aber Christines Nachbar, der hier einen Rivalen entdeckt, aber auch Elias will diese neue Beziehung nicht akzeptieren, da er immer noch auf die Rückkehr seines Vaters hofft, obwohl dieser mit seiner neuen Familie in Brasilien lebt. Binti dagegen fördert die Beziehung, hofft sie doch dass sie und ihr Vater durch eine Heirat eine Aufenthaltsbewilligung erhalten.


Mit der Situation von Asylanten, dem harten Durchgreifen der Polizei, Tierschutz und den Belastungen durch eine Scheidung packt Migom nicht nur ziemlich viele, sondern auch schwere Themen in ihren Kinderfilm, doch dank der temporeichen Inszenierung, den kräftigen Farben und der Sommerstimmung sowie natürlich der umwerfenden Hauptdarstellerin dominiert eine optimistische Grundstimmung. Geschickt setzt die 36-jährige Belgierin auch dramatische Akzente, verharmlost das Los von Asylanten nie und vermittelt gerade im Finale auch eindringlich, wie das Damoklesschwert der Abschiebung ständig drohend über ihnen hängt, feiert aber vor allem den Sieg des Guten.


Aber auch die – in diesem Fall positive – Macht von Sozialen Medien wird aufgezeigt und angeschnitten wird auch die Frage, was Liebe ist. Überfrachtet könnte "Binti" angesichts dieser Fülle wirken, doch die vielfältigen Themen werden völlig unaufdringlich in die leichthändig erzählte Geschichte verpackt. Geschickt schließt Migom dabei am Ende auch den Kreis zum Anfang, wenn es wiederum um Bintis Begeisterung für ihr Idol und deren Sendung geht und der Film - so wie er begonnen hat - mit einer direkten Ansprache der Protagonistin ans Publikum endet.


Läuft derzeit in den Schweizer Kinos - Kinok St. Gallen am Samstag, den 8.5. und am Samstag, den 22.5. jeweils um 15 Uhr


Trailer zu "Binti"



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