Während des amerikanischen Bürgerkriegs soll ein Nordstaaten-Offizier hinter den feindlichen Linien eine wichtige Bahnstation zerstören. John Fords Western ist bei Plaion-Pictures in einem Mediabook mit einer zweistündigen Dokumentation zum US-Bürgerkrieg als Bonus-Material auf DVD und Blu-ray erschienen.
Zahlreiche große Western hat John Ford im Laufe seiner Karriere gedreht. Klassiker sind nicht nur "Stagecoach" (1939), "My Darling Clementine" (1946), seine Kavallerie-Trilogie (1947 – 1950), "The Searchers" (1956) und "The Man Who Shot Liberty Valance" (1962). Mit diesen Filmen kann der 1959 entstandene "The Horse Soldiers – Der letzte Befehl" nicht mithalten.
Vieles verbindet diesen Bürgerkriegswestern zwar mit Fords Meisterwerken vom Blick auf Armee und Kavallerie bis zu den entschlossen handelnden Protagonisten und markanten Nebenfiguren. Anderes unterscheidet ihn wieder von Fords Hauptwerken, denn Schauplatz ist hier nicht das wüstenhafte Monument Valley, das der vierfache Oscar-Preisträger berühmt machte, sondern die grünen Wälder und Wiesen sowie die Sümpfe von Mississippi und Louisiana, wo "The Horse Soldiers" auch gedreht wurde.
Zudem ist dies der einzige Film, in dem sich Ford mit dem amerikanischen Bürgerkrieg beschäftigte. Zurückgegriffen hat er dafür auf Harold Sinclairs 1956 erschienenen gleichnamigen Roman. Sinclair erzählt darin die wahre Geschichte des Nordstaatenoffiziers Benjamin Grierson, der 1863 beim sogenannten Grierson´s Raid hinter den feindlichen Linien Eisenbahnlinien und Versorgungsgüter zerstörte.
Aus Grierson wird bei Ford Colonel John Marlowe, der von John Wayne verkörpert wird. Knapp wird in einer einleitenden Besprechung unter Offizieren die für die Nordstaaten ungünstige Lage skizziert. Deren Offensive ist trotz personeller und materieller Überlegenheit ins Stocken geraten. Wie der reale Grierson erhält Marlowe den Auftrag hinter den feindlichen Linien eine strategisch wichtige Eisenbahnstation und ein Nachschublager zu zerstören.
Aufgepeppt werden soll der militärische Auftrag durch persönliche Differenzen zwischen Marlowe und den fiktiven Figuren des Militärarztes Hank Kendall (William Holden) und der vornehmen Südstaatlerin Hannah Hunter (Constance Towers). Letztere nimmt der Nordstaatler bei einem Stopp in deren Villa kurzerhand mit, damit sie seine Aktion nicht verraten kann. Diese privaten Auseinandersetzungen nehmen fast mehr Raum ein als militärische Konfrontationen, bei denen Ford aber wieder einige historische Fakten verarbeitet.
So beruht das Sprengen des Bahnhofs und das Abbauen der Gleise sowie deren Erhitzen und Verbiegen ebenso auf Tatsachen wie eine Kompanie von Teenagern, die gegen die erfahrenen Soldaten in den Kampf geschickt werden. Während im Film Marlowe aber vor einem Angriff auf die Kinder zurückschreckt und mit seiner Truppe abzieht, wurden sie in der Realität getötet.
Unpassend wirkt auch der Humor, mit dem Ford diese Szene durchsetzt, andererseits vermittelt er aber auch immer wieder eindrücklich die Brutalität des Krieges. Bewegend schildert er so den Tod eines jungen Soldaten, eine brutale, schließlich tödlich endende Operation oder den Tod von Hannah Hunters Haushaltshilfe.
Auch den Gegensatz zwischen Marlowe, für den seine Truppe und sein Auftrag über allem steht, und Kendall, der als Arzt jedem Menschen unabhängig davon, auf welcher Seite er steht, helfen will, arbeitet Ford plastisch heraus. Wenig überzeugend ist dagegen die Figur der Hannah Hunter, die trotz der Gefangenschaft zunehmend Achtung und Sympathie für den ruppigen, aber im Kern doch mitfühlenden Marlowe entwickelt. Auch das Bild der Soldaten als zwar raue und entschlossene Männer, die aber auch im Krieg noch Menschlichkeit an den Tag legen, wirkt zumindest aus heutiger Sicht unpassend glorifizierend.
Auffallend ist auch das abrupte Ende. Dieses resultiert daraus, dass Ford nach dem tödlichen Unfall des Stuntman Fred Kennedy, mit dem er seit "She Wore a Yellow Ribbon - Der Teufelshauptmann" (1950) regelmäßig zusammengearbeitet hatte, die Dreharbeiten möglichst schnell beenden wollte. Das ursprünglich vorgesehene Ende mit der Ankunft der Truppe an ihrem Ziel wurde so nicht mehr gefilmt.
An Sprachversionen bieten die bei Plaion-Pictures in einem Mediabook erschienene DVD und Blu-ray die englische Original- und die deutsche Synchronfassung sowie deutsche Untertitel. Dazu kommt als Extra der Kinotrailer und zwei Bonus DVD mit der zweistündigen Dokumentation "Der amerikanische Bürgerkrieg", bei der man zwischen der deutschen und der englischen Sprachfassung wählen kann. Weiters gibt es ein 16-seitiges Booklet von Wolfgang Brunner, der in seinen Texten über den Film sowie über John Ford, John Wayne, William Holden und den während der Dreharbeiten tödlich verunglückten Stuntman Fred Kennedy informiert.
Trailer zu "The Horse Soldiers - Der letzte Befehl"
Comments