Ein mittelloser Amerikaner wird in England Anfang des 20. Jahrhunderts zum Versuchskaninchen zweier spleeniger Brüder, die mit einer Wette die Macht des Geldes beweisen wollen. – Ronald Neames 1954 entstandene, unterhaltsame satirische Komödie nach einer Kurzgeschichte von Mark Twain ist bei Pidax Film auf DVD erschienen.
Wie wirkt eine Banknote über eine Million Pfund auf die Menschen? – Zwei spleenige Brüder wollen dies erproben. Ihr Versuchskaninchen ist der mittellose Amerikaner Henry Adams (Gregory Peck), der diese Banknote erhält, aber einen Monat lang allein von ihrer Wirkung leben und sie selbst nicht anrühren soll.
Der englischen Oberschicht stellt Ronald Neame in seiner Verfilmung von Mark Twains 1893 erschienener Kurzgeschichte den Amerikaner Adams gegenüber. Auf der einen Seite steht edle Kleidung, auf der anderen Adams´ ziemlich schäbiger Anzug. Auch die amerikanische Botschaft kann und will ihm nicht helfen. Jeder Anblick von Essen steigert seinen Hunger, doch dann holen ihn die Brüder Oliver und Roderick Montpellier von der Straße in ihr luxuriöses Stadthaus. Sehnsüchtig blickt Adams auf den reich gedeckten Tisch, doch die Montpelliers überreichen ihm nur ein Kuvert, das er erst um 14 Uhr öffnen darf, schicken ihn dann aber wieder weg.
In der Hoffnung, dass ein mehr oder weniger großes Sümmchen in dem Kuvert ist, schlägt sich Adams in einem vornehmen Restaurant den Magen voll. Als er dann aber das Kuvert öffnet, um die Rechnung zu bezahlen, findet er eine ein Million-Pfund-Note. Wechseln kann man diese im Restaurant freilich nicht, ist aber auch gar nicht nötig, denn wollte man diesen Gast zunächst möglichst schnell loswerden, so wird er jetzt hofiert und gerne wird ihm das Essen geschenkt, wenn er das Restaurant nur seinen Bekannten empfiehlt.
Im Kleidergeschäft geht es Adams nicht anders: Will man ihn zunächst kaum bedienen und ihm dann die hässlichste Konfektionsware andrehen, kümmert man sich ausgiebig um ihn, als er seine große Banknote zückt und auch im Luxushotel wird er wie ein König behandelt. – Gerne kann er überall seine Rechnungen stunden.
Auch die amerikanische Botschaft, die ihm vorher keinen Penny leihen wollte, stellt ihm jetzt ohne Zögern ein paar Hundert Pfund zur Verfügung und auch der Botschafter persönlich kümmert sich um ihn. Nicht genug damit kann Adams auch schon mit dem Kauf schlecht laufender Aktien einen echten Run auslösen und ein sprunghaftes Ansteigen des Wertpapiers bewirken. Kommen Zweifel an seinem Reichtum auf, schlägt das Pendel aber auch sogleich wieder ins Gegenteil um: Die Aktien fallen ins Bodenlose und die Leute, die sich vorher mit seiner Bekanntschaft schmücken wollten, wollen ihn nun am liebsten lynchen.
Klein gehalten ist die Geschichte, fokussiert ganz auf der Demonstration der Macht des Geldes, erzählt gleichzeitig aber auch von einer Liebe, bei der Geld keine Rolle spielt. Sicher und temporeich ist das von Ronald Neame inszeniert, lustvoll von Gregory Peck als smarter Amerikaner, der zunächst die Missverständnisse aufklären will, dann aber doch mitspielt, gespielt.
Bissig, aber nie wirklich böse ist der Blick auf die Macht des Geldes und auf die Menschen, die sich davon wie in Gottfried Kellers "Kleider machen Leute" von der Kleidung blenden lassen. Auch heute noch treffend ist dabei vor allem der Blick auf die Börse, deren Auf und Ab weniger von harten Fakten als vielmehr von den Aktionen großer Player bestimmt wird.
Da mag die Vorlage auch fast 120 und der Film doch schon 67 Jahre alt sein, beide haben nichts an Aktualität verloren und keinen Staub angesetzt. Mit viel Schmunzeln verfolgt man, wie sich die Menschen vom Geld täuschen lassen und Missverständnisse ihre Kreise ziehen. Ein großer Film ist das sicher nicht, aber doch ein charmantes, kleines, ganz auf seinen Star Gregory Peck zugeschnittenes Vergnügen.
An Sprachversionen verfügt die bei Pidax Film erschienene DVD über die englische Original- und die deutsche Synchronfassung aber über keine Untertitel. Die Extras umfassen neben dem Kinotrailer und zwei Trailern zu weiteren Titeln dieses Labels einen Nachdruck der Illustrierten Filmbühne sowie als pdf Mark Twains Kurzgeschichte, die aber auch hier zu finden ist.
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