Pavel Cuzuioc begleitet kommentarlos sechs Telekommunikationstechniker bei ihrer Arbeit in mehreren osteuropäischen Ländern und bietet dabei auch Einblick in die Lebenswelt ihrer Klient*innen. – Ein unaufgeregter und leiser Dokumentarfilm, der nicht nur vom Spannungsfeld von moderner Technik und dörflicher Welt, sondern auch vom Mangel an menschlicher Kommunikation erzählt.
Eine Abfolge von Einstellungen aus einer Telekommunikationszentrale zeigt, wie Anschlüsse geprüft, Verbindungen hergestellt, aber auch alte Kabel im Hof entsorgt werden. Doch die Kommunikation, die hier technisch hergestellt wird, scheint es auf der menschlichen Ebene nicht mehr zu geben.
Der in Moldawien geborene und seit 2000 in Wien lebende Pavel Cuzuioc begleitet sechs Telekommunikationstechniker bei ihrer Arbeit. Er wechselt dabei zwischen der Ukraine, Bulgarien, Moldawien und Rumänien. Bewusst zusammenhangslos stehen die einzelnen Szenen nebeneinander, denn erfahrbar wird dadurch auch, wie die Klient*innen jeweils in ihrer eigenen Welt lebt, es zwischen den Menschen keine Kommunikation gibt.
Auch sind die Techniker nicht in großen Städten, sondern in Dörfern unterwegs, in denen die Straßen noch nicht asphaltiert sind und die Häuser eher an die 1950er und 1960er Jahre als ans 21. Jahrhundert erinnern. Groß ist die Diskrepanz zwischen dieser ländlichen Lebenswelt, die immer wieder durch Gackern von Hühnern, Bellen von Hunden und Iahen eines Esels unterstrichen wird, und der modernen Technik von Flatscreens bis Smartphones, denen aber auch wieder ein Festnetztelefon mit Wählscheibe gegenübersteht.
Mal reparieren die Techniker auf Telegraphenmasten eine Leitung, dann wieder einen Verteilerkasten, vor allem aber sieht man sie in Häusern, in denen die Bewohner davon erzählen, was sie beschäftigt. In langen statischen Einstellungen kann man so einer Frau zuhören, die vom bestialischen Mord an einem Mädchen berichtet, einem bärtigen sowjetischen Afghanistan-Veteranen, mit dem der Techniker schließlich einen Wodka trinkt, oder einem Mann, der über den Drogentod seines Sohnes erzählt. Aber auch eine in der Ukraine lebende Frankokanadierin und eine in Bulgarien lebende Afrikanerin kommen zu Wort.
Und immer wieder läuft im Hintergrund der Fernseher mit einem Auftritt des von der ukrainischen Hymne begleiteten neuen ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bis zu Soaps, deren miserables Niveau mehrfach beklagt wird, aber auch mit Nachrichten über das Versagen der Polizei im Fall des Mädchenmords oder zum desolaten Zustand von Schulen.
Regisseur Pavel Cuzuioc hält sich dabei konsequent zurück, beschränkt sich auf die Rolle des unsichtbaren, aber aufmerksamen und geduldigen Zuschauers und Zuhörers. Viel Raum lässt er den Klient*innen der Techniker, bietet Einblick in ihr Leben und zeichnet kleine Porträts.
Nicht nötig wäre es hier gewesen, dass gegen Ende sowohl ein Pope, in dessen Büro ein Techniker etwas reparieren muss, den Widerspruch von universeller Verbundenheit durch Drähte und Wellen bei gleichzeitigem Verschwinden der menschlichen Kommunikation beklagt, als auch ein Techniker den Verlust des Menschlichen beklagt.
Gelungen ist "Bitte warten" aber in der unaufgeregten Schilderung dieser Welt weit abseits der westlichen Wohlstandsgesellschaft und ihrer Bewohner*innen. Dank Cuzuiocs Zurückhaltung, seiner unübersehbaren Sympathie für diese Menschen und seinem Gespür für leise Komik kommt hier nie das Gefühl von Voyeurismus auf. Auf einem anderen Blatt steht freilich, ob dieser so unspektakuläre und so alltägliche Film auch ein Publikum finden wird.
Wird vom FKC Dornbirn am Mittwoch, den 7.4. und am Donnerstag, den 8.4. jeweils um 17.30 Uhr im Cinema Dornbirn gezeigt (mehrsprachige O.m.U.)
Trailer zu "Bitte warten"
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