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AutorenbildWalter Gasperi

Filmbuch: Der japanische Film


Der Münchner Verlag edition text + kritik startet mit Kayo Adachi-Rabes Band zur Geschichte des japanischen Films die neue Reihe "Filmgeschichte kompakt".


"Filmgeschichte kompakt" heißt, dass auf jeweils rund 100 Seiten die Filmgeschichte eines einzelnen Landes oder eines transnationalen Phänomens dargestellt werden soll. Angesichts der vielfältigen, über 120-jährigen Geschichte des japanischen Films ist das ein ambitioniertes Vorhaben und mehr als eine kurze Einführung, die zu weiterem Studium anregt, kann und will nicht geboten werden.


Der Medienwissenschaftlerin Kayo Adachi-Rabe, die seit 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät Medien an der Bauhaus-Universität Weimar ist, gelingt es das umfangreiche Thema in 15 klar chronologisch aufgebauten Kapiteln ebenso informativ wie knapp abzuhandeln. Innerhalb der Kapitel strukturiert die Autorin die Darstellung nach Regisseur*innen, deren zentrale Filme mehr oder weniger lang vorgestellt werden.


Tiefschürfende Werkanalysen darf man nicht erwarten, doch beginnend von der Stummfilmzeit, bei der Adachi-Rabe unter anderem auf Teinosukes Kinugasas "Eine Seite des Wahnsinns" (1926) genauer eingeht, über das Goldene Zeitalter der 1950er Jahre mit den Filmen Kurosawas, Mizoguchis, Ozus, Kinoshitas, Naruses und Ichikawas bis zu Ryusuke Hamaguchis "Happy Hour" (2015) und dem bei der heurigen virtuellen Berlinale mit dem Silbernen Bären ausgezeichneten "Wheel of Fortune and Fantasy" (2020) spannt die Autorin den Bogen.


Beeindruckend ist, wie es Adachi-Rabe gelingt, diese breite und vielfältige Entwicklung zu raffen und die Darstellung übersichtlich und leicht lesbar zu halten. Nur ausschnittweise können dabei freilich die Filme behandelt werden, bei vielen wie beispielsweise bei Hirokazu Koreedas Familienfilmen "Nobody Knows", "Still Walking" oder "Like Father, Like Son" oder Nagisa Oshimas "Im Reich der Sinne" kann nur der Titel genannt werden, andere wie beispeilsweise Kurosawas einflussreicher Abenteuerfilm "Die verborgene Festung" oder mehrere Filme von Shinji Aoyama bleiben unerwähnt.


Verständlich sind diese Verkürzungen angesichts von Anspruch und Umfang des Bandes, bedauerlich ist aber doch, dass Animé-Großmeister Hayao Miyazaki gerade einmal mit drei Zeilen abgehandelt wird und dem für den japanischen Film insgesamt doch wichtigen Animé sehr wenig Platz zugestanden wird.


Offen bleibt auch, wie viel hier bei der Leserschaft trotz des flüssigen Stils angesichts der zwangsweise kurzatmigen und dicht mit Informationen bepackten Darstellung letztlich haften bleibt. Als knapper Abriss funktioniert "Der japanische Film" aber bestens, eignet sich mit einem Personenregister auch als Nachschlagewerk, bietet mit einer kurzen Filmliste einen Überblick über zentrale japanische Filme und stellt in einer Bibliographie auch weiterführende Literatur vor. – Auf letztere und andere Quellen wird man fraglos zurückgreifen müssen, wenn man einen tieferen Einblick in die japanische Filmgeschichte gewinnen will, Appetit darauf weckt Adachi-Rabes Buch jedenfalls.


Kayo Adachi-Rabe, Der japanische Film. Filmgeschichte kompakt Bd. 1, Edition text + kritik, München 2021. 120 S., € 19, ISBN 978-3-96707-478-9

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