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  • AutorenbildWalter Gasperi

Der geheime Roman des Monsieur Pick – Le mystère Henri Pick


Eine junge Verlegerin entdeckt ein Roman-Manuskript eines verstorbenen Pizzabäckers, das sich zum Bestseller entwickelt. Ein Literaturkritiker hegt aber Zweifel an der Autorschaft des einfachen Mannes und beginnt zu recherchieren. – Ebenso geistreiche wie rasante Dialoge, ein blendend aufgelegtes Ensemble, ein Geheimnis, das gelüftet werden muss, und der satirische Blick auf den Literaturbetrieb sorgen für intelligente Unterhaltung, wie sie vor allem die Franzosen beherrschen.


Jean-Michel Rouche (Fabrice Luchini) ist ein Star der französischen Literaturkritik. Seine Besprechungen im Fernsehen tragen wesentlich zu Erfolg oder Misserfolg eines Buches bei. Wie alle Welt ist zwar auch er begeistert vom Roman „Die letzten Stunden einer großen Liebe“. Er zweifelt aber daran, dass der Pizzabäcker Henri Pick der Autor des Manuskripts ist, das eine junge Verlegerin in einem bretonischen Dorf in einer Bibliothek gefunden hat, in der von allen Verlagen abgelehnte literarische Werke gesammelt wurden.


Weil Pick selbst nicht mehr zu diesem Bestseller befragt werden kann, da er vor zwei Jahren verstorben ist, wird dessen Frau in Rouches Literatursendung eingeladen. Für sie wird durch das Buch ihr Mann wieder lebendig, doch der arrogante Starkritiker greift sie vor laufenden Kameras so heftig an, dass sie erbost das Studio verlässt. Nach diesem Eklat feuert der Sender Rouche, zudem erklärt ihm noch seine Frau, dass sie sich von ihm trennen werde, da er nur noch kleinlich sei und jede Leidenschaft verloren habe.


Das stachelt das Verlangen des Kritikers die Hintergründe des Romans zu lüften nur noch mehr an, weniger wohl um die Wahrheit ans Licht zu bringen als vielmehr um zu beweisen, dass er recht hat. So reist Rouche in die Bretagne, wo er Nachforschungen anstellt und in der Tochter des Pizzabäckers (Camille Cottin) langsam eine Komplizin gewinnt.


Geschickt nutzt Rémi Bezançon in seiner Verfilmung von David Foenkinos 2016 erschienenem Roman das Geheimnis um die Autorschaft als Triebfeder und treibt die Handlung dynamisch voran. Bestens wird das Erzähltempo dabei auch von der Musik unterstützt. Wie ein Krimi ist „Das geheime Leben des Monsieur Pick“ so aufgebaut, gleichzeitig bietet das Thema aber auch die Möglichkeit einen satirischen Blick auf den Literaturbetrieb zu werfen, aber auch von der Schönheit des Lesens und der Macht von Büchern zu erzählen.


Hinreißender Witz entwickelt sich da aus dem Gegensatz zwischen dem einfachen Pizzabäcker, den seine Frau nie lesen und höchstens eine Einkaufsliste schreiben sah, und dem Roman, der voller Anspielungen auf den Tod des russischen Autors Alexander Puschkin ist. Gleichzeitig wirkt sich Monsieur Picks posthumer Ruhm auch auf seine ehemalige Wirkungsstätte aus. Das kleine Zimmer, in dem er die Buchhaltung der Pizzeria erledigte, wird zur Wallfahrtsstätte für Fans seines Buchs, und der neue Eigentümer des Restaurants, der die Pizzeria in eine Créperie umwandelte, muss nun doch immer wieder Pizza backen, da die Touristen in Erinnerung an den verstorbenen Autor nur diese bestellen.


Erzählt ist das zwar durchaus konventionell, aber die ebenso rasanten wie geistreichen Dialoge und ein blendend aufgelegtes Ensemble sorgen dafür, dass kein Leerlauf aufkommt. Großes Vergnügen bereitet es einfach Fabrice Luchini, der nach dem durch einen Schlaganfall sprachlich beeinträchtigen Manager in „L´homme pressé – Das zweite Leben des Monsieur Alain“ eine weitere Glanzleistung liefert, und Camille Cottin als literaturbegeisterte Tochter von Monsieur Pick zuzusehen. Chemie und Timing stimmen einfach, wenn sie zunächst abweisend reagiert, dann aber doch langsam auch Interesse entwickelt die Hintergründe des Romans aufzudecken. Für visuelle Reize sorgt wiederum die immer fotogene Bretagne mit Dorf und Küste, in der die Handlung atmosphärisch stimmig verankert ist.


Ein großer Film ist das sicher nicht, aber eine sehr unterhaltsame Komödie, die mit einer Leichtigkeit daherkommt, wie man sie fast nur vom französischen Kino kennt, und zudem Begeisterung für Literatur und das Lesen neu entfachen oder verstärken kann.


Wird vom 7.1. bis 11.1. vom TaSKino Feldkirch im Kino Rio gezeigt und läuft ab 16.1. im St. Galler Kinok


Trailer zu "Der geheime Roman des Monsieur Pick - Le mystére Henri Pick"



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