Nachdem der Indigene Willie Boy bei einer Auseinandersetzung den Vater seiner Geliebten getötet hat, wird er von einem weißen Trupp durch die wüstenhafte Landschaft Südkaliforniens gejagt. Bei Blackhill Pictures ist Abraham Polonskys 1969 entstandener antirassistischer Western auf DVD und Blu-ray erschienen.
Beeindruckend startete die Karriere von Abraham Polonsky 1947 mit dem Drehbuch für Robert Rossens Boxerfilm "Body and Soul" ("Jagd nach Millionen"), auf den schon im folgenden Jahr mit dem Film noir "Force of Evil" ("Die Macht des Bösen", 1948) sein Regiedebüt folgte. Doch dann geriet der überzeugte Marxist und Mitglied der Kommunistischen Partei der USA in die Fänge der Kommunistenjagd von Senator Joseph McCarthy.
Seine Weigerung über seine kommunistischen Aktivitäten auszusagen, brachten ihn 1951 auf die "Schwarze Liste", die das Aus seiner Karriere in Hollywood bedeutete. Zwar konnte er anonym als Drehbuchautor weiterarbeiten, doch seinen zweiten Film konnte er erst 21 Jahre nach seinem Debüt mit dem Western "Tell Them Willie Boy Is Here" ("Blutige Spur", 1969) drehen.
Unübersehbar ist in diesem Spät-Western, dessen Handlung in einem einleitenden Insert auf das Jahr 1909 datiert wird, mit der Parteinahme für die amerikanischen Indigenen sein sozialkritisches Engagement.
Vom Sprung aus einem fahrenden Zug über einen Gang zu Fuß bis zur Mitnahme in einem Einspänner begleitet Polonsky den Weg seines Protagonisten Willie Boy (Robert Blake) nach Hause. Doch diese Heimat ist ein Reservat, das von einer weißen Ärztin verwaltet wird und in dem die Freiheit der Indigenen eingeschränkt ist.
Mit der Begegnung mit seiner Freundin auf einem Fest wird schon ein Konflikt aufgebaut, denn der Vater der Freundin ist gegen die Beziehung. Sichtbar werden aber auch mit einem illegalen Whisky-Verkäufer rücksichtslose weiße Geschäftemacherei und der weiße Rassismus, wenn man versucht Willie Boy aus einem Saloon zu vertreiben. – In all diesen Konflikten versucht Hilfssheriff Christopher Cooper (Robert Redford), der spürbar Sympathien für den jungen Indigenen hegt, zu vermitteln.
Als aber Willie den Vater seiner Freundin in Notwehr erschießt, bildet sich ein von Cooper angeführter Trupp, der Willie jagt, als dieser mit seiner Freundin durch das unwirtlich-wüstenhafte südkalifornische Morongo Valley flüchtet. Cooper versucht dabei seine Begleiter, unter denen auch ein alter Indianerhasser ist, in Zaum zu halten.
Auch hier wird wieder der Rassismus spürbar, wenn der Trupp nach Außen von der Aggressivität Willie Boys berichtet, obwohl dieser gezielt nur auf die Pferde seiner Verfolger und nicht auf die Männer schießt. Aber auch die Ungleichheit des Kräftemessens wird sichtbar, wenn dem Einzelnen die Gruppe und seiner Flucht zu Fuß die Verfolger zu Pferde gegenüberstehen.
Dennoch kann Willie Boy sich dem Zugriff lange entziehen, ist er doch mit diesem, seinem eigenen Land vertraut, während sich seine Verfolger auf einem ihnen unbekannten Territorium bewegen. – Unübersehbar steht dabei das Schicksal Willie Boys exemplarisch für die Verfolgung und Diskriminierung der indigenen Amerikaner insgesamt, gleichzeitig verarbeitet Polonsky in dieser Geschichte einer Jagd aber auch seine eigenen Erfahrungen als vom House Committee on Un-American Activities (HUAC) gejagter und entrechteter Kommunist.
Dazu kommt als Parallelhandlung noch ein Besuch des US-Präsidenten Taft in dieser Gegend, der wohl für die auch politische Durchsetzung der weißen Vorherrschaft steht. Kritik versprüht Polonsky dabei auch über die Presse, die über dieses Ereignis ebenso sensationslüstern berichten will wie über die Jagd auf Willie Boy.
Polonsky inszeniert die Geschichte, die mit 1909 deutlich nach der Zeit der klassischen Western spielt, nüchtern und vermeidet jede Mythisierung. Großartig fängt die Kamera von Conrad Hall die weite Landschaft ein, über der ständig eine gleißende Sonne strahlt, bis es in einer rauen Felslandschaft zum finalen Showdown kommt.
Nah dran ist der Film dabei immer wieder an seinen beiden Protagonisten Willie Boy und Hilfssheriff Cooper, die zwar auf entgegengesetzten Seiten stehen, aber im Grunde sich doch sehr ähnlich sind. Beide scheinen Männer zu sein, denen gesellschaftliche Regeln ein Übel sind und denen ihre Freiheit und Selbstbestimmung über alles geht. Nicht zuletzt diese konträren Protagonisten machen diesen in getragenem Rhythmus erzählten Spätwestern spannend und auch 55 Jahre nach seiner Entstehung sehenswert.
An Sprachversionen bieten die bei Blackhill Pictures erschienene DVD und Blu-ray die englische Originalfassung, zu der deutsche Untertitel zugeschaltet werden können, sowie die deutsche Synchronfassung. Die Extras umfassen neben dem Kinotrailer und einer Bildergalerie als Texttafeln die Biographien von Abraham Polonsky sowie den Darsteller:innen Robert Redford, Katharine Ross und Robert Blake.
Trailer zu "Blutige Spur - Tell Them Willie Boy Is Here"
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