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  • AutorenbildWalter Gasperi

Black Friday for Future – Ein verflixt schwieriges Jahr (Une année difficile)

In der neuen Komödie der "Ziemlich beste Freunde"-Regisseure Éric Toledano und Olivier Nakache schließen sich zwei hochverschuldete Männer aus eigennützigen Gründen einer Gruppe Klimaaktivist:innen an: Die holprig zusammengeschusterte Handlung und fehlende Haltung in den gesellschaftspolitischen Fragen beeinträchtigen den Unterhaltungswert massiv.


Mit "Ziemlich beste Freunde" gelang Éric Toledano und Olivier Nakache nicht nur in Frankreich ein Kassenschlager. Auch der Hochzeitfilm "Das Leben ist ein Fest" und "Alles außer gewöhnlich – Hors normes", in dem sich zwei Sozialarbeiter um autistische Jugendliche bemühen, hatten Schwung und Pfiff und waren in sich stimmig.


Unstimmigkeiten stellen sich bei "Black Friday for Future" dagegen schon beim Einstieg ein, wenn Klimaaktivist:innen verhindern wollen, dass Konsument:innen am Black Friday ein Elektrogeschäft stürmen. Unklar ist hier, ob sich das Regie-Duo mehr über den Kaufrausch der Kund:innen oder die Protestaktion der Aktivist:innen lustig machen will. In dieser Unentschlossenheit kann die Szene aber kaum Witz entwickeln.


Dieses Problem setzt sich auch in der Folge fort, wenn zwei hochverschuldete Männer (Pio Marmaï und Jonathan Cohen) zunächst Gratisbier und Snacks zu einer Versammlung der Aktivist:innen locken und sie dann die hübsche Anführerin (Moémie Merlant) motiviert, bei der Gruppe zu bleiben. Mit Verschuldung kommt so ein zweites aktuelles Thema in den Film, doch auch dieses bietet kaum Potential für wirklich witzige Szenen.


Wie in "Ziemlich beste Freunde" oder "Alles außer gewöhnlich – Hors normes" arbeiten Toledano / Nakache so wieder mit einem markanten Gegensatz. Denn während die Aktivist:innen freiwilligen Konsumverzicht predigen, hat die beiden Männer der Konsumrausch in die Schulden getrieben, die sie nun veranlassen, auf krummen Wegen zu Geld zu kommen, um ihren Materialismus wieder befriedigen zu können.


Doch wenn Albert auf dem Flughafen die vom Personal bei der Gepäckkontrolle konfiszierten Waren, sofern sie brauchbar sind, aus dem Müll holt und vor dem Flughafen verkauft, ist das einerseits nicht lustig, andererseits wird aber auch die Bitterkeit seiner Situation nicht spürbar. Auch nicht witzig ist, dass der Schuldenberater (Mathieu Amalric), dem Albert zufällig begegnet, selbst spielsüchtig ist und im Casino Hausverbot hat.


Aber auch beim Engagement der beiden verschuldeten Männer in der Gruppe der Klimaaktivist:innen entwickelt "Black Friday for Future" weder Drive noch funkensprühenden oder bissigen Witz. Wenn es zu Missverständnissen kommt, wenn die Anführerin ein "Weitergehen" auf die Protestaktionen, Albert aber auf ihre Beziehung bezieht, führt das bestenfalls zu einer halbwitzigen Szene. Sehr lachfreudig muss man wohl auch sein, um sich daran erfreuen zu können, dass die Aktivist:innen bei ihren Aktionen Codenamen wie "Kaktus", "Küken", "Antilope" oder "Bonbon" verwenden.


Angesichts der aktuellen Lage kann man wohl auch kaum darüber lachen, wie sich der Film über die Sitzungen der Aktivist:innen und ihren Umgang miteinander lustig macht. Nur lauen Witz statt bissigen gesellschaftskritischen Impetus kennzeichnet aber auch der Blick auf die Protestaktionen bei einer Modeschau, am Place du Trocadéro oder vor der Banque de France.


Dazu kommt, dass Pio Marmaï, Jonathan Cohen und Moémie Merlant zwar solide spielen, aber sowohl echte Reibungen fehlen als auch die Funken zwischen ihnen nicht sprühen wollen. Das mag aber auch an der sehr holprigen und wenig ausgefeilten Handlungsführung liegen.


Einfach nicht überzeugend ist, wie die beiden Männer eine Protestaktion zu ihren eigenen Zwecken nutzen wollen, viel zu überraschend folgen die Wendungen speziell am Schluss, wenn auf den völligen Bruch plötzlich wieder eine Zusammenarbeit folgt.


Unpassend ist aber auch, wie einzelne Szenen mit Popsongs wie "The End" von den Doors aufgeputscht werden sollen. Wie dieser Musikeinsatz kontraproduktiv ist, so ist auch die Akzentuierung eines Auftritts der drei Protagonist:innen mit Zeitlupe völlig überzogen und unangemessen.


Dünn gesät bleiben so die Lacher und zunehmend zäh zieht sich folglich die Handlung über zwei Stunden dahin. Den Nachspann sollte man aber dennoch aussitzen, denn er bringt dann doch noch zumindest eine ebenso überraschende wie witzige Wende.

 

Black Friday for Future – Une année difficile (Ein verflixt schwieriges Jahr) Frankreich 2023 Regie: Eric Toledano, Olivier Nakache mit: Pio Marmaï, Jonathan Cohen, Moémie Merlant, Mathieu Amalric, Luàna Bajrami, Alban Ivanov, Grégoire Leprince-Ringuet, Marie Papillon Länge: 120 min.



Läuft jetzt in den Kinos


Trailer zu "Black Friday for Future - Une année difficile"


 

 

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