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  • AutorenbildWalter Gasperi

Animal


Nach "Tomorrow", in dem Lösungsmöglichkeiten für die Umwelt- und Klimakrise präsentiert wurden, lässt Cyril Dion in seinem neuen Dokumentarfilm zwei engagierte Jugendliche um die Welt reisen, um dem Artensterben und der Bedeutung der Biodiversität nachzuspüren.


Zu Bildern vom Abschuss von Löwen, von Müllbergen und Plastik im Ozean stellt sich die 16-jährige Londonerin Bella Lack mit ihrem Voice-over als Umweltaktivistin vor. Ganz gewöhnlich verlief zwar ihre Kindheit mit Ballettunterricht und Haustier, doch inzwischen hat sie gelernt, dass sie aktiv werden muss, um die Welt zu retten.


Doch ihr geht es gleich, wie dem in Paris lebenden gebürtigen Singhalesen Vipulan Puvaneswaran: Die Jugendlichen demonstrieren und demonstrieren, doch die Politiker ändern nichts an ihrer Haltung. Außerdem sollte es ihrer Meinung nach nicht die Aufgabe von 16-Jährigen, sondern von Erwachsenen sein, Verantwortung für die Welt zu übernehmen.


Die Arbeit am Film wird direkt thematisiert, wenn Bella und Vipulan darüber reden, dass sie auf Anregung von Cyril Dion um die Welt reisten und Wissenschaftler zu Artensterben und Biodiversität befragten. Teilweise diskutieren sie dabei auch direkt vor der Kamera mit dem Regisseur.


Nur Trägerfiguren sind so die beiden sympathischen Teenager. Sie sind Stellvertreter*innen, dienen als Andockstelle, über die die Aussagen der Expert*innen ans Publikum übermittelt werden. Der Bogen spannt sich dabei vom Stansford-Professor Anthony Barnosky, der die Bedeutung der Biodiversität betont und die Gründe für das Artensterben darlegt, bis zum Franzosen Laurent Helaine, der Tausende Kaninchen in Massentierzucht in Käfigen in der Größe von jeweils einem A-4-Blatt hält.


Die Stoßrichtung ist klar, der didaktische Impetus von "Animal" unübersehbar. Talking Heads dominieren zwar, doch immer wieder sind es auch kurze Bildfolgen, die einen ebenso erschreckenden wie plastischen Eindruck von der Umweltzerstörung und der Bedrohung der Erde vermitteln. Gegenpol dazu sind Bilder von springenden Delphinen oder Elefanten und Zebras in freier Wildbahn, die die Schönheit der Natur und der Artenvielfalt beschwören.


Als Leitlinie ziehen sich durch den Film der Gedanke von der Abwendung vom Streben nach Wachstum und hin zu einer gleichwertigen Akzeptanz der Tiere sowie zur Bedeutung der Biodiversität auch für den Menschen. Elefanten erscheinen dabei als ebenso wichtig wie Ameisen und auch Wölfe und Schafe gehören hier zusammen, in deren Leben Bella und Vipulan im französischen Jura Einblick erhalten.


Nicht fehlen dürfen auch die zahllosen Arten von Bienen und in die einst revolutionäre Arbeit der Gorilla-Forscherin Jane Goodall wird mittels Archivmaterial Einblick geboten. Der Zerstörung und Ausbeutung der Natur auf der einen Seite stehen dabei auf der anderen Seite immer wieder Lösungsansätze und konkrete Aktionen der Expert*innen gegenüber, die Hoffnung machen, dass es noch nicht zu spät ist.


Fast schon übervoll ist dieser Film mit seinen zahlreichen Aspekten. Kurzatmigkeit dominiert die Erzählweise. In die Tiefe kann so kaum gegangen werden, sondern vieles wird nur angerissen. Fraglich ist folglich, wie viel bei diesem Kaleidoskop der Umwelt-, Natur- und Klimaprobleme der heutigen Welt wirklich haften bleibt, doch eindrücklich wird in der Fülle bewusst, wie vieles im Argen liegt.


Mit den beiden engagierten Teenagern als Protagonist*innen gelingt es Dion dafür zu sorgen, dass sein Film nicht in Pessimismus verfällt, sondern den Glauben erhält, dass mit entsprechendem Engagement die Welt noch gerettet werden kann. So dienen Bella und Vipulan auch als Role-Models, in deren Fußstapfen das Publikum treten soll – und vor allem auf junge Zuschauer*innen können diese beiden Teenager durchaus Zugkraft ausüben.



Animal Frankreich 2021 Regie: Cyril Dion mit: Bella Lack, Vipulan Puvaneswaran, Anthony Barnosky, Afroz Shah, Claire Nouvian, Laurent Helaine, Jane Goodall, Eloli Laurent, Charles und Perrine Hervé-Gruyer Länge: 106 min.



Läuft ab 4.8. 2022 in den Schweizer Kinos, z.B. im Kinok St. Gallen


Trailer zu "Animal"


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