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AutorenbildWalter Gasperi

Amore al dente – Ein fast gewöhnlicher Sommer


Gegensätze sind das Schmiermittel von Komödien. In Simone Godanos zweitem Spielfilm trifft in einer Villa am Meer eine reiche und liberale, aber egozentrische Familie auf eine konservative, aber empathische Familie von Fischern. – Kein großer Film, aber eine von einem befreit aufspielenden Ensemble getragene Sommerkomödie, die für Offenheit und Toleranz plädiert.


Für den Sommerurlaub hat die Fischerfamilie Petagna einen Teil der Villa des reichen Tony Castelvecchio (Fabrizio Bentivoglio) gemietet. Zentraler Schauplatz des zweiten Spielfilms des 43-jährigen Simone Godano, der vor drei Jahren mit "Moglie e marito" sein Regiedebüt vorlegte, ist dieses malerisch über einer Steilküste gelegene Anwesen.


Nicht nur Papa Carlo Petagna (Alessandro Gassmann) reist mit seinem erwachsenen Sohn Sandro (Filippo Scicchitano), dessen hochschwangerer Frau, seinem jüngeren Sohn Diego und einem Enkel an, sondern auch die beiden Töchter von Tony. Zufall ist dabei freilich nichts. Scheint zunächst noch Tonys Geburtstag im Zentrum zu stehen, so tut er diesen rasch als Nebensache ab und erklärt seinen Töchtern, dass er in drei Wochen einen Mann heiraten will. Bald wird auch klar, dass es sich bei seinem Partner um den verwitweten Carlo handelt.


Während die Oberschichtfamilie das Coming-Out des Vaters locker nimmt, reagieren die Petagnas entsetzt und legen homophobes Gedankengut an den Tag. Da auch Tonys älteste Tochter Penelope (Jasmine Trinca) die Heirat ihres Vaters verhindern möchte, schließt sie sich mit Carlos Sohn Sandro zusammen. – Aber es kommt dann doch alles anders als geplant.

"Amore al dente" lebt vor allem vom Gegensatz der beiden Familien. Da stehen sich nicht nur schicke Kleidung und Styling einfachem und etwas ungepflegtem Auftreten der Fischer gegenüber, sondern mit den unterschiedlichen sozialen Schichten auch konträre Wertvorstellungen. Während sich die Castelvecchios offen geben, ganz selbstverständlich auch Gras rauchen, treten die Petagnas kleinbürgerlich-konservativ auf. Gleichzeitig zeichnet diese Fischerfamilie aber auch ein ausgeprägter Familiensinn aus, während Tony immer zunächst an sich selbst gedacht und auch seine Tochter Penelope vernachlässigt hat.


Immer wieder lässt Godano die Familien sich aneinander reiben, ganz auf sie konzentriert er sich, jedes gesellschaftliche Umfeld wird ausgespart. Fernseh- oder auch theaterhaft wirkt das zwar teilweise aufgrund der Statik mancher Szene, doch das lustvoll aufspielende Ensemble täuscht zumindest teilweise über die wenig aufregende filmische Gestaltung hinweg.


Geschickt streut Godano auch bruchlos in den komödiantischen Grundton gefühlvollere Momente ein und lässt die Protagonisten eine Wandlung durchmachen. Langsam legt so nicht nur Tony seine Engstirnigkeit und Ichbezogenheit ab, sondern auch Sandro und Penelope lernen an das Glück ihrer Väter zu denken und eigene Interessen hintan zu stellen. Wie Tony so lernt eigene Versäumnisse einzusehen, Reue zu zeigen und sich zu entschuldigen, so werden auch Sandro und Penelope schließlich eine Kehrtwendung in ihrem Verhalten einschlagen.


Dank flotter Handlungsführung und leichthändiger Inszenierung ist das durchgängig unterhaltsam, auch viel Italianitá mit Sonne, Meer und flotter Musik sorgen für gute Stimmung. Tiefgang darf man freilich kaum erwarten, sodass diese Sommerkomödie nach 100 Minuten ohne Nachhall verpufft. – In der verunsichernden und beunruhigenden Corona-Zeit ist das aber vielleicht nicht das schlechteste Gegenmittel.


Läuft ab 17. Juli in den österreichischen Kinos


Trailer zu "Amore al dente - Ein fast gewöhnlicher Sommer"



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